Mit drei Häferln:
Der Škoda Octavia 1.0 TSI

Er beweist, dass drei Zylinder unter der Haube kein Armutszeugnis sein müssen

Downsizing heißt die Allzweckwaffe der Motorenentwickler. Das bedeutet im Grunde nichts anderes als sparen, was das Zeug hält. Sie beschneiden die Anzahl der Zylinder und verabschieden sich von riesigen Hubräumen, damit die - vor allem in der EU - immer strikteren Grenzen für Verbrauch und Abgaswerte geschafft werden. Die Ergebnisse der durchaus ehrbaren Ingenieurskunst werden scherzhaft als "Nähmaschinenmotoren“ mit "Schnapsglashubraum“ belächelt. Tatsächlich aber setzt der Dreizylindermotor zum Durchmarsch in höhere Fahrzeugklassen an - von den Kleinwagen in die Mittelklasse.

von Axel Meister © Bild: News

VW versorgt mit seinem Turbo-Dreizylinder mit exakt 999 ccm Hubraum inzwischen den halben Stall seines Markenimperiums, vom Golf bis neuerdings zum Škoda Octavia. Der gilt ja längst als muskulösestes Standbein der tschechischen Tochter - und in der Kombi-Version (allerdings mit C geschrieben) als meistverkaufter Familientransporter in der EU überhaupt.

Škoda Octavia 1.0 TSI
© www.foto-sonntag.de

Ganz klar, dass wir den Renner aus Mladá Boleslav in der verheißungsvollen Allianz aus 115-PS-Dreizylinder und Lastenträger zum Test gebeten haben. Natürlich in Verbindung mit dem cleveren Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Kleine Anmerkung vor dem Start: Dreizylinder sind in ihrer Bauweise kompakter und leichter als mehrzylindrige Motoren; dieses Aggregat ist überdies so gut ausbalanciert, dass es ohne Ausgleichswellen auskommt.

Die Praxis bestätigt die Theorie, oder, anders formuliert, die Techniker haben einen guten Job gemacht. Nach dem Dreh am Zündschlüssel wackelt und schüttelt nichts und der Motor läuft am Stand so leise, dass man fast vermuten könnte, er sei gar nicht angeworfen worden. Ist er aber, wie sich nach den ersten Metern Fahrt zeigt: Er zieht gut ab, lässt die Gänge fast unmerklich einlegen und kommt nie in Verdacht, Großmutters Singer unter der Haube verbaut zu haben. Switcht man in den Sportmodus, geht der Ampelstart - meist sogar unfreiwillig - mit quietschenden Pneus einher.

Škoda Octavia 1.0 TSI
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In zwei Disziplinen performt der Octavia Combi 1.0 TSI gut, aber nicht überragend: Auf der (deutschen) Autobahn ist er über Tempo 130 kein Kracher (was absolut verzeihbar ist), und exaltierter Kurvenkünstler ist er auch keiner. Er nimmt Biegungen sämtlicher Ausprägung eben gelassen, ohne Schnitt. Ein kleiner Widerspruch zum herzhaften Fahrwerk.

Škoda Octavia 1.0 TSI
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Sonst ist der Octavia ganz der Alte geblieben: Das Design ist von unaufgeregter Zeitlosigkeit, die Bedienung sämtlicher Hebel und Schalter selbsterklärend und der Platz immens. In Sitzreihe zwei haben selbst Lulatsche Platz, und im Kombiheck etliche Kisten Pivo.

Daten

Škoda Octavia Combi 1.0 TSI
Preis: € 28.228,- (Style)
Motor: 3 Zylinder, Turbobenziner, 999 ccm
Leistung: 115 PS (85 kW)
Spitze: 202 km/h
0-100: 10,1 Sek.
Verbrauch: 5,9 l/100 km
Emission: 140 g CO2/km

Fazit: Dieser Škoda besiegt das Stigma des Dreizylinders: Er ist überraschend agil, überraschend leise und erwartet sparsam.

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