Tobisch, Kurz und
Kritik am Opernball

"Der Lugner is' a Wurschtel", war nicht der wichtigste Satz, den die ehemalige Opernball-Chefin Lotte Tobisch in einem großen Interview mit der renommierten "Süddeutschen Zeitung" von sich gab. Denn sie fügte hinzu: "Der passt mit seinen Gästen gut auf so ein Faschingsfest." Das ist ein despektierliches Urteil.

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Kritik am Opernball © Bild: News Zach - Kiesling Roman

Dem ein politisches folgte. Auf die Feststellung des Interviewers Martin Zips, dass Bruno Kreisky den Opernball zu einem internationalen Politiktreffen gemacht habe, jetzt aber Sebastian Kurz am Ruder sei, antwortete die 91-jährige Wiener Lady: "Da wird mir ganz übel. Den Kurz kann ich wirklich nur bedauern, dass er sich mit dem Strache ins Bett legen musste. Das ist ein schlimmes Malheur."

Tobisch wusste auch Ursachen für die in ihrer Sicht sinkende "Brillanz" des Promi-Balls. Erstens werde in den Ball nicht mehr investiert. Zweitens sei sie noch alleinige Chefin gewesen, heute würden zehn Leute bestimmen. Und das führe unter anderem dazu, dass heute "meist die Uninteressanten kommen."

Aus ihrer Wohnung in der Wiener City könne sie den roten Teppich sehen, aber auf den Ball gehe sie schon lange nicht mehr. Die Zuschauerin hat zugeschlagen.

Ihre persönliche Anti-Opernball-Demo braucht kein Polizeiaufgebot, wird aber per Tratschando die Runde machen – vor allem, weil sie nicht in einem Wiener Boulevardblatt erschienen ist, sondern der "Süddeutschen" einen Seiten-Aufmacher und ein Tobisch-Bild auf der ersten Seite wert war.

Dass Tobisch den österreichischen Renommierball nahezu lächerlich gemacht hat, ist nicht nur ein Angriff auf Maria Großbauer, ÖVP-Abgeordnete und Organisatorin seit 2017, sondern auch auf deren Vorgängerin Desiree Treichl-Stürgkh. Sie kritisiert damit ein Aushängeschild der österreichischen Hochkultur und deren Mangel an innovativer Kraft. Es besteht auch Bedarf, wenn man der alten, im Denken offenbar jungen Dame folgt.

Video: Von der Oper zum Ballsaal

© Video: APA