Schlechte Luft kann mitunter krank machen: Gutes Raumklima ist ausgesprochen wichtig

Interview mit Dr. Moshammer/ Inst. f. Umwelthygiene NEWS LEBEN: So lüften Sie die Wohnung richtig

Von leicht unbehaglich bis schlicht krank – die Folgen schlechter Luft in Innenräumen können weit reichend sein. Doch viele gesundheitliche Belastungen können vermieden werden, so man über sie Bescheid weiß. NEWS LEBEN hat mit Dr. Hanns Moshammer vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien gesprochen. Der Umweltmediziner informiert Sie über Schadstoffquellen und Abhilfe.

Schlechte Luft kann mitunter krank machen: Gutes Raumklima ist ausgesprochen wichtig

LEBEN: Wie wichtig ist die Raumluft für unsere Gesundheit?

Moshammer: Raumluft und Luftqualität haben insgesamt einen entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Unter schlechten Luftbedingungen leiden vor allem kleine Kinder und ältere Menschen, die schon Vorschäden an den Atemwegen haben. Der mit Abstand gefährlichste Innenraumschadstoff ist sicherlich der Tabakrauch. Er wirkt bereits auf ungeborene Kinder und kann zu plötzlichem Kindstod der Säuglinge, verzögerter Entwicklung der Atemwege, einem erhöhten Allergierisiko und Wachstumsverzögerung führen.

LEBEN: Beeinträchtigt der Feinstaub von der Straße auch die Luftqualität in Innenräumen?

Moshammer: Ja, ganz entscheidend. Im Gegensatz zu Ozon, das sich sehr rasch abbaut, sobald es ins Haus kommt, bleibt der Feinstaub bestehen. Er dringt auch bei geschlossenen Fenstern durch die Fensterritzen; die Belastung ist in Innenräumen praktisch gleich hoch wie außerhalb. Feinstaub ist übrigens auch im Tabakrauch enthalten.

LEBEN: Mit welchen anderen Schadstoffen „von außen“ muss man rechnen?

Moshammer: Ein sehr vernachlässigter Schadstoff ist das Radon, es kommt in einigen Gegenden Österreichs im Boden vor. Wenn es „ausgast“, also aus der Erde in die Luft gelangt, ist es für Menschen schädlich – bis zu zehn Prozent der Lungenkrebsfälle sollen darauf zurückzuführen sein. In den betroffenen Regionen ist also eine besonders gute Abdichtung der Keller sehr wichtig. Im Internet (www.univie. ac.at/Kernphysik/oenrap) kann man recherchieren, ob man in einer radonsensiblen Zone lebt.

LEBEN: Wie hoch ist die Belastung durch Chemikalien wie Formaldehyd, das etwa in Spanplatten vorkommen kann?

Moshammer: Formaldehyd löst Kontaktallergien aus, ist ein Reizgas und steht im Verdacht, eventuell sogar schwach krebserregend zu sein. Es kann immer wieder aus Einrichtungsgegenständen in die Raumluft gelangen. Eigentlich ist es sehr flüchtig, und man kann durch gutes Auslüften die Konzentration in der Luft rasch verringern. Leider wird es aber vor allem als Bestandteil von Harzen und Bindemitteln verwendet, und so kann es über lange Jahre hinweg von ein und demselben Möbel immer wieder neu freigesetzt werden. Hohe Konzentrationen sind übrigens am stechenden Geruch zu bemerken. Wenn man z. B. in einen Kleiderschrank hineinschnuppert und nichts Unangenehmes bemerkt, ist man auf der sicheren Seite.

LEBEN: Ein weit verbreitetes Problem ist Schimmelbefall. Wie begegnet man dem am besten?

Moshammer: Eine Untersuchung in den Achtzigerjahren ergab, dass etwa fünf Prozent der Haushalte unter Schimmel litten. Meinem Eindruck nach nimmt der Anteil wieder zu. Ich schätze, dass in zehn Prozent der österreichischen Haushalte Schimmel zu finden ist. Schimmel kann allergische Reaktionen und Asthma auslösen. Es besteht aber kein Grund zur Panik, wenn man Schimmel am Duschvorhang entdeckt – den kann man einfach abwaschen. Bei Schimmel an der Wand gilt es vor allem, die Ursache zu beseitigen: Kältebrücken, das undichte Dach oder den Rohrbruch. Vorsicht empfehle ich beim Einsatz von Desinfektionsmitteln: Was etwas so Robustes wie einen Schimmelpilz vernichten kann, ist sicherlich nicht gut für menschliche Schleimhäute.

So lüften Sie richtig
Am besten ist mehrmals tägliches Stoßlüften und Querlüften:
-) Beim Stoßlüften wird das Fenster für 4 bis 10 Minuten ganz geöffnet. Je kälter es draußen ist, desto kürzer sollte die Lüftung sein, damit nicht unnötig viel Heizenergie nach draußen verpufft.
-) Beim Querlüften werden für 2–4 Minuten alle Fenster ganz geöffnet, und man lässt es „durchziehen“. Bei beiden Methoden gibt es einen schnellen Luftaustausch, die frische Luft ist trocken und kann rasch und mit wenig Energie wieder auf Zimmertemperatur gebracht werden.
-) Weniger empfehlenswert: die Spaltlüftung bei gekipptem Fenster. Dabei geht durch die längere Lüftungszeit viel Energie verloren. Außerdem begünstigt Spaltlüftung die Entstehung von Schimmel.
-) Besonders effektiv ist es, morgens zu lüften. Die in der Nacht entstandene Feuchtigkeit ist noch nicht in Möbel und Wände eingedrungen, ein Luftaustausch bringt schnell die gewünschte Wirkung.
-) Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 60 %. Mittels Hygrometer lässt sich der aktuelle Wert leicht feststellen, und man kann die Wirkung der Lüftung direkt beobachten.

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