Leute
Wursts Wahrheit ist allen wurscht
David Pesendorfer über Conchitas bröckelndes Heimatidyll
Damals, als sie drauf und dran war, für uns zu gewinnen, war Harmonie oberstes journalistisches Gebot: Conchita Wurst, frisch geschminkt, in bizarr sündiger Abendrobe, wie sie helllichten Tages auf High Heels durch ihre Heimatgemeinde stöckelte; Anrainer, die selbstergriffen Spalier standen und bekundeten, dass sie ja schon immer gewusst hätten, was denn nicht Großes in dem Dirndl, in dem Burschen, in dem Dings halt stecke. Das waren die Bilder, die uns das öffentliche Fernsehen frei Haus lieferte. Doch nun bröckelt das Idyll. „Damals in der Schulzeit schien es nur Spötter und Schwulenhasser zu geben“, erinnert sich Wurst heute. Ihre zeitlose Alltagsgeschichte, warum erzählt sie keiner? Weil bald wieder Song Contest ist?