Hannelore Elsner
überraschend verstorben

Hannelore Elsner ist tot. Die Schauspielerin ist am Sonntag überraschend im Alter von 76 Jahren verstorben.

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Nach Angaben des Familienanwalts ist Hannelore Elsner am Ostersonntag nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. "Als Anwälte der Familie von Hannelore Elsner haben wir die traurige Pflicht, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass Hannelore Elsner überraschend schwer erkrankt und am Ostersonntag friedlich eingeschlafen ist", bestätigte Familienanwalt Matthias Prinz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zu weiteren Details werde aus Respekt vor der Privatsphäre der Familie keine Stellung genommen.

Elsner, die 1942 im bayerischen Burghausen an der Grenze zu Oberösterreich zur Welt kam, galt in der deutschsprachigen Filmszene als Star. Mehr als 200 Fernseh- und Kinorollen finden sich im Oeuvre der umtriebigen Aktrice, die unter anderem 2015 mit der Romy geehrt wurde. Während die ARD-Serie "Die Kommissarin" (1994-2006) prägend für das Image der lasziven Diva wurde, zählen zu ihren größten Kinoerfolgen Dani Levys "Alles auf Zucker!" (2004) oder Doris Dörries Überraschungserfolg "Kirschblüten - Hanami" (2008). Dessen Fortsetzung "Kirschblüten & Dämonen" wurde nun zum letzten Film des Publikumslieblings.

Erfolgreich - auch ohne Schönheits-OP

An den Beruf der Schauspielerin habe sie als Schülerin nie gedacht. Sie sei mit 16 in München bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter entdeckt worden, von dem türkischen Regisseur Halit Refig. Nach Proben in Istanbul darf sie auf die Schauspielschule, muss dafür aber kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampff und Freddy Quinn übernehmen. Sie schwärmte jedoch für den französischen Film: "Solche Rollen wollte ich später immer spielen, schwer und leicht zugleich."

© imago images/United Archives Hannelore Elsner bei einem Fotoshooting Ende der 1960er-Jahre

Ihre Agentin habe ihr mit etwa 17 Jahren geraten, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen, sowie sich einen Künstlernamen zuzulegen, erinnert sich Elsner. Sie hört darauf nicht, streicht nur das "t" aus ihrem Geburtsnamen Elstner. Mit etwa 19 Jahren steht sie zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. Fünf Jahre später soll sie in den Kammerspielen in "Tango" (1966) die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein.

Hannelore Elsner war zweimal verheiratet, sie hinterlässt einen erwachsenen Sohn namens Dominik. Dessen Vater ist der Regisseur Dieter Wedel.

Trauer um Elsner - "Wir verlieren eine Freundin"

Die Constantin Film bestätigt den Tod der Schauspielerin. Vorstandsvorsitzender Martin Moszkowicz: "Hannelore Elsner hat die deutsche Kino- und Fernsehwelt geprägt wie keine andere. Der deutsche Film ist nun ärmer. Wir verneigen uns vor der Leistung dieser großen Schauspielerin. Wir verlieren eine Freundin. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihren Angehörigen."

© Lennart Preiss/Getty Images for Constantin Film Doris Dörrie, Hannelore Elsner und Martin Moszkowicz im Februar 2019

Doris Dörrie, Autorin und Regisseurin: "Für mich war Hannelore Elsner eine große Abenteuerin, die sich mit Neugier, Hingabe und Tapferkeit in jede Rolle und in ihr Leben gestürzt hat. Ich werde sie sehr vermissen."

Gefeierte Charakterdarstellerin

Hannelore Elsner war eine gefeierte Charakterdarstellerin und eine der letzten Schauspieldiven in der deutschen Filmlandschaft. Seit Jahrzehnten zog sie ein großes Publikum in ihren Bann. Gleichzeitig inspirierte sie Autoren und Regisseure immer wieder zu neuen Meisterwerken. Dabei ließ sie sich nie in eine bestimmte Richtung festlegen. Zuletzt war Hannelore Elsner im Kino in "Kirschblüten & Dämonen" zu sehen.

Star zwischen Kommissarin und Diva

Geboren wurde Elsner am 26. Juli 1942 im bayerischen Burghausen, nahe der Grenze zu Oberösterreich. Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres geliebten älteren Bruders verkraften. Bald darauf stirbt der Vater. Sie wechselt häufig die Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. "Ich war nirgendwo richtig daheim", schreibt sie in ihrer Autobiografie über ihre Jugend, schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust.

An den Beruf der Schauspielerin habe sie als Schülerin nie gedacht. Sie sei mit 16 in München bei einem Spaziergang mit ihrer Mutter entdeckt worden, von dem türkischen Regisseur Halit Refig. Nach Proben in Istanbul darf sie auf die Schauspielschule, muss dafür aber kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampff und Freddy Quinn übernehmen. Sie schwärmte jedoch für den französischen Film: "Solche Rollen wollte ich später immer spielen, schwer und leicht zugleich."

In mehr als 200 Fernseh- und Kinorollen war die nur 1,60 Meter große Frau zu sehen. Ihre erste von zahlreichen Auszeichnungen bekam sie mit 29 Jahren: die Goldene Kamera für die Rolle der Sasha in Tschechows Stück "Iwanow". Ihren Ruhm als preisgekrönte Charakterdarstellerin begründete sie erst um die Jahrtausendwende.

Ihr Kinodebüt gab sie 1961 in dem Film "Das Mädchen mit den schmalen Hüften". Starregisseur Jürgen Roland vertraute ihr ein Jahr später in der Krimiserie "Stahlnetz" ihre erste Hauptrolle an. Als Durchbruch zu internationaler Anerkennung gilt ihre Hauptrolle in Alf Brustellins Film "Berlinger" (1975). Drei Jahre später dreht sie mit ihm "Der Sturz" nach einem Roman von Martin Walser.

Die Männer an ihrer Seite

Brustellin war seit 1973 ihr Partner. Von ihrem ersten Ehemann, dem 18 Jahre älteren Schauspieler Gerd Vespermann, war sie längst geschieden. Sie lernt Brustellin bei den Dreharbeiten für den Kinofilm mit Elke Sommer und Mario Adorf "Die Reise nach Wien" (Regie: Edgar Reitz) kennen. Die Dreharbeiten helfen ihr über den plötzlichen Tod der Mutter hinweg, das Verhältnis schildert sie als schwierig. Brustellin stirbt 1981 bei einem Verkehrsunfall.

Da ist Elsners einziges Kind, ihr Sohn Dominik, gerade ein halbes Jahr alt. Sie hat Monate mit dem Neugeborenen im Krankenhaus verbracht, weil es zu früh auf die Welt kam. Vater ist der Regisseur Dieter Wedel. Später ist Elsner "drei wunderschöne Jahre" mit dem Filmproduzenten Bernd Eichinger zusammen. 1993 heiratet sie den Theaterdramaturgen und Verlagsleiter Uwe Carstensen und zieht mit ihm von München nach Frankfurt, die Ehe geht 2000 auseinander.

"Die Kommissarin"

Im Fernsehen war Elsner in der ARD-Serie "Die Kommissarin" (1994-2006) besonders erfolgreich. Als Lea Sommer wurde sie eine der bekanntesten deutschen TV-Ermittlerinnen. In Pumps, Kostüm und schwarzer Lederjacke ermittelt sie in fast 70 Folgen, anfangs mit Til Schweiger als Assistent.

Auf die Bühne kehrte sie 1996 mit dem Solostück "Eine tot-normale Frau" zurück. Ohne dieses sei sie nicht bereit gewesen für "Die Unberührbare" (2000), berichtet sie. Ihre Darstellung einer vom Leben gekennzeichneten Schriftsellerin bringt ihr den Deutschen Filmpreis ein. Gleich noch einmal bekommt sie ihn für ihren Leinwandmonolog einer Schauspielerin in "Mein letzter Film" (2002) nach einem Drehbuch von Bodo Kirchhoff. Zu ihren großen Kinoerfolgen gehört auch ihre Rolle in Doris Dörries "Kirschblüten - Hanami" (2008) an der Seite von Elmar Wepper - der heuer die Fortsetzung "Kirschblüten & Dämonen" als nun letzte Leinwandrolle folgte.

Zugleich stellte die 2015 mit einer Romy geehrte Elsner immer wieder auch ihre komödiantische Seite unter Beweis. So ist sie in Dani Levys "Alles auf Zucker!" (2004) als blondierte Familienmutter zu erleben. Als grantelnde Diva war sie im Vorjahr in der ARD-Komödie "Die Diva, Thailand und wir!" zu sehen.