Wahren Sie Distanz!

von Tiere - Wahren Sie Distanz! © Bild: News/Ian Ehm

Verträumt weilen sie in der Sonne, zupfen am Gras, kauen das Grünzeug wieder und wieder. Die Schnauze und der Schwanz, der lästiges Ungeziefer vertreibt, sind bei den Kühen als einzige Körperpartien in Daueraktivität.

Kaum zu glauben, dass sich die lethargischen Rinder in Sekundenschnelle in rasende Monster verwandeln und sogar töten können. Doch eben das geschah Anfang Juni auf einer Tiroler Alm im Bezirk Kufstein. Zwei Damen hatten sich dort mit ihren Hunden auf Wanderschaft begeben. Ihr Weg führte durch eine eingezäunte Weide auf der Kranzhorn-Alm, wo zehn Mutterkühe ihren Nachwuchs hüteten. Das plötzliche Eindringen der Hunde versetzte die Rinder in Panik; eine der Spaziergängerinnen kam unter die Hufe und wurde tödlich verletzt.

Der Unfall zu Beginn der Urlaubssaison sollte Wanderern eine Warnung sein, denn die Rinder trifft keine Schuld. Sie haben getan, was die Natur und der Bauer ihnen vorschreiben, nämlich, auf der Weide ihre Kälber großzuziehen und zu beschützen.

"Der Hund ist für eine Kuh wie ein Wolf und wird als tödliche Bedrohung für ihr Baby empfunden“, erklärt Johanna Stadler vom Tierschutzverein "Pfotenhilfe“. Daher ist es nachvollziehbar, dass jedes Rind in Panik geraten kann, wenn sich der Feind auf vier Pfoten nähert.

Der Tod der Frau ist im übrigen kein Einzelfall. Tödliche Attacken von Rindern auf unbedarfte Wanderer sind zwar selten, aber stets möglich - und vermeidbar.

Oberste Priorität hat die Wahrung der Distanz. Wer meint, unbedingt eine Kuh und deren Kalb streicheln zu müssen, sollte dies nur unter Aufsicht des Halters im Stall oder, noch besser, an einem Plüschtier praktizieren. Kühe sind in Ruhe zu lassen, denn wenn sie sich bedroht fühlen, wehren sie sich. Allerdings kündigen sie die Attacke vorher deutlich an: Sie senken den Kopf, schnauben, präsentieren die Hörner und scharren mit den Hufen. Ist das der Fall, sollte man mit langsamen Bewegungen den Rückzug antreten.

Von einem generellen Hundeverbot auf der Alm, wie es manche Landwirte fordern, oder, konträr, einem Weideverbot, das Wanderern vorschwebt, hält Josef Hechenberger, Präsident der Tiroler Landeskammer, nichts. Ein Miteinander von Mensch, Rind und Hund auf der Alm sei möglich. Doch müssten sich vor allem Sportler, Wanderer und Touristen an die Regeln halten.

Information unter:
www.tirol.gv.at