Auf zwei niederländischen Nerzzuchtfarmen erkrankten vergangene Woche mehrere Tiere an Covid-19. Die Infektion mit dem Virus wurde bei den kleinen Raubtieren nachgewiesen, nachdem ungewöhnlich viele Tiere verstarben. Die erkrankten Nerze zeigten ähnliche Symptome wie infizierte Menschen: Sie litten an Atemnot und starkem Husten. Das Virus soll von Farmmitarbeitern auf die Tiere übertragen worden sein.
Forscher überrascht die Ausbreitung der Krankheit unter den Tieren nicht. Denn Nerze gehören zur Familie der Marder wie auch Frettchen. Letztgenannte seien nachgewiesenermaßen empfänglich für SARS-CoV-2, sagt Norbert Nowotny, Virologe der Veterinärmedizinischen Universität Wien. "Insofern wundert es mich nicht, dass sich - wie in diesem Fall - Nerze bei einem mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen angesteckt haben", so Nowotny. Die Ansteckung von Tier zu Mensch jedoch konnte noch nicht nachgewiesen werden. Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, erklärte in einem Interview mit dem "Guardian", dass auch bei Zibetkatzen und Marderhunden das Coronavirus längst nachgewiesen wurde. Im Jahr 2018 wurden in China zwölf Millionen Marderhunde für die Pelzindustrie getötet. Diese Tiere werden unter qualvollen Bedingungen gezüchtet. "Wenn mir jemand ein paar Hunderttausend Dollar und freien Zugang nach China gäbe, um nach dem Ursprung dieses Virus zu suchen, würde ich an jenen Plätzen nachsehen, wo Marderhunde gezüchtet werden", sagt Drosten. Eine Übertragung des Virus durch Schuppentiere, wie noch vor wenigen Wochen angenommen wurde, hält Drosten für unwahrscheinlich.
Ob die Vorstellung reicht, dass ein Jackenkragen, den man sich zur kalten Jahreszeit eng um Mund und Nase legt, von einem hustenden, an Corona erkrankten Nerz stammt, um viele vom Kauf eines Pelzes abzubringen, werden die nächsten Wintermonate zeigen. Erwiesen ist jedenfalls, dass Tiere auf Pelztierfarmen unermessliches Leid erfahren, egal, ob sie an Corona erkranken oder nicht.
