Grenzenloses Leid

Corona darf nicht zur Ausrede für jene werden, die von der Ausbeutung unserer Tiere profitieren.

von Tierschutz - Grenzenloses Leid © Bild: News/Ian Ehm

Tausende Rinder mussten in den vergangenen Wochen auf ihrer Reise in den Tod zu den Schlachthöfen in Europa und in Übersee oft ganze Tage wegen Corona-bedingter Kontrollen an den Grenzen in ihren engen Transportern ohne Wasser und Futter darben. 35 Tierschutzorganisationen forderten von der EU den Stopp der Tiertransporte, während Covid-19 die Welt bedroht.

Die Europäische Union reagierte prompt. Aber nicht mit einem Stopp der Todestransporte: Sie lockerte die Kontrollen. Der Binnenmarkt soll reibungslos funktionieren. Elisabeth Köstingers Landwirtschaftsministerium lässt wissen: " Österreich wird von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machen, bei uns gelten weiterhin die sehr strengen Regeln für Tiertransporte." Das klingt beruhigend.

Denn das Wohl der Tiere ist zwar der EU, nicht aber Rudolf Anschober egal. Für ihn sei es undenkbar, die ohnehin schon unbefriedigende Situation der Lebendtiertransporte zu lockern oder aufzuweichen, heißt es in einem Statement des Sozialministeriums. Vor Beginn eines Tiertransports aus Österreich müsse ein Amtstierarzt die Einhaltung der gesetzlichen Tierwohlauflagen bestätigen. Sollten sich Transporteure nicht an die gesetzlichen Regeln halten, werde ein Erlass gesetzt, der dem Wohl der Tiere diene.

Das klingt vorbildlich. Veterinär Alexander Rabitsch, ehemaliger Tiertransportinspektor in Kärnten, fordert den sofortigen Stopp von Tiertransporten vor allem in außereuropäische Drittstaaten. Die gesetzlichen Bestimmungen könnten in den seltensten Fällen gewährleistet werden. "In vielen Ländern dürfen sich Fahrzeuge aus anderen Staaten nicht aufhalten. Rinder aber müssen nach einer 29-stündigen Fahrt einen Tag pausieren. Das ist vor allem derzeit fast unmöglich. Und bei uns können Händler oft gar nicht anreisen, um die Tiere zu kaufen. Daher wäre jetzt der ideale Zeitpunkt, die Transporte über die Grenzen zu stoppen", sagt Rabitsch. Das müsse auf EU-Ebene besprochen werden, meint man dazu im Sozialministerium.

Die Frage aber, wie das Wohl der Tiere gewährleistet werden kann, wenn es an den Grenzen und an den Autobahnen keine ausreichenden Kontrollen gibt, bleibt unbeantwortet. Corona darf nicht zur Ausrede für jene werden, die von der Ausbeutung unserer Tiere profitieren.

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