Gewohnheitstiere

von Katzen - Gewohnheitstiere © Bild: News/Ian Ehm

Kater August folgt einem strengen Tagesrhythmus. Pünktlich um 16 Uhr nimmt er seinen sommerlichen Stammplatz auf der Terrasse zwischen den Töpfen mit Tomaten-, Paprikapflanzen und Küchenkräutern ein und fordert sein Mahl. Zwei Futterschüsseln müssen es sein: eine mit frisch gekochtem, zartem Hühnerfleisch und eine mit Köstlichkeiten aus dem Fertigfuttersortiment. August legt nicht nur Wert auf Pünktlichkeit und Qualität. Die beiden Schüsseln müssen akkurat vor den Pflanzentöpfen platziert sein.

Kater Lenny nimmt es mit der Nahrungsaufnahme nicht so genau. Für ihn ist wichtig, dass im Haus alles seine Ordnung behält, nämlich tatsächlich seine. Alle paar Wochen wählt Lenny einen besonderen Platz für seinen Rückzug. Egal, ob es die weiche Decke ist, die man eben erst erstanden hat, Frotteetücher oder eine neue Einkaufstasche.

Das ist nichts Ungewöhnliches, denn: "Katzen leben in einem multidimensionalen Zeit-Raum-Sozialsystem. Das heißt, es kommt für sie wirklich darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Rituale geben auch ein Gefühl der Sicherheit, weil sie für Vorhersehbarkeit sorgen - und als kleines Raubtier, das auch Beute für größere Raubtiere sein kann, ist das Gefühl von Kontrolle für Katzen wichtig", erklärt Tierärztin und Katzenforscherin Sabine Schroll.

Was aber, wenn der berufliche Alltag weniger Zeit für die speziellen Vorlieben der felinen Gefährten lässt? Wenn August nicht mehr pünktlich sein Futter serviert bekommt oder Lenny einmal doch "seine" Tasche abgeben muss?

Kein Grund zur Sorge, beruhigt Schroll. "Bei allem Wert von Ritualen - vor allem für die ängstliche Katze - muss man sich trotzdem nicht sklavisch daran halten. Ein klein wenig Abwechslung und moderate Veränderungen sorgen für Flexibilität. Und als intelligentes Tier ist die Katze auch in der Lage, damit umzugehen." Denn Veränderungen gibt es schließlich auch ständig in der Natur. Und daran sind Freigängerkatzen gewöhnt.

Für ausschließliche Stubentiger jedoch ist es entscheidend, dass in der Wohnung so wenig wie möglich verändert wird. Denn Katzen sind Gewohnheitstiere. Eine neue Einrichtung kann besonders sensible Wesen sogar verstören.

Empfinden wir nicht oft ähnlich wie unsere felinen Gesellen? Oder können Sie sich rasch daran gewöhnen, wenn ihr Stammparkplatz vor dem Haus verstellt ist?

Information: www.schroll.at

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: zobl.susanne@news.at