Uschi Neuss: "Nicht jeder wird durch die Krise kommen"

"Nicht jeder wird es schaffen, durch diese Krise durchzukommen. Das ist wirklich alarmierend", so die Stage-Chefin Neuss

von Stage-Chefin - Uschi Neuss: "Nicht jeder wird durch die Krise kommen" © Bild: Shutterstock/yuinaya

Normalerweise präsentiert Stage Entertainment jeden Abend vier Musicals in Hamburg - dazu kommen die Stage-Theater in Stuttgart und Berlin. Doch seit in Deutschland wegen der Coronakrise alle Musicaltheater geschlossen sind, herrscht Flaute. Wie Stage-Chefin Uschi Neuss ihr Unternehmen durch die Krise führen will und dabei ihre Zuversicht nicht verliert, erzählt die 54-Jährige der dpa.

» Endlos geht so etwas nicht«

Seit dem 13. März sind alle Musicaltheater in Deutschland geschlossen. Was bedeutet das für die Branche?
Neuss:
Das ist schon immens. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt passieren kann. Da fällt etwas weg, was echt fehlt, nämlich das Liveerlebnis in einem Theater. Das bedeutet für uns als Firma, dass wir all das, wofür wir stehen, gerade nicht machen können.

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Wie lange kann ihr Unternehmen diese Ausnahmesituation verkraften?
Endlos geht so etwas nicht. Wir sind schon darauf angewiesen, dass es wieder weitergeht. Aber wir haben auch sehr schnell reagiert. Es gibt natürlich staatliche Hilfen. Wir haben Kurzarbeit für all unsere Mitarbeiter beantragt und diese auf 80 Prozent aufgestockt. Und wir versuchen, bereits gekaufte Tickets umzubuchen. Das ist ein wesentlicher Punkt. Das Wichtigste wird sein, wie schnell die Menschen auch wieder Freude haben, Tickets für die Zukunft kaufen. Die Wiedereröffnung ist natürlich das ganz große Thema. Wann fangen wir genau wieder an? Was ist der Spielplan? Wir haben uns sehr früh mit einem Szenario auseinandergesetzt, dass es erst im September wieder weitergehen kann.

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Wie genau soll es im Herbst weitergehen?
Wir haben einen neuen Spielplan verabschiedet, bei dem unsere Kunden sehen können, was wir ab September und bis weit in das kommende Jahr hinein anbieten. Dabei gibt es einige Verschiebungen. Das klingt jetzt einfach, war aber eine wahnsinnige Logistik, die wir da losgetreten haben.

»Fürchte, die Theaterlandschaft wird sich verändern«

Was glauben Sie, wie wird sich die Corona-Krise langfristig auf die Branche auswirken?
Das ist eine sehr gute Frage. Erstmal wird sie, fürchte ich, die Theaterlandschaft verändern. Weil es nicht jeder schaffen wird, durch diese Krise durchzukommen. Das ist wirklich alarmierend. Die Vielfalt ist das, was wichtig ist. Und meine große Sorge ist, dass da nicht alle unbeschadet durchkommen, sondern je nachdem, wie lange das geht, einige auf der Strecke bleiben. Und dann wird unsere Gesellschaft ärmer, wenn wir das nicht mehr haben. Meine zweite Sorge ist, was die Angst mit den Menschen macht. Im Moment ist die Angst ein alles dominierendes Gefühl, und das ist ein schlechter Ratgeber. Ich fürchte, dieses Abstandhalten ist auf lange Sicht schädlich für die Gesellschaft.

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