Wie entstehen
eigentlich Krampfadern?

Wenn es um die Ursache und Therapiemöglichkeit von Krampfadern geht, kursieren viele Irrtümer. Fakt ist, dass knapp 90 Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung von Venenveränderungen betroffen sind. Das ist das Ergebnis der „Bonner Venenstudie“.

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Gesundheit - Wie entstehen
eigentlich Krampfadern?

Krampfadern (Varizen) haben für Frauen wie auch für Männer große Auswirkungen auf die Gesundheit und das ästhetische Wohlbefinden. Bei der Frage, wie es zum Entstehen der knotig-erweiterten Venen kommt, gehen die Meinungen auseinander. Der Wiener Facharzt Spiro Silvester Schuller erklärt, was es mit den häufigsten Mythen auf sich hat.

1. Mythos: Häufiges Überkreuzen der Beine verursacht Krampfadern

Vor allem Frauen kennen die Theorie: Wer beim Sitzen häufig die Beine übereinanderschlägt, fördert die Entstehung der Krampfadern. „An diesem Mythos ist allerdings nichts dran“, weiß Spiro Silvester Schuller, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, der die Privatordination Venex – Zentrum für Haut & Venen leitet. Ebenso wenig sei häufiges Sitzen oder Stehen für die Entstehung von Krampfadern verantwortlich.

2. Mythos: Fußbodenheizungen fördern Krampfadern

Wer eine Fußbodenheizung hat oder häufig in die Sauna geht, hat keine erhöhte Wahrscheinlichkeit an Venenleiden zu erkranken. Andererseits haben Studien gezeigt, dass Wechselduschen, also abwechselndes Kalt- und Warmduschen, eine stärkende Wirkung auf venöse Gefäße hat und somit Beschwerden lindern kann. Außerdem gebe es keine Hinweise oder Studien darüber, dass Menschen in wärmeren Regionen der Erde öfter an Krampfadern erkranken als Menschen in kälteren Regionen.

3. Mythos: Rauchen führt zu Krampfadern

„Es wurde bisher nicht nachgewiesen, dass Rauchen der direkte Auslöser von Krampfadern ist“, so der Facharzt. Rauchen führe vor allem zu Gefäßverkalkungen der Arterien, welche wiederum zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder auch zum Verlust der Extremitäten führen können. Es ist nicht nur der häufigste Krebsverursacher, es schädigt auch die Lungenfunktion, und lässt außerdem die Haut altern.

4. Mythos: Gesunde Ernährung verhindert Krampfadern

Eine gesunde Ernährung ist die Voraussetzung für ein gesundes Leben. Entscheidend für Venenleiden ist jedoch die genetische Veranlagung. „Auch ein ausgewogener Lebensstil kann erblich bedingte Venenbeschwerden nicht verhindern“, sagt Schuller. Trotzdem kann Übergewicht zur Verschlechterung bereits bestehender Krampfadern führen.

5. Mythos: Sport verhindert Krampfadern

Besonders Joggen, Schwimmen und Radfahren werden häufig als effektive Mittel gegen Krampfadern genannt. Sport zur Vorbeugung von Krampfadern ist jedoch ebenfalls ein Mythos. „Auch Marathonläufer können Krampfadern haben. Sportliche Personen können allerdings die Beschwerden, die mit Krampfadern einhergehen, durch häufige Betätigung der unterstützenden Muskelpumpe etwas kompensieren“, erklärt der Venenspezialist.

6. Mythos: Im Sommer darf man keine Venen operieren

Auch dieser weitverbreitete Mythos kann widerlegt werden. Der Sommer stelle keine Hürde für Venenoperationen dar, sondern es ist eine Frage der Technik. Da man früher Kompressionsstrümpfe oder Verbände nach einer Venenoperation monatelang tragen musste, war dies im Sommer unangenehm. Das habe sich jedoch geändert. Durch Operationstechniken mittels Katheter sind lange Tragezeiten von Kompressionsstrümpfen nicht mehr nötig bzw. kann mit neuesten Techniken fallweise auch darauf verzichtet werden.

7. Mythos: Krampfadern sind nur ein kosmetisches Problem

Sobald Krampfadern auftreten, ist das ein offensichtliches Signal, dass die Venenklappen in bestimmten Gefäßabschnitten nicht mehr funktionieren. Das Auftreten von Beschwerden geht in vielen Fällen meist Hand in Hand. Selbst die sogenannten Besenreiser sind kein rein kosmetisches Problem: „Diese feinen Äderchen an der Hautoberfläche können ein erstes Zeichen einer venösen Insuffizienz und in ausgeprägten Fällen auch Ausgangspunkt von unangenehmen Varizenblutungen sein“, so Schuller.

Zur Person

Dr. Spiro Silvester Schuller ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie und führt gemeinsam mit Sanja Schuller-Petrovic die Privatordination Venex in Wien. Die Ordination ist auf Dermatochirurgie, minimal invasive Venentherapie und ästhetische Hautchirurgie spezialisiert.