Gestern und Heute
Angela Merkel, 2005-202?
Peter Pelinka über Angela Merkels Zeit an der Spitze Deutschlands und Europas
Es war eine der dramatischsten TV- Konfrontationen aller Zeiten: Am 18.9.2005, am Abend der deutschen Bundestagswahl, hatte in der abendlichen "Elefantenrunde" ein unglaublich selbstbewusster SPD-Spitzenkandidat Gerhard Schröder ("voll von Testosteron", meinte später Diskussionsleiter Nikolaus Brender) den Anspruch auf weitere Kanzlerjahre erhoben: "Nur ich kann eine stabile Regierung bilden." Und das, obwohl seine SPD nur bei 34 Prozentpunkten lag; zwar um fünf mehr als vorausgesagt, aber eben um einen weniger als die CDU/CSU. Rot-Grün war abgewählt, und da half es wenig, dass auch Schwarz mit Blau-Gelb (der FDP) keine Mehrheit errungen hatte. Es war klar: Eine Große Koalition musste her. Aber keine unter dem bulligen Schröder, sondern eine unter der betont ruhig und defensiv diskutierenden Angela Merkel, der damals 51-jährigen Pastorentochter aus der Ex-DDR. Mehr als zwei Monate nach der Wahl konnte sie mit den Sozialdemokraten, aber ohne Schröder, eine Regierung bilden; nach 2009 mit der liberalen FDP, nach 2013 wieder mit der SPD. Nun hat sie sich entschlossen, 2017 noch einmal anzutreten. Die Chancen für ihre vierte Amtsperiode stehen gut -und damit für die drittlängste christdemokratische Kanzlerschaft nach Helmut Kohl (16 Jahre) und Konrad Adenauer (14 Jahre); die Amtszeit des in dieser Funktion längstdienenden SPD-Politikers, Helmut Schmidt (acht Jahre), übertraf sie längst.