Waxingstudio-Besitzerin : "Ich
habe keine Insolvenz angemeldet"

Unternehmerin Katia Wagner über ihre Zukunftspläne

Die Probleme mit dem Arbeitsinspektorat haben Katia Wagner bekannt gemacht. Im Interview spricht sie über die Bezeichnung "Waxing-Lady", ihre Zukunftspläne und ob es wert war, dass 70 Mitarbeiter ihren Job verlieren.

von "Waxing-Affäre" - Waxingstudio-Besitzerin : "Ich
habe keine Insolvenz angemeldet" © Bild: beigestellt

Das waren turbulente Monate, hätten Sie sich das gedacht, als Sie damals das „Schaufenster“-Foto auf Facebook veröffentlichten?
Katia Wagner: Das kann man wohl so sagen. Nein, definitiv nicht. Ich habe damals eigentlich mit 500 bis 600 Likes gerechnet. Als dann schon nach 20 Minuten die 600 Like-Grenze erreicht war und die ersten Medienhäuser anriefen, wurde es dann doch turbulenter als erst gedacht.

Bereuen Sie die Aktion?
Ich habe die Aktion nie bereut, ganz im Gegenteil. Es gibt nichts befreienderes, als das Gefühl, endlich den Mut gefasst zu haben, zu sagen, was mir und sehr vielen Klein- und Mittelunternehmern schon lange auf der Zunge liegt. Die Aktion hat eine Diskussion über Bürokratie und über den Umgang mit Menschen, die den Mund aufmachen, angeregt. Das war es auf jeden Fall wert.

Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Die letzten Monate waren mit Sicherheit die lehrreichsten Monate meines Lebens. Ich habe zum Beispiel recht schnell gelernt, worum es Institutionen wie Gewerkschaften geht. Da geht es nicht um den Schutz der Arbeitnehmer, sondern um Machterhalt, PR und Klassenkampf. Selbst wenn mir der ein oder andere Funktionär im Vier-Augen-Gespräch durchaus wohlgesonnen war und mich sogar verstanden hat – sobald eine Kamera gelaufen ist, musste eben hingedroschen werden.

»Unser Herr Bundeskanzler wird ja auch nicht mit “Kanzler Cardinale mit Pfefferoni” angesprochen«

Für viele sind Sie als „Waxing-Lady“ bekannt geworden, stört Sie das?
Es gibt schlimmere Begriffe, dennoch finde ich, dass es ein bezeichnendes Sittenbild ist. Eine Frau, die öffentlich zu ihrer Meinung steht und sie vertritt, bekommt recht schnell einen degradierenden Kosenamen. Unser Herr Bundeskanzler wird ja auch nicht mit “Kanzler Cardinale mit Pfefferoni” angesprochen.

Bleiben wir kurz bei Bundeskanzler Christian Kern. Der Kanzler liefert Pizza aus. Hätten Sie ihm die Tür geöffnet und was hätten Sie ihm gesagt?
Ursprünglich habe ich unserem Herrn Bundeskanzler einen offenen Brief einer Jungunternehmerin geschrieben und ihn – zwar nicht auf eine Pizza oder ein Waxing – aber auf einen Kaffee zu uns ins Studio eingeladen. Gekommen ist allerdings unser Herr Vizekanzler – auf Eigeninitiative und auch ohne Einladung meinerseits. Ginge es wirklich darum, sich die Sorgen der Mittelschicht anzuhören, wäre er damals gekommen. Aber nachdem in den Medien zu lesen war, dass er ohnehin nur SPÖ-Mitarbeiter mit Pizza beliefert, war mir klar, warum er damals nicht zu uns gekommen ist.
Ich hätte ihn gerne bei uns empfangen und ihm unser schönes Studio gezeigt. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern hätte ich ihm gerne berichtet, was uns arbeitende Frauen tatsächlich beschäftigt – und das ist sicher nicht, ob eine Waxingkabine ein Fenster hat oder nicht, sondern, dass man einen sicheren Job hat, für Kinderbetreuung gesorgt ist und man von dem verdienten Geld leben kann.

»Mehr als eine Millionen Euro an den Staat bezahlt«

Würden Sie je wieder ein Unternehmen in Österreich gründen?
Derzeit und in der Form und Branche, wie ich es getan habe, nicht. Einen klassischen Betrieb, fernab vom Start-Up-Hype, würde ich zumindest heute nicht gründen.

Was raten Sie Unternehmern, die in Österreich gründen wollen?
Neben allen Faktoren, die bei einer Neugründung wichtig sind, auch die politische Situation und deren Auswirkung auf die Branche, mitzubedenken.

© beigestellt Unternehmerin Katia Wagner

Die Gewerkschaft „vida“ hat Sie wegen angeblich schwerer Verstöße beim Magistrat angezeigt: Wie ist hier der Stand der Dinge? Ist die Anzeige noch ausständig?
Ich habe bisher noch keine Anzeige von der “vida” erhalten.

Sie verkaufen ihre Anteile bis Monatsende, an wen werden die Anteile überschrieben?
Ich bin bereits als Geschäftsführung zurückgetreten und habe meine Anteile verkauft. Der Käufer möchte jedoch derzeit zumindest nicht in der Öffentlichkeit stehen, was ich nicht nur respektiere, sondern auch durchaus verstehen kann.

Sie sind Geschäftsführerin von drei Standorten. Legen Sie alle Geschäftsführungen nieder?
Ja. Ich werde nur noch beratend in der Branche tätig sein und mich anderen Projekten zuwenden. Darauf freue ich mich auch schon sehr.

Was passiert mit „nails2go“, „Beauty College“ und „Zoga Beauty Austria“?
Ich werde eine vollständige und geordnete Übergabe machen und der neue Betreiber wird die Betriebe weiterführen. Die Betriebe, inklusive der Beauty Bar, sind eingesessen und laufen ja hervorragend. Ich werde ihm natürlich – zumindest am Anfang – auch weiterhin beratend zu Seite stehen und ihn unterstützen, wo ich kann.

Die ganze Geschichte hat nicht nur Nerven gekostet, sondern auch Geld. Können Sie sagen, wie viel Sie in die Hand nehmen mussten?
Neben Anwaltskosten habe ich vor allem sehr viel meiner Zeit investiert. Behörden, Gewerkschaften und Ministerien haben durchwegs gut bezahlte Pressesprecher, die einmal schnell eine bezahlte Presseaussendung rausschießen können. Ich habe alles selbst gemacht, neben dem Tagesgeschäft, der Endabwicklung und dem Aufbau von etwas Neuem. An Steuern habe ich in den 4 Jahre mehr als eine Million Euro an den Staat bezahlt. Da hätte ich mir dann doch einen anderen Umgang von Seiten der Behörden erwartet.

»Es ging nicht um Sicherung von Arbeitsplätzen und um das Arbeitnehmerwohl, sondern rein um Machterhalt und Gesichtswahrung«

Es kursiert das Gerücht, Sie seien insolvent. Was sagen Sie dazu?
Ich habe, wie man ja auch nachsehen kann, keine Insolvenz angemeldet, muss und werde es auch nicht, und alle meine Rechnungen und Auszahlungen immer pünktlich bezahlt. Die Umsatzzahlen meines Unternehmens waren immer herausragend gut. Wir haben schon knapp nach der Eröffnung schwarze Zahlen geschrieben. 2015 haben wir unsere zweite Filiale eröffnet und investiert. Schon 2016 waren wir wieder in der Gewinnzone. Das sind natürlich diskreditierende Gerüchte von Seiten der Gewerkschaft. Von meinem Unternehmen und mir wird es keinen Insolvenzantrag geben. Ich sperre den Betrieb nicht zu, weil ich es aus finanziellen Gründen muss, sondern weil ich unter diesen Umständen nicht mehr möchte. Und das ist mein gutes Recht.

Sie wollen sich beruflich neu orientieren – verraten Sie uns, in welche Richtung es geht?
Mir wurde in den letzten Monaten ja auch immer wieder von Seiten der Gewerkschaft und des Sozialministeriums vorgehalten, die ganze Aktion wäre ein PR-Gag. Ich werde regelmäßig gefragt, wer denn meine Kanäle in den sozialen Netzwerken betreut. Und in einem Zeitungsartikel hat sich ein Uni-Professor für PR und Marketing mit dem Fall beschäftigt und attestiert, dass die Geschichte ein herausragender PR-Streich war. So wurde ich dazu inspiriert, meine eigene Social-Media-Beratungsagentur zu gründen. Außerdem möchte ich mich für Ein-Personen‐Unternehmen und Klein-und Mittelbetriebe engagieren. Meiner Meinung nach sind wir das Rückgrat der Wirtschaft und werden bei so vielen Diskussionen außen vor gelassen. Ich werde auch weiterhin kräftig für uns kleine Unternehmer Stimmung machen. In welche Richtung es gehen wird und ob und bei welcher Partei, ist noch offen. Ich führe viele Gespräche und zumindest für mich ist das keine Entscheidung, die man von heute auf morgen fällt.

Bleiben Sie Österreich treu?
Das wird sich weisen. Mein neues Unternehmen erlaubt es mir, global zu agieren.

70 Menschen verlieren ihren Job, war es das wert?
Ob es das wert war, muss man nicht mich, sondern das Arbeitsinspektorat fragen. Ich finde nicht, ich hätte gerne weitergemacht. Mein Angebot, statt einem Umbau, der baulich auch gar nicht zu realisieren gewesen wäre, das Geld lieber in einen Betriebskindergarten zu investieren, stieß auf taube Ohren. Somit war mir klar, dass es nicht um die Sicherung von Arbeitsplätzen und um das Arbeitnehmerwohl geht, sondern rein um Machterhalt und Gesichtswahrung.

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© Video: G+J Digital Products

Kommentare

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"Was die arbeitenden Frauen beschäftigt ist sicher nicht, ob die Kabine ein Fenster hat"...Stimmt, denn das ist die Aufgabe des Unternehmers, für humane Arbeitsplätze, und nicht für Lichtlose Kabinen. Können gleich im Keller arbeiten. Die Dame will nur Publicity und Geld, ich finde solche Arbeitsplätze unter aller Würde!

Katia Wagner
Katia Wagner melden

Wer mit solch dramatischen Bildern spielt, sollte auch den Unterschied zwischen §25 Abs 1 (=Licht) und §25 Abs 5 AStV (=Sichtverbindung ins Freie zur Orientierung) kennen. Sie können gerne vorbei kommen und ich zeige Ihnen den lichtdurchfluteten Salon. Wär doch was, bevor man anonym von "Arbeitsplätzen unter aller Würde" redet, oder?

Tavington melden

Bravo Frau Wagner, alle Respekt, weiter so!!!

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Haben sich die Bestimmungen zur Genehmigung einer Betriebsstätte insoweit verändert, das Ihr Betrieb von einer gehnehmigten Situation in eine nicht mehr gültige Situation hinein gerutscht ist? Zudem geht es mir nicht um Paragraphenreitereien, sonder um die Schaffung von Arbeitsplätzen die ergonomisch und gesundheitlich Unbedenklich sind.

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Ohne unhöflich zu erscheinen, aber, ich habe die Regelungen zur genehmigungspflichtigen Betriebsstätte auch gelesen, und auch ich finde manche Regelungen im ersten Moment, betrachtet aus unternehmerischer Sicht, schwer umsetzbar und mit hohem finanziellem Aufwand verbunden, aber solche Dinge gehören zur Betriebsplanung nun mal dazu.

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Und weil ich doch noch das Thema Licht aufgreifen möchte: Ich habe selber schon in Kabinen arbeiten müssen, die kein Tageslich zugelassen haben, und es ist nicht schön, wenn man aus der Arbeit geht, und zuerst mal die Augen zwicken und man muss erst Orientierung finden. Aber mitlerweile gibt es ja festgesetzte Zeiten, die ein Arbeiter in so einem Raum arbeiten darf, laut Arbeitnehmerschutz.

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