US-Bundesstaat Virginia: Heimat der
NRA und der liberalen Waffengesetze

Für Sturmgewehre gibt es keine Vorschriften Plus: Öffentliches Tragen von Waffen ist erlaubt

Virginia ist einer jener US-Bundesstaaten, in denen Waffenliebhaber auf ihre Kosten kommen. Das Tragen der eigenen "Handgun" ist in der Öffentlichkeit erlaubt, auch Restriktionen beim Kauf von Sturmgewehren und automatischen Waffen gibt es nicht. Die Stadt Fairfax im Norden des Bundesstaates ist zudem das Hauptquartier der einflussreichsten Waffenlobby der Welt: der National Rifle Association (NRA).

Die NRA hat ihren Sitz in Fairfax, einer 22.000-Einwohnerstadt im Norden des Staates. Sie beruft sich auf den zweiten Zusatz der US-Verfassung, der - in Kurzfassung - jeden Bürger davor schützen soll, dass ihm die Regierung den Waffenbesitz verbieten könnte. "Was unsere Mitglieder teilen, ist das Interesse am Schießsport, den Glauben an das Verfassungsrecht, Waffen zu tragen, und die Verpflichtung zu Sicherheit, Verantwortung und Freiheit", heißt es in den Satzungen der NRA.

Seit 1871 trägt die Organisation, die 4,3 Millionen Mitglieder zählt, mit einer Kriegskasse von rund 200 Millionen Euro dafür Sorge, dass das Recht der Amerikaner auf Colt, Gewehr und Co. nicht untergraben wird, unter anderem mit massiven Wahlkampfspenden. Die Organisation gilt als außerordentlich einflussreich: Im Mai 2001 hat die Wirtschaftszeitschrift "Fortune" die NRA zur Lobbygruppe mit dem größten Einfluss im amerikanischen Regierungssitz Washington D.C. ernannt.

In Virginia hat die NRA vor zwölf Jahren durchgesetzt, dass die Bürger ihre Handfeuerwaffen öffentlich tragen dürfen, die Regelung führte Virginia als erster Ostküstenstaat 1995 ein. Einzige Voraussetzung: eine Bestätigung der Polizei, dass der Antragsteller eine "weiße Weste" hat.

Auch sonst ist es um die Vorschriften über Schusswaffen in Virginia nicht besonders streng bestellt: Von der Lobbyingorganisation "Brady Campaign", die sich für strengere Waffengesetze stark macht, wurden die Regulationen der einzelnen Bundesstaaten unter die Lupe genommen hat, wobei Virginia ein "C minus", erntete - schlechter Durchschnitt also.

Kritikpunkte der "Brady Campaign" waren unter anderem die fehlenden Restriktionen bei "Assault Weapons", also Sturmgewehren und artverwandten Geschützen, die überhaupt keiner Beschränkung unterliegen. Außerdem gibt es bis auf Faustfeuerwaffen keinerlei Beschränkungen für Minderjährige: Ab zwölf Jahren darf ein Bürger von Virginia von der Schrotflinte bis zum Sturmgewehr alles besitzen, ohne dafür auch nur die Genehmigung der Eltern zu brauchen, kritisiert die "Brady Campaign".

Zudem fehlt eine Evidenz über die im Umlauf befindlichen Schusswaffen: Die Polizei registriert die Gewehre und Pistolen nicht, wie viele in den Häusern und Wohnungen Virginias gehortet werden, ist unklar. Allerdings ist vorgeschrieben, dass nur eine Waffe pro Monat erworben werden darf.

(apa/red)