Rechnungshof-Rohbericht
tadelt Staatsoper

Der Rohbericht des Rechnungshofs findet bei der Staatsoper viel zu beanstanden: dubiose Kartenverkäufe, fehlende innere Kontrolle, "Risiken hinsichtlich Korruption"

von Investigativ - Rechnungshof-Rohbericht
tadelt Staatsoper © Bild: Shutterstock

Die erste Überprüfung der Wiener Staatsoper durch den Rechnungshof (RH) seit 1973 endete mit zum Teil harscher Kritik, obwohl die Betriebsziele grundsätzlich erreicht wurden. Das berichtet das Magazin News in seiner morgen erscheinenden Ausgabe. Die hohe Anzahl an Beanstandungen schlägt sich in 115 Verbesserungsvorschlägen nieder. Die Staatsoper muss für den Endbericht die Vorwürfe erst kommentieren, das Dokument ist also noch ein vorläufiges. Überprüft wurden die Geschäftsjahre 2011/12 bis 2014/15 der Direktion Dominique Meyer.

Einer der Hauptkritikpunkte des Rohberichts betrifft die ungeregelte Vergabe von etwa 45.000 Eintrittskarten an Kartenbüros und Vereine. Ohne Verträge und Richtlinien werden so – eine häufige Beschwerde des Stammpublikums – Karten für Spitzenaufführungen schon zu Saisonbeginn aus dem Verkehr gezogen. Der RH bezeichnet diese Vorgänge wörtlich „als intransparent und grundlegenden Elementen eines internen Kontrollprinzips (...) widersprechend. Außerdem barg diese Vorgangsweise Risiken hinsichtlich Korruption und Nichteinhaltung von Compliance-Regeln.“

Live-Stream-Projekt

Karten aus diesen Konvoluten gelangten laut RH auch „auf weitere Vertriebswege“ und wurden u. a. „direkt vor dem Staatsoperngebäude (...) zum dreifachen Preis angeboten.“

Für das Live-Stream-Projekt der Staatsoper wurde laut RH ohne die gesetzlich vorgeschriebene Genehmigung durch den Aufsichtsrat etwa eine Million Euro investiert. Der RH hält „kritisch fest, dass den direkten Kosten für die Durchführung der Übertragungen im ersten Jahr des Vollbetriebs in der Höhe von rd. 413.000 Euro lediglich Erlöse von rd. 81.000 Euro gegenüberstanden“. Beanstandet wird auch das komplette Fehlen von Unternehmensabläufen und eines internen Kontrollsystems.

Die tatsächliche Auslastung der Staatsoper – gemessen am erzielbaren Erlös, also z. B. ohne Stopf- und Füllkarten – sank laut RH von 83 Prozent (2013/14) auf 81 Prozent in der Saison 2014/15.

Staatsoper und Bundestheater-Holding wollten den Bericht nicht kommentieren. Die Oper verwies allerdings darauf, dass sich in den 43 Jahren seit der letzten RH-Prüfung notgedrungen Verbesserungsbedarf ergeben habe. „Für uns ist es wichtig, dass unsere Integrität und Vertrauenswürdigkeit nicht in Frage gestellt wird – und in diesem Sinne sehen wir der Veröffentlichung des Rechnungshofberichts äußerst zuversichtlich entgegen.“

Die ganze Geschichte "Sturmtief über der Staatsoper" lesen Sie im aktuellen News Nr. 3/18

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