Lebensretter und Muse

von Katzen - Lebensretter und Muse © Bild: News/Ian Ehm

Der Brite James Bowen hatte in seinem jungen Leben nur wenig Gutes erfahren. Ein zerrüttetes Elternhaus trieb ihn schon als Schüler in die Depression. Seiner tristen Welt versuchte er durch den Konsum von Heroin zu entkommen. Zehn Jahre trieb es ihn selbstzerstörerisch zum Gift. Bis er einen verletzten Kater auf der Schwelle seiner Sozialwohnung fand, das Tier aufnahm, pflegte und Bob nannte.

Fortan folgte der rote Kater dem vazierenden Straßenmusiker. Im schicken Bezirk Covent Garden wurde das Paar bald zur lokalen Berühmtheit und endlich via Youtube zur internationalen Attraktion. Ein findiger Agent ließ Bowen seine Geschichte in Buchform bringen (auf Deutsch erscheinen Bowens Bücher bei Bastei Lübbe). Dann ging alles ganz rasch: Die Story verkaufte sich weltweit in Millionenhöhe; "James Bond"-Regisseur Roger Spottiswoode verfilmte die Story mit dem sympathischen Luke Treadaway und Bob höchstselbst (derzeit im Kino). Eine Animationsserie fürs Fernsehen ist in Planung.

Manchen mag der ansehnliche Kater Bob, der seinen selbst gewählten Halter aus dem Elend holte, wie die Wunderkreatur aus einem gegenwärtigen Märchen erscheinen.

Kenner feliner Wesen wissen aber, dass die Geschichte des ehemaligen Streuners, der ein Zuhause sucht, kein Einzelfall ist. Dass frei laufende Katzen selbst nach ihrem künftigen Zuhause fahnden, ist nicht neu.

Ungeklärt ist allerdings, weshalb es, wie im gegenständlichen Fall, manche just zu jenen Plätzen zieht, an denen sie nötig gebraucht werden. Eine Studie aus dem amerikanischen Michigan berichtet von frei lebenden Katzen, die freiwillig Therapiesitzungen beiwohnen und bei offenem Fenster den Gesprächen lauschen. Durch ihre Anwesenheit verströmen sie Ruhe. "Katzen lehren uns Geduld, Toleranz und Unaufdringlichkeit", erklärt Tierärztin und Katzenforscherin Sabine Schroll. Das qualifiziert die felinen Geschöpfe auch als ideale Lernpartner und Musen. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass man sie niemals zu etwas zwingt, sondern einfach Katzen sein lässt, führt Schroll aus: "Mit kluger Auswahl, frühzeitiger Förderung und Erziehung lassen sich Therapiekatzen gezielt ausbilden. Eine Garantie, dass sie den Job beim Heranwachsen auch machen wollen, gibt es allerdings nicht."

Doch allein die Anwesenheit der sensiblen und eigenwilligen Tiere ist pure Therapie.

www.schroll.at
www.tierealstherapie.at

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