Roman Danksagmüller: Seine Stimme ist ein Star

Österreich kennt seine Stimme; kaum jemand sein Gesicht. Dass Roman Danksagmüller ORF-Station-Voice wurde, ist eine lange Geschichte. An deren Anfang ordnete eine Nahtoderfahrung sein Leben neu.

von ORF-Station-Voice - Roman Danksagmüller: Seine Stimme ist ein Star © Bild: Roland Ferrigato

Manchmal, wenn die Stimmung in einer größeren Runde gut ist, macht er sich den Spaß. Den Gag mit der Stimme. Roman Danksagmüller lässt sie dann so klingen, wie sie sich seit 15 Jahren auf ORF 1 anhört, wenn er den Hauptabendfilm oder die Formel-1- Sendung ankündigt. Dann drehen sich die Köpfe aller in Hörweite in seine Richtung und suchen das vermeintlich bekannte Gesicht zur berühmten Stimme. Vergeblich. Die Stimme kennt ganz Österreich, nur wenige kennen ihr Gesicht. "Das ist auch gut so", sagt Danksagmüller. "Ich mag das, wenn ich privat bleiben kann. Da spreche ich Wienerisch und klinge auch völlig anders als meine Sprecherstimme".

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Mit seiner Stimme ist Danksagmüller vertrauter Gast in Österreichs Wohnzimmern und Autos. Wenn er sagt "Heute Abend um 20 Uhr 15 in der ORF-1-Primetime", stellt sich Feierabendgefühl ein. Als Station-Voice spricht er alle ORF-Programmankündigungen, gleiches tut er seit 2002 für Radio Wien und er sprach zahllose Werbespots der vergangenen zwei Jahrzehnte von Intersport über Libro bis Dacia. Kaum jemand weiß, dass das Leben viele Türen für Danksagmüller geöffnet hat, die für ein Dutzend Karrieren gereicht hätten.

»Ich habe von oben auf meinen Körper hinuntergeschaut und gesehen, wie die Rettung kommt«

In seinem Buch "Alles gut in Wien", einer nostalgischen Zeitreise mit autobiografischen Einblicken, erzählt er davon. Warum immer wieder Neuland zu betreten sein Credo bleibt, versteht man erst nach einem Treffen mit dem 52-Jährigen. Mit Anfang zwanzig unterschrieb er gemeinsam mit einem Schulfreund seinen ersten Plattenvertrag, entschied sich dann aber für die Schauspielausbildung. Nach über hundert Auftritten im Musical "Anatevka" auf der Bühne des Theaters an der Wien unterschrieb er statt für "Elisabeth" bei einem Wiener Privatsender als Moderator. Danach wurde er ORF-Station-Voice und gründete er mit seiner Frau Sue das Popduo "Achtung Liebe", bekam einen Plattenvertrag bei Universal Music, und beide feierten mit Fußball-Legende Toni Polster platingekrönte Hiterfolge.

Auch diesem Lebensplan sagte Danksagmüller aber Adieu. "Ich habe gelernt, auf mich zu hören", erklärt Danksagmüller seinen ungewöhnlichen Weg.

Am Anfang war der Unfall

Die Lehren begannen mit einem dramatischen Unfall, der das Leben, wie es zuvor war, völlig auf den Kopf stellen sollte. Danksagmüller war 23 und Motorrad-Fan und unglücklich in seinem Job als Aufzugsmonteur. Weit weg war eine Welt, in der Musikmachen und kreativer Ausdruck eine Rolle spielte. Ein schwerer Motocross-Unfall mit einer Yamaha-500-ccm-4-Gang-Maschine brachte die Zäsur. "Ich habe von oben auf meinen Körper hinuntergeschaut, die Menschen rundherum gesehen und wie die Rettung kommt. Es war ein schönes Gefühl", erinnert er sich. "Nach dem Unfall war ich ein anderer. Ich war plötzlich Vegetarier und musste mühsam wieder sprechen lernen. Mein Freundeskreis war ganz schnell sehr klein", so Danksagmüller.

Neustart ins Leben

Das dramatisch prägende Jahr voll Unsicherheit und Verzweiflung, das folgte, betrachtet er rückblickend nicht negativ. "Ja, es ist mir richtig schlecht gegangen, aber Energie ist Energie, egal, ob positiv oder negativ. Und sie hat sich gedreht. Das wäre anders nie möglich gewesen." Rund zwölf Monate, nachdem er verunglückt war, erwachte er aus einer Lethargie, die viel länger angedauert hatte als ein Jahr.

Das Buch ORF-1-Primetime-Stimme Roman Danksagmüller erzählt in "Alles gut in Wien"* aus seiner Jugend im Wien der 70er-Jahre und danach und gibt Einblicke in seine Künstlerseele.

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"Mir ist bewusst geworden, wie kostbar und einzigartig dieses Leben ist. Alles, was mich als Kind bewegt hat, das Musikmachen, Malen, Kreativsein, war auf einmal wieder da", beschreibt Danksagmüller den magischen Moment. "Wenn man etwas wirklich will, dann hilft das ganze Universum mit, dass man seinen Traum verwirklichen kann", ist er seitdem felsenfest überzeugt. Es machte es ihm leicht, fortan zu verabschieden, was nicht mehr passte, und zu versuchen, was er immer schon wagen wollte: Schauspielschule, Musik, Moderation, Sprecher oder nun Autor.

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Es gibt keine Zufälle

Mit den letzten Ersparnissen auf eine Insel zu fliegen, statt an Zukunftsängsten zu zerbrechen, war auch so ein Mut-Moment vor zwanzig Jahren. Dort lernte er seine zukünftige Frau und Mutter seiner Kinder kennen. Sohn Tom-Tom kam auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Motorradunfall zur Welt. "Ich glaube, dass uns Dinge zufallen, aber das sind keine Zufälle", meint der Sprecher. "Du musst wissen, was du willst, sonst hat es das Universum schwer mit der Erfüllung." Danksagmüller lacht. Dabei ist ihm klar, dass er noch viel lernen muss. Auf den Körper und seine Botschaften zu hören, zum Beispiel. Immer wieder habe er die Erfahrung gemacht, dass der Körper ihn in die Knie zwingt, wenn er gegen die eigene Natur handle, sagt er. "Die Seele sagt dann zum Körper: Geh du voraus, auf mich hört er eh nicht. Beim letzten Mal hat mein Körper mit einem allergischen Schock auf die Seele aufmerksam gemacht."

»Die Seele sagt dann zum Körper: Geh du voraus, auf mich hört er eh nicht«

Bei den großen Weichenstellungen des Lebens gelingt das Zuhören gut. Wie damals, als der Riesenerfolg mit Toni Polster Danksagmüller dauerhaft überforderte. "Die Gefahr für Künstler ist, dass dein Ego davongaloppiert und den Menschen hinter sich herschleift, bis er nicht mehr kann." Bevor Arges passieren konnte, beendete er die lukrative Zusammenarbeit. "Das Schöne ist, dass die Freundschaft geblieben ist", betont er, was wirklich zählt.

Die neue Aufgabe als Komponist für das europaweit ausgestrahlte Fernsehformat "Das Yoga-Magazin" gehört auch dazu. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 41/2020.