3D-Beamer leistbar?

Sony senkt Preishürde für projizierte 3D-Stereoskopie. NEWS.AT hat sie getestet.

Die neue 3D-Welle in der Unterhaltungselektronik will beim Kunden noch nicht so recht ankommen. Mit sinkenden Preisen soll sich das ändern, so zumindest der altbewährte Plan der Branche. Ist man bei 3D-Fernsehern mittlerweile schon ab deutlich unter 1.000 Euro im Rennen, beginnen nun auch die Anschaffungskosten in der Königsklasse des Home-Entertainments zu sinken: bei den Beamern. NEWS.AT hat sich mit dem Sony VPL-HW30ES (kurz: HW30) eines der ersten neuen Modelle angesehen.

von Sony VPL-HW30ES - 3D-Beamer leistbar? © Bild: Sony

6.000 Euro und mehr waren bislang notwendig, um sein Heimkino mit einem 3D-Beamer bereichern zu können. Eine wahrhaft astronomische Summe also, die selbst das Budget vieler Liebhaber übersteigen dürfte. Mit dem HW30 konnte Sony diesen Preis fast halbieren. Das macht zwar immer noch knapp 3.300 Euro aus um genau zu sein, fällt aber in eine Preisklasse, bei der deutlich mehr Cineasten ins Grübeln kommen könnten. Aber wie wurde dieser Preissprung ermöglicht? Und ist der HW30 das Geld wert?

Minimal, aber doch anders
Rein äußerlich hat sich beim HW30 im Vergleich zu den Vorgängermodellen von Sony nichts geändert. Wie der HW20 (2D-Modell) aber auch der VW90 (3D-Modell) ist die dritte Generation mit "minimalistisch elegant" vermutlich am besten zu beschreiben. Optionale Neuheit: Das Chassis gibt es nicht nur im schwarzen Hochglanz-Finish, sondern zwecks "Tarnung" in Zimmern mit hellen Wänden auch in Weiß.

Minimal verändert wurde die Anschlussleiste an der rechten Seite: S-Video und Composite sind Geschichte, dort finden jetzt IR-IN Buchse (für vernetzte Steuerungssysteme) sowie eine LAN-Buchse Platz. Letztere ist nicht als Netzwerkanschluss gedacht, sondern dient als Anschlussbuchse für den externen 3D-Infrarotsender. Stichwort 3D: Maßgeblich überarbeitet wurden endlich die dazugehörigen 3D-Brillen, die nun keine eigenen Polfilter mehr benötigen und dank integriertem Akku und Mini-USB-Anschluss wiederaufladbar sind.

Installationskrämpfe
War das Aufstellen des VW90 noch ein Kinderspiel und im Handumdrehen erledigt, so müht man sich mit dem HW30 schon deutlich mehr ab. Das liegt zum einen daran, dass Zoom, Fokus und Lensshift nicht mehr per Motor sondern per Hand justiert werden müssen. Während Zoom und Fokus direkt an der Linse noch sehr exakt eingestellt werden können, sind die Drehräder für Lensshift schwammig und unpräzise. Noch schlimmer: Fährt man am Limit der Lensshift-Funktion, beeinflussen sich vertikaler und horizontaler Schwenk aufgrund der kreisförmigen Linseneingrenzung nicht nur gegenseitig, sondern sperren auch den Zoom. Flexibel sieht definitiv anders aus.

Wesentliche Abstriche hinsichtlich Komfort muss man auch beim 3D-Betrieb in Kauf nehmen. Der 3D-Sensor ist nämlich nicht mehr fix im Beamer verbaut, sondern extra an den Beamer anzuschließen. Die Sensorleiste wird via LAN-Kabel mit dem Gerät verbunden, was zugegebenermaßen eine gewisse Flexibilität zulässt. Aber: Das LAN-Kabel ist im Lieferumfang nicht (!) enthalten, was in Anbetracht eines Marktpreises von rund 5-10 Euro nicht zu viel verlangt wäre, aber bei der ersten Inbetriebnahme für eine böse Überraschung sorgen kann. Mit einer maximal empfohlenen Kabellänge von 15 Metern und einer Positionierung über oder unter der Projektion sollte man sich vorher auch genau überlegen, wie sich die Installation in den eigenen vier Wänden bewerkstelligen lässt, ohne über freiliegende Kabel zu stolpern. Gelinde gesagt: Suboptimal.

Ohne Dimensionssprung besser
Sind die Installationshürden einmal übersprungen fällt zunächst auf, dass nichts auffällt. Anders formuliert: Der Beamer ist im Betrieb so leise, dass man ihn fast nicht mehr wahrnimmt. Beeindruckend. Nicht ganz so beeindruckend hingegen ist das Menü des HW30. Wie auch schon bei den Vorgängermodellen erfüllt es seinen Zweck, erweist sich aber nicht immer als zwingend logisch geführt. Das ist deshalb unverständlich, weil mit der hauseigenen Crossbar-Menüführung bei Konsolen und Fernsehern ja eine intuitive Systematik adaptierbar wäre.

Bei der Wiedergabe von 2D-Inhalten stimmt der HW30 dann einen kompromisslosen Ton an: Full-HD-Inhalte werden in einer Präzision abgebildet wie sie kaum ein anderer Konkurrent darzustellen vermag. Hohe Ausleuchtung, guter Kontrast, gleichbleibende Schärfe und sogar optionales Motionflow (120 Hz Zwischenbildberechnung) lassen ähnlich wenig Wünsche offen wie eine Fülle an Möglichkeiten, um den Farbumfang seinem persönlichen Geschmack anzupassen.

Ambitioniert aber nicht vollends überzeugend ist der 3D-Betrieb: Zwar lässt sich der HW30 dank optimierter Lampensteuerung und überarbeiteter Brillentechnologie feiner abstimmen, das 3D-Bild ist selbst auf höchster Helligkeitsstufe aber nach wie vor noch einen Tick zu dunkel und auch das Ghosting (weiße Konturschatten) trübt gelegentlich immer noch den Filmgenuss. Die imposante Bildtiefe und Räumlichkeit lässt diese Schwächen bei entsprechendem Filmmaterial aber oft in Vergessenheit geraten.

NEWS.AT-FAZIT
Keine Frage: Sony setzt mit dem Preisleistungsverhältnis des HW30 sicherlich eine neue Messlatte für 3D-Beamer. Man darf aber nicht unter den Teppich kehren, dass der Qualitätsunterschied zu teureren Vorgängern auch klar auszumachen ist: Deutlich eingeschränktere (bis divenhafte) Aufstellungsoptionen, weniger Extras und geringeren Kontrast muss man schon in Kauf nehmen. Die Bildqualität an sich ist in 2D ausgezeichnet und die größte Stärke des HW30. In 3D bleibt trotz neuem Brillendesign und bildverbessernden Maßnahmen noch viel Luft nach oben.

Unterm Strich ist der Beamer also nur dann empfehlenswert, wenn man sich der Installationshürden (insbesondere für den 3D-Betrieb) bewusst ist und für das stereoskopische Gimmick (immer noch) einen ordentlichen Aufpreis zu zahlen bereit ist. Zum Vergleich: Wer auf 3D und Motionflow verzichten kann, greift zum Vormodell HW20, das ziemlich genau die Hälfte des HW30 kostet.