Opus Dei über "Sakrileg": Handlung im
Buch hat mit der Wahrheit nichts zu tun

Einfluss bechränkt sich nur aufs geistliche Leben Regisseur Howard zeigt Opus Dei die kalte Schulter

Durch die Verfilmung von Dan Browns Bestseller "The Da Vinci Code" rückt die katholische Organisation Opus Dei einmal mehr ins Interesse der Öffentlichkeit. Schon vor dem Erfolg des Thrillers "Sakrileg" galt das "Werk Gottes" als ein katholischer Geheimbund, der durch seine angebliche politische Macht, den ihm nachgesagten Reichtum und sagenumwobene Bußrituale für Spekulationen sorgte. Brown tat sein übriges dazu, indem er die wichtigste Schurkenrolle im "Sakrileg" mit Silas besetzte, einem masochistischen Albino-Mönch, der im Auftrag des Opus Dei Morde begeht.

In Sorge um weitere Imageschäden hat sich die erzkatholische Organisation vor dem Kinostart an den Filmkonzern "Sony-Columbia" gewandt und darum gebeten, dass der Verfilmung der Hinweis auf den fiktiven Charakter des Werks vorgeschaltet wird. Auch das Opus Dei Österreich wird nicht müde, zu betonen, dass "in dem Bestseller Praktiken dargestellt werden, die sich am Horrorgenre orientieren, die aber mit der Wahrheit nichts zu tun haben", so Christoph Tölg, Priester und Seelsorger bei Opus Dei Österreich.

Es sei wichtig, zu sehen, dass es sich bei dem Buch um eine Fantasiegeschichte handelt, die etwa mit der Darstellung blutiger Bußpraktiken das Sensationsbedürfnis der Leute anspricht mit dem Ziel, Geld zu machen. Tölg leugnet nicht, dass das Opus Dei auch in der Realität Bußübungen "nicht ausschließt", allerdings in einer "maßvollen, die Gesundheit nicht schädigenden Art". Derartige Praktiken habe es in der katholischen Kirche schon immer gegeben. Sie wurden sowohl von Franz von Assisi als auch von Mutter Teresa geübt. Dahinter stehe die Bemühung, "sich mit Christus zu verbinden, der für uns gelitten hat".

Neben den Bußübungen spielen in der Darstellung Dan Browns auch die angebliche politische Macht sowie der Reichtum der Organisation eine entscheidende Rolle. Von einer politischen Einflussnahme will Tölg allerdings nichts wissen. "Der Einfluss des Opus Dei bezieht sich nur auf das geistliche Leben, nicht aber auf weltliche Aspekte", lautet seine Gegendarstellung.

Auch von einem sagenhaften Reichtum könne keine Rede sein. Opus Dei bezieht keinen Kirchenbeitrag und das Jahresbudget der Organisation, das sich hauptsächlich aus den freiwilligen Abgaben der Mitglieder zusammensetzt, sei mit dem einer mittleren Diözese in den USA vergleichbar. Der Opus-Dei-Experte John Allen geht in einem unlängst auch auf Deutsch erschienenen Buch von höchstens 2,8 Milliarden Dollar aus.

Und was ist dran an der Darstellung einer erzkonservativen Eliteeinheit? Weltweit verfügt Opus Dei über rund 85.000 Mitglieder, die größtenteils über "persönliche Bekanntschaften" in Kontakt kommen. Der Beitritt zur Organisation wird als Lebensentscheidung katholischer Christen gesehen und erfolgt vertraglich. Dieser Vertrag muss jährlich erneuert werden. In beiderseitigem Einvernehmen kann er auch früher aufgelöst werden. Erst nach sechs Jahren ist eine dauernde Mitgliedschaft möglich. Mit einer "Supermacht des Bösen", wie in "Sakrileg" dargestellt, hat Opus Dei überhaupt nichts gemein, so Tölg.

Ein wirkliches Imageproblem sieht der Priester allerdings auch nicht. Dazu sei "Sakrileg" zu weit von der Wirklichkeit entfernt. Er hofft vielmehr, dass Opus Dei das bereits durch das Buch ausgelöste enorme öffentliche Interesse dazu nützen könne, "unsere Wahrheit besser rüber zu bringen". Er hoffe auch, dass durch eine faire Berichterstattung Imageschäden aus der Vergangenheit behoben werden.

Regisseur zeigt Opus Dei die kalte Schulter
US-Regisseur Ron Howard denkt gar nicht daran, auf die Forderung von Opus Dei einzugehen, seinen neuen Film "The Da Vinci Code - Sakrileg" mit einem Warnhinweis zu versehen: "Es dreht sich hier weder um Religion noch um Geschichte", empörte sich Howard in einem Zeitungsinterview. "Spionage-Thriller fangen einfach nicht mit einer derartigen Erklärung an", meinte Howard. Die Vorlage von Dan Brown zeige doch, dass ein erfundener Roman dem Film zu Grunde liege.

(apa/red)