Spitzentöne
Auch Bauskandale
haben Format
Elbphilharmonie: In Hamburg wird, auch idiomatisch auf dem Punkt, geklotzt und nicht gekleckert
Das nenne ich einen Bauskandal, der den Namen verdient: zehn statt vier Jahre Bauzeit, 789 statt 77 Millionen Baukosten - in Hamburg wird, auch idiomatisch auf dem Punkt, geklotzt und nicht gekleckert. Entsprechend dimensioniert war auch der Jubel, als am Mittwoch die Elbphilharmonie eröffnet wurde, ein futuristischer Konzertsaal in der Gestalt eines Schlachtschiffs und mit das Beste, was in Europa an einschlägigem Immobiliar verfügbar ist. Berlin, wo bekanntlich die Musik spielt, bietet seinen weltformatigen Philharmonikern nichts, was sich mit dem Wohnsitz des regionalformatigen Staatsorchesters Hamburg auch nur annähernd vergleichen könnte. Intendant der Elbphilharmonie ist der Österreicher Christoph Lieben-Seutter, der unverschuldet in das Inferno aus Planungsdilettantismus und Größenwahn geriet. Hätte er seinen Vertrag nicht bis 2021 verlängert, wäre er nach einer vollen Amtsperiode von einer Baustelle abgerückt. Lieben-Seutter hatte auch als - vorzüglicher - Intendant des Wiener Konzerthauses mit einer finanziellen Malaise zu kämpfen. Allerdings in hiesiger Dimension: Unerlässliche Sanierungsmaßnahmen hinterließen ein Defizit von 6,4 Millionen, eine Summe, die - eine Schande - vom Subventionsgeber bis heute nicht ausgeglichen wurde. In Hamburg haben eben nicht nur die Bauskandale ein anderes Format.