Darum Ohren nicht mit
Wattestäbchen reinigen

Wer seine Ohren mit Wattestäbchen säubern will, macht alles nur noch schlimmer

Man sollte meinen, der Mensch lernt aus seinen Fehlern. Tut er aber nicht. So kommt es, dass, wie eine aktuelle US-Studie zeigt, rund 12.500 Mal im Jahr Spitalsärzte zur Tat schreiten müssen, um Wattestäbchen-Unfälle von Kindern und Jugendlichen zu behandeln. Warum Wattestäbchen im Gehörgang nichts verloren haben, sie alles nur noch schlimmer machen und wie man seine Ohren richtig säubert, verrät der Wiener HNO-Spezialist Prof. Wolfgang Gstöttner.

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Ohr-Troubles - Darum Ohren nicht mit
Wattestäbchen reinigen

Wattestäbchen haben im Ohr nichts verloren. Und dennoch können wir's nicht lassen, sie tief in unseren Gehörgang zu schieben, um ihn - vermeintlich - von Ohrenschmalz zu befreien. Dass wir diesen dabei nur noch tiefer ins Ohr schieben, nämlich so tief, dass ihn letztlich nur noch ein Professionist, sprich ein HNO-Arzt, entfernen kann, wissen offenbar die Wenigsten. Dass man sich bei dem gewagten Reinigungsvorhaben verletzen kann, ist schon eher bekannt.

12.500 Wattestäbchen-Unfälle pro Jahr

So berichten US-Forscher im "Journal of Pediatrics", dass zwischen 1990 und 2010 die Ohren von über 263.000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren aufgrund diverser Verletzungen, in die allesamt Wattestäbchen involviert waren, behandelt werden mussten. Wobei es sich hier lediglich um jene Fälle handelt, die in der Notaufnahme landeten. Umgerechnet sind das rund 12.500 Fälle pro Jahr oder 34 Fälle pro Tag, wie "spiegel.de" dankenswerterweise bereits errechnet hat.

Knappe Dreiviertel verletzten ihr Ohr bei dem Versuch, dieses zu reinigen. Ein Zehntel verunglückte beim Spiel mit Wattestäbchen. Bei fast ebenso vielen war ein Sturz, während ein Wattestäbchen im Ohr steckte, der Grund für den Spitalsbesuch. Einige weitere kamen bei dem Versuch, sich im Ohr zu kratzen oder dieses von Wasser zu befreien, zu Schaden. 35 Prozent der jungen Patienten wandten sich mit einer blutenden Wunde an den Arzt. Bei einem Viertel wurde ein Schaden am Trommelfell diagnostiziert.

Darum gehören Wattestäbchen nicht ins Ohr

"Der Gehörgang ist mit sieben, acht Millimetern, manchmal auch etwas weniger, relativ eng", erklärt Prof. Wolfgang Gstöttner, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine HNO an der MedUni Wien. Bei Kindern misst er überhaupt nur fünf Millimeter. Mit anderen Worten: "Er ist gerade mal breit genug, dass ein Wattestäbchen hineinpasst". Schiebt man nun ebensolches ins Ohr, wird das Ohrenschmalz samt von Außen kommenden Bakterien an die Wand und ins Innere des Gehörgangs gedrückt.

"Häufig wird die Haut dabei zumindest geringfügig verletzt", mahnt der Experte. Auch eine Ohrentzündung kann die Folge sein. Die ist dem Experten zufolge zwar nicht weiter schlimm, weil in der Regel nach ein paar Wochen wieder ausgeheilt. Unangenehm und mitunter schmerzhaft ist sie aber allemal. Abgesehen davon "funktioniert das Reinigen so eh nicht", gibt Gstöttner zu bedenken. "Man schiebt nur alles rein. Und dann ist es sehr schwer, das Schmalz wieder zu entfernen, weil es direkt ans Trommelfell geschoben wurde."

So machen Sie's richtig!

Jetzt wissen wir also, was wir alles nicht machen dürfen. Aber wie macht man's richtig? Ganz einfach! Man nehme ein Handtuch, lege es über einen Finger, und reinige damit gerade mal jene Bereiche des Ohrs, die man erreicht. "Weiter muss man gar nicht rein", erklärt Gstöttner. Wasser hat übrigens ebenso wenig im Ohr zu suchen wie Wattestäbchen. Und kommt trotzdem mal welches in den Gehörgang, dann bahnt es sich früher oder später selbst wieder den Weg nach draußen.