Martinez: "Will nicht auf meine Schönheit reduziert werden"

Der Filmstar und Ehemann von Halle Berry glänzt im Historiendrama "Der Medicus"

Bedenkt man, dass sich der gut gewachsene Herr schon vor 18 Jahren als Pulsbeschleuniger der Damenwelt etablieren konnte, so muss man staunen: Olivier Martinez, 47, hat sich seit dem spektakulären Debüt mit "Der Husar auf dem Dach" keineswegs leidenschaftlich ins Filmgeschäft geworfen. Dafür erlagen dem bubenhaften Charme des französischen Multikulti-Weltstars die interessantesten Damen in Serie.

von OLiver Martinez © Bild: Getty Images

Drei Jahre lang gab er mit Juliette Binoche das Traumpaar des französischen Kinos. Dann wandte er sich Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino zu, um anschließend bis 2007 mit der australischen Pop-Diva Kylie Minogue zusammenzuleben. Aktuell ist er seit 13. Juli mit Kollegin Halle Berry verheiratet und seit Oktober Vater eines Sohnes, Maceo. Viele, die schon für die Zuwendung weit weniger namhafter Schönheiten dankbar wären, fragen sich da: Wie macht das der Martinez?

Wer ihn hingegen näher kennt, den erstaunt der Erfolg kein bisschen. Produzent Nico Hofmann, der Martinez' aktuelles 25-Millionen-Opus "Der Medicus" nach dem Roman von Noah Gordon stemmte: "Er ist ein unheimlich kluger, sensibler, toller Mann. Für die Rolle des Schahs von Isphahan wollte ich jemanden haben, der das mit einer gewissen Dekadenz spielt. Im wahren Leben agiert er aber am Set mit einer Vehemenz und Uneitelkeit, die ihresgleichen sucht."

Ein schöner Mann

Regisseur Philipp Stölzl ergänzt: "Natürlich kennt man ihn als vor allem schönen Mann, der immer diese tollen Frauen an seiner Seite hat. Und man weiß, dass er ein tolles Kinogesicht hat. Gleichzeitig nimmt er im Kino auffällig wenig Rollen an. Für uns war er dadurch wie ein ungehobener Schatz: einer, den es in Europa durchaus noch zu entdecken gilt." Die Rolle des Schahs habe er idealtypisch verkörpert, auch wegen seiner persönlichen Kontakte zum marokkanischen Königshaus.

Der Brad Pitt Frankreichs?

Der so Ausgelobte will im NEWS-Exklusivinterview gleich Grundsätzliches festgestellt wissen: Auf seine Schönheit reduziert zu werden, wäre ein Ärgernis, speziell Prädikate wie "der Brad Pitt Frankreichs" könnten ihn nicht erfreuen. "Das kam von einem phantasielosen Journalisten. Dann steht es im Internet und wird wieder von anderen übernommen. Wenn man etwas vor sich hat, das man nicht kennt, möchte man es irgendwie einordnen. Und weil man in den USA leider einen kleinen Horizont hat, fällt den Herrschaften nur jemand aus den USA ein, diesfalls Pitt. Ich war auch schon der französische Matt Dillon und der französische Tom Cruise. Keine Ahnung, was als nächstes kommt. Sinnlos, aber der typische Kniefall vor der amerikanischen Kultur. Man stelle sich vor, es wäre umgekehrt: Man würde zu Pitt sagen, er sei der amerikanische Martinez!"

Der heute in L. A. Ansässige sieht sich als Weltbürger, konkret: Europäer mit nordafrikanischen Wurzeln. "Mein Vater ist Spanier marokkanischer Herkunft, meine Mutter aus der Bretagne. Wir sind seit vier Generationen Migranten. Niemand aus meiner Familie starb, wo er geboren ist. Die Männer suchten immer einen besseren Platz zum Leben, weil man dort, wo sie waren, kaum eine Existenz aufbauen konnte. Natürlich muss man als Kind eines Migranten dankbar sein, dass er einem ein Aufwachsen in einem Land ermöglicht, das mehr Chancen bietet. Doch muss einem immer bewusst sein, welch großes Opfer für die Eltern es darstellt, die Heimat zu verlassen, damit ihre Kinder eine Zukunft haben."

Martinez wuchs in der berüchtigten Pariser Vorstadt auf. Der Vater war Profi-Boxer und Mechaniker, und der Sohn bekennt sich nicht ohne Stolz zu den Wurzeln. "Mein Arbeiterklasse-Hintergrund verleiht mir Bodenhaftung. Man soll nämlich nie vergessen, wo man herkommt. Man wird dadurch auch sehr dankbar für das, was man erreicht hat. Mein Leben ist jetzt leicht und wunderschön, aber ich hatte harte Zeiten in meiner Jugend. Ich denke daran jeden Morgen beim Aufstehen."

Er begann als Jeans-Verkäufer und sieht die Tatsache, Schauspieler geworden zu sein, als "großes Glück. Denn ich darf doch spielen, im Wortsinn, wie ein Kind". Erholen müsse er sich nie vom Beruf. Aber jetzt Vater geworden zu sein, das wäre ein neues, aufregendes und beglückendes Fach. Das sei etwas ganz Anderes, als ihm sonst angeboten werde, etwas Essenzielles jenseits der Verstellungsroutine falscher Bärte.

Wien besuchte er jüngst zur Filmpremiere, kannte die Stadt schon von einem früheren Kurzbesuch und sagt artig: "Es ist ja eine wunderbare Stadt. Über die Jahrhunderte spielte Wien eine zentrale Rolle in Europa, das wird einem hier auch sehr bewusst." Österreich, das sei auch und vor allem Michael Haneke, ein großer Star -speziell in Frankreich.

Dann bekennt sich der ansehnliche Herr auch noch zu einem obsessiven Faible für den Walzertanz. Wüsste man nicht, dass er in fester Bindung lebt, könnte sich da mancher Dancing Star in Hoffnungen wiegen.

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