"So schnell wirst du mich auch nicht los!"

Dass sie sterben könnte, hatte man lange Zeit für unwahrscheinlich gehalten. Unsere Kolumnistin Lotte Tobisch schien in ihrer Herzenswärme und Klugheit wie aus der Zeit gefallen. Spuren einer Freundschaft, die bis in die letzten Tage reichte.

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Cover - "So schnell wirst du mich auch nicht los!"

Wo beginnen, wenn aus einer kaum viereinhalb Jahre langen Bekanntschaft, die erst vor acht Monaten zur Freundschaft wurde, die Erinnerungen auf einen einstürzen? Lotte Tobisch hatte die Begabung, im Gedächtnis zu bleiben. War man von ihr zum Gespräch gebeten, so verließ man die beiden Dachwohnungen über dem Opernring mit der Zuversicht, eine Spur klüger zu sein als vorher. Bei mir reichten dafür schon die erst wöchentlichen, dann vierzehntäglichen Telefonate, immer sonntags um Punkt neun Uhr früh, wenn sie mir ihre Kolumne auf Band sprach. "Also, ich hätt' wieder was verbrochen", vernahm ich da im betörenden Schönbrunner Originalklang, den man nicht lernen kann, weil er einem genetisch eingeschrieben sein muss. "Ich glaub aber nicht, dass ihr es nehmen werdet." Dann folgten zwölfeinhalb lange Zeilen von einer makellosen Geschliffenheit und Eleganz des Durchblicks, wie sie heute kaum noch ein professioneller Kolumnist zusammenbringt.

Wo also beginnen, da es in diesem reichen, mit Sinn und Noblesse erfüllten Leben doch viel Vordringlicheres gab als eine Kolumne, die erst im April 2015 ihren Anfang nahm? Vielleicht mit den letzten, schon vom Abschiednehmen gezeichneten Erinnerungen. Ende August war das, ich verbrachte vor Schulbeginn mit Frau und Töchtern noch eine Woche am spätsommerlichen Millstättersee, da läutete das Telefon. Lotte war es, und sie hatte eine Bitte: "Könntest du mich bald einmal auf eine Viertelstunde besuchen, damit wir uns noch einmal sehen?" Bestürzt und verlegen sagte ich zu, mit der bedauernden Einschränkung, am Montag gehe es wegen einer Fernsehaufzeichnung noch nicht. Und da sagte sie: "Na, so schnell wirst mich auch wieder nicht los." So war sie: voll Herzenswärme und Selbstironie. Wahrscheinlich wollte sie mich in den letzten Urlaubstagen nicht über Gebühr mit ihrem sich abzeichnenden Ende belasten.

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