Weg mit der Peitsche!

"Pferde sind wie Kinder, mit Drohen und Bestrafen erreicht man nichts", meint Pferdepsychologe Monty Roberts

von Pferde - Weg mit der Peitsche! © Bild: News/Ian Ehm

Der junge Lipizzaner Titan ist ein aufgeweckter, freundlicher Geselle. Zeit seines jungen Lebens war ihm nie Böses widerfahren. Er stammt aus Privatbesitz. Dennoch durfte er einmal in der Spanischen Hofreitschule, wo sonst seine Verwandten, die legendären weißen Hengste, die hohe Schule der klassischen Reitkunst vorführen, gastieren. Denn Titan hatte ein Problem: Er fürchtete Plastik. Schon der Anblick eines raschelnden Kunststoffgegenstands versetzte ihn in Panik.

Eine Phobie wie diese aber kann für Reiter und Pferd schlimme Folgen haben. Doch diese Angst ist kein Schicksal, das man hinnehmen muss, weiß Monty Roberts. Der als Pferdeflüsterer bekannte amerikanische Trainer zeigte in Wien, wie man mit Problemen von Pferden umgeht.

Elisabeth Gürtler, Direktorin der Spanischen Hofreitschule, hatte den erfahrenen Pferdepsychologen geladen. Er führte am Beispiel von fünf Pferden, die er nie zuvor gesehen hatte, vor, wie man das Vertrauen seines Partners auf vier Hufen gewinnen und ihm jedwede Furcht nehmen kann. Titan war eines davon. In weniger als zwanzig Minuten war er von seiner Angst vor Plastik befreit. Das geschah mittels Roberts' "Join up"-Methode.

Diese basiert auf dem partnerschaftlichen Umgang von Mensch und Tier.

Der vor 82 Jahren geborene Sohn eines kalifornischen Pferdetrainers musste bereits als Kind mitansehen, wie sein Vater zahlreiche Pferde "eingebrochen" hat. Der Begriff stammt vom englischen "breaking horses" und bezeichnet das Zureiten eines Pferdes mit Gewalt. Folgt das Tier nicht, werden ihm Schmerzen zugefügt. Pferde werden so lange mit Peitsche, Sporen oder gar schlimmeren Mitteln, wie Elektroschocks - wie es oft bei Sportpferden geschieht -, traktiert, bis deren Willen gebrochen ist und sie gehorchen.

Roberts fahndete nach alternativen Methoden. "Pferde sind wie Kinder, mit Drohen und Bestrafen erreicht man nichts", erklärt er. Jeder Halter sollte sich stets bewusst sein, dass Pferde Fluchttiere sind. Der Sattel am Rücken wird zunächst von jedem jungen Pferd als natürliche Bedrohung empfunden.

Durch gutes, ruhiges Zureden, den richtigen Einsatz von Körpersprache und den sanften Umgang mit Tieren aber lässt sich Erstaunliches bewirken. Peitsche und Sporen sind selbstverständlich ein Tabu! Probieren Sie es aus!

Wer sein Pferd zum Sportgerät degradiert, verursacht nicht nur Leid beim Tier, sondern bringt sich auch selbst um das nicht nur sprichwörtliche "Glück der Erde".

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