Kontrapunkt
Ein Kanzler
der Vorurteile
Noch nie hat es vor einer Nationalratswahl so viele Debatten im Fernsehen gegeben, obwohl eine Partei, das Team Stronach, aufgegeben hat
Noch nie hat es vor einer Nationalratswahl so viele Debatten im Fernsehen gegeben, obwohl eine Partei, das Team Stronach, aufgegeben hat. Hauptgrund ist die Zunahme des Einflusses der Privatsender, die schon bei der letzten Wahl durch innovative Ideen den ORF unter Druck gesetzt haben. Zweite Ursache ist die schwindende Kraft der Plakate. Dritte Ursache sind die sozialen Medien, für die Heerscharen von Partei-Mitarbeitern im Namen der Spitzenkandidaten leicht fassliche Slogans absetzen. Diese Entwicklung passt Sebastian Kurz ins Konzept. Der "Feschak" formuliert keine langen Sätze, verwendet viele Ausdrücke aus der Alltagssprache, ohne primitiv zu wirken. Seine Behauptungen setzt er mit solcher Gewissheit in die Welt, dass Zuhörer und Zuschauerinnen glauben: Er hat recht, es stimmt, was er sagt. Und er lässt Studien frisieren und zuspitzen wie zuletzt - vom "Falter" enthüllt -eine Islam-Untersuchung, womit er fixe Vorstellungen in der Bevölkerung bedient. Kurz wäre, fiele ihm im Herbst eine Mehrheit zu, ein Kanzler des Managements von Vorurteilen.