Gefoltert und getötet

13-jähriger Hamza Ali al Kathib wird zum Märtyrer der Revolution

In der syrischen Opposition reagiert man mit Skepsis auf die Ankündigung von Präsident Assad, politische Häftlinge zu begnadigen: Die Generalamnestie sei nur ein Bluff und stünde im krassen Widerspruch zu dem, was auf den Straßen in Syrien passiere, erklärten Aktivisten in mehreren Medien. Die Wut auf das Regime in Damaskus entzündet sich vor allem am tragischen Schicksal des erst 13-jährigen Hamza Ali al Khatib. Der Bub wurde von syrischen Sicherheitskräften offenbar ein Monat lang brutal gefoltert und danach getötet. "Als Abschreckung", wie Aktivisten berichten.

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Konflikt in Syrien - Gefoltert und getötet

Am 29. April geht Ali al Kathib gemeinsam mit seinem Vater auf eine Demonstration in der Stadt Saida, etwa zehn Kilometer östlich von Daraa. Sie protestieren gegen die Abriegelung der Stadt, die sich seit Beginn der Proteste zu einer Hochburg der Opposition entwickelt hatte. Kurz darauf nehmen Sicherheitskräfte den Bub fest und und verschleppen ihn an einen geheimen Ort. Vergangene Woche wurde seine verstümmelte Leiche an seine Familie übergeben.

Bilder des Schreckens
Über ein Monat lang war das Kind in Gewahrsam der syrischen Behörden. An seiner Leiche ist das gesamte Ausmaß seines Martyriums zu sehen: Der Penis wurde ihm abgeschnitten, das Genick gebrochen. Überall an seinem Körper sind Fleischwunden, Blutergüsse und Brandwunden zu sehen. Vermutlich gingen die Folterer mit Elektroschocks und Peitschenhieben gegen das Kind vor.

"Symbol der Revolution"
Obwohl mit einem Redeverbot belegt, ging die Familie vor kurzem mit den schrecklichen Bildern ihres verstümmelten Sohnes über YouTube an die Öffentlichkeit. Ein ehemaliger syrischer Offizier und Vater von vier Kindern geht davon aus, dass der Fall jetzt noch mehr Menschen auf die Straße bringen wird. "Hamsa ist zum Symbol der syrischen Revolution geworden", wird Malik al Abdeh, dessen Barada TV in London das Video vergangene Woche auf Youtube gestellt hatte, von "20 Minuten" zitiert.

Die syrische Aktivistin Razan Zaitouneh wiederum meint auf Ö1: "Sie wollen, dass die Leute das sehen, ihnen damit Angst machen und zeigen, dass es keine Grenzen gibt und die Familien mit den schrecklichsten Dingen rechnen müssen, wenn sie sich weiterhin an der Revolution beteiligen."

Bereits mehr als 1.100 Tote
Seit etwa drei Monaten tobt in Syrien der Aufstand gegen die alleinherrschende Baath-Partei und das Regime von Präsident Bashar Assad. Sicherheitskräfte haben mehrfach versucht, die Demonstrationen gewaltsam niederzuschlagen und dabei zahlreiche Menschen getötet und festgenommen. Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass seit Beginn des Konflikts bereits mehr als 1.100 Menschen von Sicherheitskräften getötet wurden.

Laut Ö1 habe das syrische Fernsehen zuletzt berichtet, dass Präsident Assad die Familie Hamza besucht und eine Untersuchung des Falles angekündigt habe. Die Familie schweigt jedoch, seit sie die Bilder ihres toten Sohns ins Internet gestellt hatte. Zuletzt wurden im Staats-TV zwei Männer gezeigt, die sich als Vater und Onkel des Buben ausgaben. Für Präsident Assad und dessen Reformpläne fanden sie nur lobende Worte.

Weiterführende Links:
Al Jazeera
20 Minuten
Radio Ö1
YouTube-Video
Wir sind alle Märtyrer - Facebook-Seite für Hamza Ali al Kathib