Depressionen schaden Herz und Kreislauf:
Kardiales Risiko gleicht dem eines Rauchers

Hormone und Stoffwechsel ungünstig beeinflusst Lebensweise von Depressiven erhöht Krankheitsrisiko

Depressionen sind ein eigener Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das Ausmaß der Risikoerhöhung entspricht gar dem des Zigarettenrauchen, berichtete der deutsche Experte Florian Lederbogen bei der derzeit ablaufenen 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim

Depressionen schaden Herz und Kreislauf:
Kardiales Risiko gleicht dem eines Rauchers

Für diese Risikoerhöhung, die sowohl das Entstehen einer Herz-Kreislauf-Krankheit als auch deren Verlauf betrifft, gibt es eine Reihe von Ursachen. "Depressionen haben oft einen negativen Einfluss auf Verhaltensweisen, die für die Prognose wichtiger Herzkrankheiten eine zentrale Rolle spielen: Depressive Patienten zeigen eine niedrigere Erfolgsrate bei der Einhaltung wichtiger Therapieprinzipien wie Sport, Ernährung und Medikamenteneinnahme und schaffen es seltener, mit dem Rauchen aufzuhören", sagte Dr. Lederbogen. So hatten in einer großen Studie nach durchschnittlich zehn Jahren 20 Prozent nicht-depressive, aber nur neun Prozent depressive Probanden den Nikotinkonsum gestoppt.

Erhöhtes kardiales Risiko
Das kardiale Risiko depressiver Menschen bleibt allerdings auch unabhängig vom Einfluss der "klassischen" Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel erhöht. "Zusätzlich zu den durch Gesundheitsverhalten beeinflussbaren Faktoren sind biologische Faktoren wirksam, die noch nicht immer eindeutig identifiziert werden konnten", sagte der Spezialist. Möglicherweise begünstigen Aktivitätssteigerungen der im Gehirn wirksamen Stress regulierenden Systeme die Entstehung von Fett um die Hüfte ("viszerale Adipositas") und Resistenz gegenüber Insulin - beides wichtige Risikofaktoren für die Entstehung von Diabetes. Für die vermehrte Ausbildung von Hüftfett könnte ein für die Depression charakteristisches Ungleichgewicht verantwortlich sein: das Überwiegen der Fett akkumulierenden Hormone Kortisol und Insulin gegenüber den fettmobilisierenden Hormonen Testosteron und Wachstumshormon. Bei Depressiven werden auch Thrombozyten aktiviert, wodurch das Risiko von Gefäßverstopfungen ansteigt.

Es ist noch nicht eindeutig geklärt, welchen Stellenwert diese Zusammenhänge bei der Erhöhung des kardialen Risikos Depressiver einnehmen, erklärte Lederbogen. Praktisch sei wichtig, bei Herzkranken gezielt nach Depressionen zu suchen.

(APA)