Wenn Koreaner in Europa golfen

Der Kia Ceed der neuesten Generation zeigt sich dynamisch und dabei technologieaffin wie nie. Wie er sich im harten Alltag schlägt, zeigt der Test.

von Motor - Wenn Koreaner in Europa golfen © Bild: Kia

Der Lieblingssport aller Automarken mit einem Kompaktmodell im Portfolio - und wer hat keines? - lautet: VW Golf ärgern. Der Musterschüler aus Wolfsburg gilt als Benchmark in der Klasse, und wenn er auch nicht mehr ganz so unantastbar wie noch vor wenigen Jahren scheinen mag, in puncto Verkaufszahlen ist der VW noch immer eine Macht. Doch vor allem Kia hat sich richtiggehend in die Hatzjagd auf den Golf verbissen. Und mit dem Ceed haben die Koreaner auch ein probates Modell für diese Übung im Programm.

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Die dritte Generation des Kia Ceed startet mit starker europäischer Rückendeckung, denn das neue Modell wurde in Rüsselsheim (natürlich unter Mithilfe aus der Heimat) entwickelt, in Frankfurt gezeichnet und wird im slowakischen Žilina produziert. Allerdings sieht man ihm das optisch nicht wirklich an, denn das Design ist zwar übergefällig, aber mutig sieht anders aus. Und gerade in dem Punkt hätte der Ceed dem konservativen Golf ein Schnippchen schlagen können. Kurzum: Die Linie wurde gestreckt, die Überhänge vorne gekappt, dafür am Heck angebracht; die Dachlinie fällt jetzt flacher als früher ab und die Länge bleibt mit 4,31 Metern wie gehabt.

Der Innenraum verdient dafür ein klares "Daumen hoch". Die straffen Sitze passen perfekt und sind je nach Ausstattung auch hinten beheizbar und vorne mit Kühlfunktion versehen. Das Cockpit erfreut den Fahrer mit analogen und gut ablesbaren Rundinstrumenten, der acht Zoll große Bildschirm ist Anzeigefläche für Infotainment und Steuerzentrale für das Navi. Trotzdem gibt es auch noch die guten alten Tasten, etwa für Radio oder Klima.

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Endlich: Startknopf gedrückt und los geht es erstmals auf heimischem Terrain. Der neue 1,6-Liter-Diesel (nach 6d-Temp jetzt mit SCR-Kat) mit 136 PS geht bemerkenswert unauffällig zur Sache. Akustisch und im Antritt leichtfüßig, aber nicht atemraubend. Wozu auch, der jetzt etwas straffer abgestimmte Ceed liegt gut, nimmt vor allem Biegungen aller Art, ohne mit der Federung zu zucken, und die Lenkung arbeitet schön präzise. Nebstbei probieren wir den adaptiven Automaten: ja, der neue Ceed kann wirklich teilautonom fahren. Das Abstandhalten zum Vordermann und das Beschleunigen funktionieren tadellos. Nur das selbsttätige Abbremsen, bevor es brenzlig wird, könnte etwas feinfühliger passieren. Und zum Testabschluss drücken wir die Sporttaste und staunen nicht schlecht, wie sonor der Ceed plötzlich klingt (gar nicht nach Diesel) und wie lebhaft er beschleunigt. Die Sieben-Gang-Automatik ist auch stärker gefordert, absolviert aber den Job nonchalant.

Daten

Kia Ceed 1.6 CRDI AT

Preis: € 33.000,- (Platin)
Motor: 4 Zylinder, Turbodiesel, 1.598 ccm,
Leistung: 136 PS (100 kW)
Spitze: 200 km/h
0-100: 10,2 Sek.
Verbrauch: 7,4 l/100 km
Emission: 196 g CO2/km
Fazit: Kias Ceed ist dem Golf gefährlich nahe gerückt. Diesel, Automatik und Assistenzsysteme gefallen sehr