Fastenzeit:
40 Tage fleischlos

Wie mich die Fastenzeit zur Vegetarierin machen soll

Die Autorin liebt Fleisch aller Art; will es jetzt aber nicht mehr essen. In der Fastenzeit wagt sie den Selbstversuch

von Selbstversuch - Fastenzeit:
40 Tage fleischlos © Bild: shutterstock

Ich liebe Fleisch. Ich liebe den Geschmack. Roh. Gekocht. Gebraten. Gedämpft. Geschnetzelt. Faschiert. Am Stück. Ich habe in Südafrika gummiartige Hühnerfüße probiert, in Ghana habe ich Ziege gegessen – und zwar nicht nur sprichwörtlich mit Haut und Haar. Heuschrecken standen schon auf meinem Speiseplan und das panierte Hühnerherz vom Sonntagshendl gebührt ohnehin seit jeher mir.

So sehr ich Fleisch liebe, so schlecht ist aber gleichzeitig mein Gewissen. Schon über Jahre. Ich weiß ja, woher es kommt. Ich kenne die Bilder von Nutztieren, die unter Qualen verwurstet werden. Ich kenne die Videos, in denen kleine Schweinchen, in ihrem eigenen Dreck liegend, langsam verenden.

Auch wenn ich das alles ganz gut verdrängen kann, sobald Papas Bratl vor mir steht, so ist auf meinem Teller seit längerem auch immer eine unschöne Beilage: Reue.

Mein Vorsatz also: In der Fastenzeit zu evaluieren, wie es sich denn so ohne Fleisch lebt.

27. Februar – Tag 14

Zweiwöchiges! Es fällt mir leichter, als ich dachte. Da ich mir Fisch und somit auch mein geliebtes Sushi weiterhin erlaube, sind für mich Restaurantbesuche bis jetzt alles andere als eine Qual. Was mir außerdem auffällt ist, dass ich ohnehin meist fleischlos koche. Einzig das Hühnerfleisch, das sich meine beste Freundin neulich bei unserem Lieblingsasiaten bestellt hat, brachte mich fast zum Sündigen.

Ich bin ehrlich gespannt, was nach den 40 Tagen passiert – so ganz ohne Regeln und Gebote. Was ich bis jetzt aber definitiv geschafft habe: Meinen Fleischkonsum ehrlich zu überdenken. Ich möchte nicht mehr wahllos Fleisch essen und genau wissen, wo es herkommt. Gerade überlege ich, ob ich nicht einen Jäger bei der Arbeit begleiten will. Wer Fleisch isst, muss auch mit dem Tod des Tieres umgehen können. Oder? Noch habe ich für mich keine Antwort auf diese Frage.

23. Februar – Tag 10

Ich bin krank geworden. Ob es am kalten Entzug liegt? Man könnte es meinen. Trotzdem bin ich bis jetzt hart geblieben. Dank Fieber war die Lust auf Steak und Konsorten in den letzten paar Tagen aber zugegebenermaßen auch eher geschmälert. Dafür habe ich meinen Fleischersatz gefunden: Auberginen! Sie schmecken bei richtiger Zubereitung und ein bisschen Fantasie fast wie Fleisch – zumindest versteckt in einer Sauce. Kurz gesagt: Auberginen sind mein derzeitiges Lebenselixir. In den letzten zehn Tagen habe ich bestimmt vier Kilo verdrückt. Tendenz steigend. Wer gerade mit mir mitfastet sollte also mein derzeitiges Lieblingsrezept ausprobieren – ich weiß wovon ich rede.

Rotkohl-Auberginen-Pilaf
100 g Bulgur
1 kleiner Rotkohl
1 Aubergine
1 Porree
1 Karotte
1 kleine Zwiebel
1 Zehe Knoblauch
2 EL Tomatenmark
2 EL Sesam
Garam Masala
Sesamöl
Essig
Rotwein
Rosinen
frischer Koriander

Rotkohl und Aubergine klein schneiden, mit ordentlich Salz bestreuen, 1h zur Seite stellen, ausdrücken und abwaschen. Dann einfach den Bulgur in Öl anrösten, in heißem Wasser aufquellen lassen und mit Salz und Garam Masala würzen. Den Rotkohl mit der Aubergine in einer Pfanne mit Essig, Öl und etwas Wasser garen und anrösten. Später die geraspelte Karotte, den Lauch, Zwiebel und Knoblauch dazu geben. Ein paar Minuten rösten. Tomatenmark und Rosinen dazu und mit etwas Rotwein ablöschen. Mit Salz, Pfeffer und Garam Masala würzen. Mit dem fertigen Bulgur vermischen. Koriander nach Belieben. Fertig! Zwei Personen sollten damit locker satt werden.

16. Februar – Tag 3

Eines hatte ich bis jetzt nicht bedacht: Einladungen. Genauer gesagt Einladungen meiner Oma. Dieses Wochenende verbringe ich in meiner Heimat Oberösterreich. Übersetzt bedeutet das: Eine 30er-Feier mit Buffet, zwei Großelternbesuche und tausend Versuchungen. Noch bin ich guter Dinge und hab mir schon eine „Wenn-Dann-Strategie“ ausgedacht. Steht das Sonntagshendl vor mir, greife ich zu Kartoffeln und Gemüse.

Und ja, ich weiß, wir schreiben erst den dritten Tag, aber noch kann ich mir vorstellen, mein Vorhaben auch über die 40 Tage hinaus durchzuziehen. Ich fühl mich gut. Ich lese mich weiter in die Materie. Einzig Sorgen bereitet mir, wie ich meinen Eiweißbedarf trotz Sport und fleischloser Ernährung decken soll. Die nächsten Tage werde ich meine Makronährwerte genau aufzeichnen und gegebenenfalls handeln . Wir werden sehen.

14. Februar - Tag 1

Was ich gerade am meisten bereue: Mir gestern keine „Henkersmahlzeit“ mehr gegönnt zu haben. Trotzdem – ich bin bereit. Mein Mittagessen ist vorgekocht und sogar vegan. Die letzten Tage habe ich mich außerdem mit dem Buch Tiere essen , das sich mit Massentierhaltung beschäftigt, auf mein Vorhaben vorbereitet. Der Autor schwankte ebenfalls lange zwischen Fleischkonsum und Vegetarismus. Freunde und Familie sind ebenfalls informiert; und meinem Freund konnte ich zumindest das Versprechen entlocken, sich im Restaurant die nächsten 40 Tage kein Beef Tatar neben mir zu bestellen. Es kann also nichts schief gehen. Quasi.

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