Innovation im Kampf gegen Bluthochdruck:
Aus Schweineleber gewonnenes Enzym hilft

Arzneistoff in Europa schon im August 2007 genehmigt Neues Heilmittelgut verträglich, Wirkung hält lange an

Biotechnologen der TU Graz tragen wesentlich zu einem Fortschritt in der Blutdruck-Therapie bei: Sie können ein wichtiges Enzym für die Produktion einer neuartigen Substanz herstellen, die den Bluthochdruck besser in den Griff bekommen soll. Die Substanz wurde bereits in den USA zugelassen, die Europäische Kommission genehmigte den Arzneistoff im August 2007.

Innovation im Kampf gegen Bluthochdruck:
Aus Schweineleber gewonnenes Enzym hilft

Enzym aus Schweineleber
"Es ist uns gelungen, ein Enzym aus der Schweineleber für die Herstellung eines neuartigen Blutdruck-Medikaments zu entwickeln", schildert Helmut Schwab, der das Institut für Molekulare Biotechnologie der TU Graz leitet, auf Anfrage der APA. Dieses Enzym liefert die Basis für den zentralen Baustein des neuen Wirkstoffs, erläutert Schwab. Für diesen technologischen Durchbruch hat er gemeinsam mit seinen Kollegen vom Grazer A-B-Kompetenzzentrum die mit 50.000 Euro dotierte internationale Auszeichnung des niederländischen Chemiekonzerns DSM-Konzerns erhalten.

Schwein im Dienste menschlicher Gesundheit
Das neue Medikament setzt am körpereigenen Blutdruckregulator Renin an, ein in der Niere gebildetes Enzym. Dieser Regulator kann damit die Hypertonie direkt an der Wurzel packen. Nun sollte das Schwein in den Dienst der Gesundheit gestellt werden: Die so genannte Schweine-Leber-Esterase (PLE) hat nämlich als Enzym auf dem Weg zur Herstellung des Medikaments eine wichtige Bedeutung. "Enzyme aus dem Organ des Tieres gelten schon seit langem als Hoffnungsträger in der Chemie. Bisher konnte aber niemand das Enzym in der richtigen Form und in industriell brauchbaren Mengen herstellen", so der Grazer Biotechnologe Harald Pichler.

Alternative PLE-Gewinnung
Ethische Probleme wie auch gesundheitliche Risiken wie eine mögliche Infektionsgefahr, sprachen allerdings gegen eine kommerzielle Nutzung der Schweineleber zur Enzym-Gewinnung. Zudem wären hohe Kosten entstanden, da das PLE in der Leber nur in geringen Mengen verfügbar ist. Den Wissenschaftern der TU Graz und des Grazer Kplus-Kompetenzzentrum Angewandte Biokatalyse gelang nun in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen DSM in Linz ein biotechnologischer Durchbruch auf dem Weg zur alternativen Gewinnung von PLE.

Neues Heilmittel gut verträglich
Die Grazer Forscher isolierten das entscheidende Gen aus dem Organ und bauten es in Hefe ein. Über die Arbeit der Mikroorganismen kann nun "das alternative PLE" gewonnen werden, das einen wichtigen Syntheseschritt für die biokatalytische Produktion des Wirkstoffs darstellt. "Die Biotechnologie hat hier den entscheidenden Vorteil geliefert", so Schwab. Das neue Heilmittel gilt als gut verträglich und soll vor allem für Patienten mit mäßig überhöhtem Blutdruck geeignet sein. Der Wirkstoff hält sich zudem lange im Körper, Patienten müssen das Medikament daher seltener einnehmen als vergleichbare Präparate.

(apa/red)