Spritze gegen Sucht

Impfung soll ehemalige Abhängige gegen Heroin und Co. "immun" machen

Es hat doch etwas Skurriles an sich: Wissenschafter arbeiten zurzeit an einer Therapie gegen Drogensucht - die per Spritze verabreicht werden soll. Dennoch: Erste Versuche bei Mäusen zeigten Erfolg. Kann das Mittel erst bei Menschen angewendet werden, soll es ehemalige Drogenabhängige davor bewahren, rückfällig zu werden.

von Drogenabhängigkeit - Spritze gegen Sucht © Bild: Corbis

Forscher vom Scripps Research Institute verabreichten Ratten einen Katheder, der Heroin direkt ins Blut abgab, wenn die Tiere einen Hebel betätigten. Alle nicht geimpften Ratten betätigten den Hebel häufig und gerne. Dagegen holten sich nur mehr drei der sieben geimpften Tiere per Hebeldruck eine Dosis des Rauschgifts. Wie das funktioniert? Der Impfstoff trainiert das Immunsystem darauf, Heroinmoleküle mit Antikörpern zu überschütten. Auf diese Weise wird die Droge zu einem eindringenden Organismus, der im Blut so stark verlangsamt wird, dass er das Gehirn gar nicht erst erreichen kann.

Koks-Mäuse
Ähnliche Ergebnisse erzielte ein Team vom National Institute on Drug Abuse . Es arbeitete mit Mäusen, die wie die Ratten einen Katheder erhielten, der nach Betätigung eines Hebels Kokain freisetzte. Der Versuchsgruppe wurde ein Medikament verabreicht, das die Cannabinoid-Rezeptoren CB2 im Gehirn blockiert und so die Dopaminaktivität verhindert. Mit anderen Worten: Die Wirkung der Droge wird zunichte gemacht. Auch hier waren die geimpften Mäuse an der Droge weniger interessiert als die ungeimpfte Kontrollgruppe.

Immun gegen Heroin?
Könnten diese Medikamente erfolgreich für den Einsatz bei Menschen adaptiert werden, wären sie bei der Behandlung von Drogensüchtigen ein großer Fortschritt. Heute meist noch folgenschwere "Ausrutscher" von Ex-Junkies müssten dann nicht mehr zu Rückfällen in die Sucht führen. Die bisher getesteten Impfstoffe gegen Kokain und Nikotin haben bei klinischen Tests allerdings noch keine vergleichbaren Ergebnisse erzielt. Ausreichend Antikörper bildeten sich nur bei einem Drittel der Teilnehmer.