Die größten Cholesterin-Mythen

Zu viele Eier erhöhen den Cholesterinspiegel. Zu wenig Cholesterin wiederum gefährdet die männliche Potenz. Manch Mythos hält sich standhaft. Und das, obwohl an ihm erwiesenermaßen rein gar nichts dran ist. Prof. Helmut Sinzinger, Facharzt für Innere Medizin, räumt mit schon längst überholten Irrtümern auf.

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So ein Unsinn! - Die größten Cholesterin-Mythen

Mythos Nr. 1: Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Vor allem jene, die ohnehin schon unter erhöhten Cholesterinwerten leiden, sollten sich beim Verzehr von Eiern am Riemen reißen. Denn Eier enthalten jede Menge Cholesterin und tragen so zu einem weiteren Anstieg des Spiegels bei. "Völliger Unfug", stellt Sinzinger klar. Der Verzehr von cholesterinhaltigen Lebensmitteln hat praktisch keinen Einfluss auf den Cholesterinspiegel. Entgegen der landläufigen Meinung geht über die Nahrung aufgenommenes Cholesterin nicht direkt in den Blutkreislauf über. Was sich dagegen im Cholesterinspiegel niederschlägt, ist der Konsum von Lebensmitteln, die reich an gesättigten tierischen Fetten sind.

Mythos Nr. 2: Schlanke Menschen sind nicht gefährdet

Ganz so ist das leider nicht! Zwar tendieren übergewichtige Personen deutlich öfter zu einem erhöhten Cholesterinspiegel als normalgewichtige. Doch auch schlanke Menschen können an der sogenannten Hypercholesterinämie leiden. Die Ursache ist für gewöhnlich aber eine andere als bei jenen, die zu viele Kilos auf die Waage bringen. Während bei Letzteren Lebensstil und Ernährung ausschlaggebend sind, ist bei Ersteren meist ein Defekt des Erbguts schuld. Tatsächlich tritt die familiäre Hypercholesterinämie fast ausschließlich bei Normalgewichtigen auf. Warum das so ist, konnte noch nicht eruiert werden.

Mythos Nr. 3: Cholesterin ist in jedem Fall schlecht

"Cholesterin ist lebensnotwendig", betont der Experte von der Meduni Wien. Es dient nicht nur als wichtiger Bestandteil der Zellmembran, sondern wird auch für die Synthese der Geschlechtshormone Testosteron, Östradiol und Progesteron sowie für die Produktion von Gallensäure benötigt, die wiederum wesentlich für die Fettverdauung im Darm ist. Darüber hinaus wird auch das sogenannte Stresshormon Cortisol aus Cholesterin gebildet. Cholesterin pauschal zu verdammen, macht demnach keinen Sinn. Die Devise lautet viel mehr: Die Dosis macht das Gift.

Mythos Nr. 4: Ohne Cholesterin keine Potenz

Weit verbreitet ist dem Experten zufolge der Irrglaube, dass eine Lebensweise, die für einen geringen Cholesterinspiegel sorgt, mit dem Verlust der männlichen Potenz einhergeht. Nach dem Motto: Wo kein Cholesterin, da auch nicht die Möglichkeit, die notwendigen Geschlechtshormone zu produzieren. Der Facharzt für Innere Medizin entwarnt. Diese Sorge ist völlig unbegründet. Das Gegenteil ist sogar der Fall: Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann zu Potenzstörungen beitragen. Aufgrund von Gefäßverkalkungen funktioniert die Blutzufuhr nicht mehr einwandfrei, wodurch schließlich auch nicht mehr genügend Blut in den Genitalbereich des Mannes gepumpt werden kann.

Mythos Nr. 5: HDL-Cholesterin wirkt immer schützend

Wer über hohe Werte des HDL-, also des "guten" Cholesterins verfügt, ist vor Gefäßverkalkungen als Folge von hohen LDL-Cholesterinwerten gefeit. Weil das HDL-Cholesterin ja eine schützende Wirkung hat ... So einfach ist das leider nicht! "Bei manchen Personen ist der HDL-Wert extrem hoch und sie bekommen trotzdem Gefäßverkalkungen", weil das HDL-Cholesterin seine Funktion nicht mehr wie gewohnt entfalten kann, so Sinzinger. "Für die überwiegende Mehrheit der Menschen ist ein hohes HDL günstig." In seltenen Ausnahmefällen entfällt dessen Schutzfaktor aber.