Iraschko-Stolz plötzlich
mit Medaillenchance

"Bei uns gewinnt am Ende eh immer die Vogt". Stimmt das? Die Skispringerinnen Iraschko-Stolz könnte sich eine Medaille sichern.

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Olympia 2018 - Iraschko-Stolz plötzlich
mit Medaillenchance

Noch vor wenigen Wochen waren zwei Dinge unwahrscheinlich: Eine Medaillenchance für Österreichs Skispringerinnen bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang und eine zum erweiterten Favoritenkreis zählende Daniela Iraschko-Stolz. Doch nach einer sensationellen Rückkehr der 34-jährigen "Omi" und Platz zwei durch Chiara Hölzl in Zao zählen diese beiden vor Olympia wieder zur Weltspitze.

Vor allem Iraschko-Stolz ist mit ihrer Routine, ihrem Hunger nach langer Wettkampfpause und ihrer Abgebrühtheit die Überraschung zuzutrauen. Vor vier Jahren in Sotschi noch im engsten Favoritenkreis und dann Zweite hinter Sensations-Olympiasiegerin Carina Vogt (GER), ist sie nach ihrem fulminantem Comeback samt 13. Weltcupsieg am 28. Jänner eine gefährliche Außenseiterin.

Es braucht Windglück

Diesmal ist die Ex-Weltmeisterin eben nicht die ganz große Favoritin: "Das wäre ich schon sehr gern, aber dafür fehlt mir ein Jahr Training. Aber darauf, dass ich es jetzt in ganz kurzer Zeit geschafft habe, kann ich eigentlich stolz sein." Für eine eventuelle zweite Olympia-Medaille brauche es aber neben zwei sehr guten Sprüngen "definitiv auch Windglück". Gerade auf einer so frei stehenden Anlage wie jener in Pyeongchang/Alpensia.

»Sie hat ein saustarkes Set-up beieinander«

"Ich bin nach wie vor hungrig, dass ich wieder ganz nach vor komme, und das habe ich schon gezeigt. Natürlich kann ich befreiter springen", verrät die begeisterte Fußball-Torfrau. Und obwohl ja eigentlich die Norwegerin Maren Lundby die große Gold-Favoritin ist, ist Iraschko-Stolz da eher halb-ironisch: "Bei uns gewinnt am Ende eh immer die Vogt Carina." Die Deutsche ist mit zwei Einzel-Weltmeister-Titeln en suite und Olympia-Gold Spezialistin für Großereignisse.

Trotzdem beobachtet Iraschko-Stolz natürlich Lundby sehr genau. "Sie hat ein saustarkes Set-up beieinander und ist schwierig zu schlagen."

Geschwächtes Frauen-Team

Wenn ihre Nerven halten, dann wäre aber auch der erst 20-jährigen Chiara Hölzl bei ihren schon zweiten Spielen ein Coup in Richtung Podest zuzutrauen. "Routine wird es nie, es ist immer spannend", sagte 1,53 m große Pongauerin im APA-Gespräch. Nach ihrem zweiten Rang in Zao ist ihr "einfach ein Riesenstein vom Herzen gefallen". Und nun weiß sie es auch endlich auf dem Papier bestätigt: "Wenn es mir aufgeht, kann ich vorne mitspringen."

Zuletzt war sie lange die Leistungsträgerin im geschwächten Damen-Team, das fast ein Jahr ohne Iraschko-Stolz auskommen musste. "Sicher war ich heuer vielleicht ein bisserl mehr im Fokus, das passt, ich muss das eh lernen. Vielleicht ist es nicht ganz so einfach für mich, für den Kopf, weil ich doch ein bisserl ein Nerverl bin, wenn mir Druck aufgelegt wird. Heute kann ich sagen, es hat mir gut getan."

Gut getan hat Hölzl auch Mentaltrainer Patrick Benatzky, den sie seit vergangenem Winter konsultiert. "Das hilft mir sehr. Wir haben im Sommer zweimal pro Woche daran gearbeitet, wenn ich Druck habe, den ich mir selbst auferlege. Der Weg war hart, aber schon der richtige."

Die Dritte im Drei-Mäderl-Haus von Cheftrainer Andreas Felder ist Jacqueline Seifriedsberger, die vor vier Jahren die Olympia-Premiere der Skisprung-Damen verletzt verpasst hatte. Sie kann sich nach zehn Weltcupbewerben mit Rang elf als bestes Ergebnis keine zu großen Ziele setzen: "Zwei solide Sprünge machen und dass ich dann sagen kann, es ist wieder ein Schritt vorwärtsgegangen", lautet die Prämisse der Oberösterreicherin, die aktuell Probleme mit der richtigen Hocke in der Anfahrt hat.

Der erfahrene Cheftrainer selbst sieht die Ausgangslage gewohnt abgeklärt. Denn von nötigen Wundern will er nicht sprechen: "Wunder muss keines passieren, sie müssen einfach eine gute Leistung abrufen. Chiara hat das schon sehr gut bewiesen. Bei jedem Weltcup, in dem sie gestartet ist, war sie bei einem Trainingssprung, in der Quali oder im Probedurchgang unter den besten zwei oder drei, sie hat es nur im Wettkampf nicht rübergebracht", erinnert Felder.

Und Iraschko-Stolz hat sich selbst wieder ins Spiel gebracht. Felder freut sich mit der Steirerin, einfach, dass sie den Trip nach Südkorea noch geschafft hat. "Sie soll das Ganze genießen. Sie ist so heilfroh, dass sie überhaupt springen kann und freut sich wie ein kleines Kind auf die Olympischen Spiele."

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