Zum Glücklichsein geboren

Mit 76 Jahren blickt Gerda Rogers anlässlich ihrer Biografie fröhlich zurück: auf zwei Männer, die sie rechtzeitig verließ, eine Karriere, die sie erst im Alter von 40 Jahren begann, und traurige Momente, die keine mehr sind

von Glück der Sterne - Zum Glücklichsein geboren © Bild: News Ernst Kainerstorfer

Mit Bemühungen zwischen mütterlicher Fürsorge und gastgebender Perfektion wird man von Gerda Rogers in ihrer Villa in Baden empfangen. "Kaffee, Wasser, Saft?", fragt sie, ein Tablett im Leopardenmuster in Händen. Ihr Business-Outfit mit verspieltem Maschen-Extra würde jede First Lady zum Staatsbesuch schmücken. Frau Rogers serviert auf Leopardenpantoffeln Kaffee, Süßgebäck und Wasser. Die Pantoffelchen samt winzigen Absätzen spiegeln die Zierlichkeit der blonden Frau, die mit ihren 76 Jahren stolz Kleidergröße 36 trägt ("Disziplin! Disziplin! Disziplin!"). Die markante Stimme, die längst zum Markenzeichen wurde, steht in deutlichem Kontrast zur Elfenfigur. Seit 26 Jahren berät Gerda Rogers in ihrer Sonntagnacht-Sendung "Sternstunden" Anrufer mithilfe der Sterne in Lebensfragen.

»Ich mag mich selbst weder sehen noch hören«

Der Bekanntheitsgrad, den sie dadurch gewann, ist ihr nicht immer angenehm. "Ich mag mich selbst weder sehen noch hören", schaudert sie. Das liege an der Zurückhaltung der Steinböcke, erklärt sie und versucht den Fotografen, für den sie posieren muss, prompt einzubremsen: "So, das passt jetzt, gell? Genug, oder?" Fotos aus ihrem bewegten Leben rund um den Globus sucht man - bis auf eines, das sie im Leopardenkleid zeigt - vergeblich. "Ich bin Steinbock mit Aszendent Skorpion. Wenn ich etwas abgeschlossen habe, ist es vorbei und erledigt. Aus diesem Grund hebe ich auch keine Fotos auf. Vergangenheit kommt von 'vergangen', ich bin lieber im Hier und Jetzt und ein bisschen in der Zukunft", sagt Österreichs bekannteste Astrologin.

Jugend hält jung

Was sie nicht unter "vergangen und vergessen" abgelegt hat, findet sich nun in Rogers' Biografie "Ein Leben mit den Sternen" gesammelt. Kindheitserinnerungen, Anekdoten und Lebensansichten, aufgeschrieben mit Clemens Trischler. Am Autor schätzt Rogers seinen jugendlichen Elan, mit dem er sie auch zur Biografie überredet hat. "Meine liebe Freundin in New York hat immer gesagt: Je älter du wirst, desto jünger müssen deine Freunde sein, also Freunde, nicht Liebhaber, und sie hat recht gehabt. Mein jugendliches Umfeld hält mich jung", beschreibt Rogers den Hintergrund der oft als ungewöhnlich erachteten Freundschaft der beiden. Ein bisschen Mutterfigur sei sie für den 27-Jährigen, ihre Ratschläge seien unschätzbar, erfährt man. Rogers genießt gemeinsame Theaterbesuche und Essenseinladungen. Aber bitte wohldosiert, denn meist ist sie um neun Uhr müde, und ohnehin sei sie draufgekommen, dass es allein am schönsten sei, erzählt sie. "Mir ist mit mir nicht langweilig." Und Mann kommt ihr sowieso keiner mehr in die Villa. "Sie! Ich hätte ja heute einen 90-Jährigen als Mann, weil meine Männer immer älter waren als ich. Nein, ich bin immer beizeiten gegangen." Gerda Rogers freut sich beim Erzählen sichtlich, dass es so gekommen ist.

Nur kein Ring mehr

Wenn sie über zwei gescheiterte Ehen spricht, ist da kein bisschen Wehmut. "Ich bin überzeugt, dass man alle Stationen im Leben braucht, sonst würde man sie nicht bekommen", sagt sie und wüsste nicht, was rückblickend traurig sein sollte. Amüsiert ist sie vom Problem mit dem Heiraten, das sie lange verfolgt hat. Und zwar andersrum als ihre Klienten, die stets wissen wollen, wann endlich der ersehnte Antrag kommt. "Mich wollten immer alle gleich heiraten. Ich hab mich gefragt: Was ist das an mir?", erzählt die überzeugte Singlefrau und liefert die Antwort umgehend. "Ich sag's Ihnen: Die haben gespürt, dass ich nicht heiraten will, und wollten es deshalb unbedingt!"

© News Ernst Kainerstorfer Das Glück der Sterne und gute Gene: Gerda Rogers fit mit 76
»Einer war in der Ehe zu viel, und das war meine Schwiegermutter«

Zweimal passierte es dennoch: Die Dame, die 1942 als Gerda Beck in Mährisch-Schönberg im heutigen Šumperk, Tschechien, zur Welt kam und mit den Eltern über Deutschland nach Österreich flüchtete, entschloss sich zum Jawort. Helmut, dem viel älteren Englischprofessor von Rogers älterer Schwester Inge, gelang es als Erstem. Eine Liebesheirat. "Der war ja so gescheit. Fünfzehn Jahre älter als ich, sehr konservativ, aber vom Geist und Witz her für mich unschlagbar", sagt Rogers. Dass sie die Schwiegermutter mitgeheiratet hatte, in deren Haus das Paar auch noch wohnte, wurde der Ehe nach langen 15 Jahren ebenso zum Verhängnis wie die Eintönigkeit des Hausfrauenlebens. "Einer war in der Ehe zu viel, und das war meine Schwiegermutter. Außerdem koche ich ja gern, aber nur kochen, putzen, waschen und warten, bis der Mann heimkommt, das war mir zu wenig." Mit ihrer Zwillingsschwester Renate hatte sie damals ein Modegeschäft, die Boutique "Eliette", im oberösterreichischen Steyr eröffnet, was den Schritt aus der Ehe wirtschaftlich erleichterte.

Mit ihrem zweiten Mann folgte, was Rogers das "lustige Leben" nennt. Mit dem Regisseur jettete sie rund um den Globus - Teheran, Bangkok, Los Angeles - und lebte schließlich fünf Jahre in Rom. Er hieß James, und von ihm behielt sie den Nachnamen. Schwärmerisch erzählt sie vom "Dolce Vita" zur Zeit, als die Via Veneto allabendlich zum roten Teppich für Stars wie Anita Ekberg oder Federico Fellini wurde. Gepasst hat es dauerhaft trotzdem nicht. "Ich habe ja nie Drogen genommen oder geraucht, nie getrunken. Ich bin immer vollkommen nüchtern dabeigesessen und habe mir gedacht: 'Die sind alle verrückt! Die ruinieren sich'", erzählt sie. Das wilde Leben wurde zu viel wie zuvor die konservative Variante. Per Telefon informierte sie ihren zweiten Mann von der Scheidung.

Alles, nur keine Glucke

Der einzige Mann, der dauerhaftes Glück im Leben der Astrologin bedeutet, ist Sohn Ronald aus ihrer ersten Ehe. Gescheit sei er wie der Vater, sagt die stolze Mutter über den Sohn, der mit einer Professorin verheiratet ist und Latein, Mathematik, Altgriechisch und Spanisch unterrichtet. Als toleranten Zwilling beschreibt sie ihn. Man liebt einander, hat eine enge Bindung, aber man lässt sich auch in Ruhe. "Ich mische mich doch nicht ein bei denen! Die haben ihr eigenes Leben. Ich sage höchstens einmal: 'Wollts nicht das alte Haus verkaufen?' Aber wenn er sagt, er hängt dran, es ist sein Elternhaus, ist das so. Ich bin keine Klammer-Mutter."

Keine Sünden

Gerda Rogers war vierzig Jahre alt, als nach zwei Ehen ihre Karriere als Astrologin begann. Erfolgreiche private Beratungen von Freunden sprachen sich zu einem ORF-Redakteur durch. Ersten Kurzauftritten im ORF Oberösterreich folgte die eigene Sendung, "Sternstunden", auf Ö3 im April 1991. Seit dem Jahr 2000 berät sie in Linz und Baden in ihrer astrologischen Lebenspraxis Klienten. Klare Antworten auf Lebensfragen zu geben, den Klienten tatsächlich Zeiträume zu nennen, ein Ja oder Nein zu raten, wurde Rogers' Erfolgsgeheimnis. "Das ist wie bei einem Arzt, dessen Talent es ist, Röntgenbilder klar zu interpretieren. Ich habe die Begabung, die Astrologie gut in die Realität deuten zu können", sagt sie zu ihrem Erfolg. In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie den Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest vorhersagte, den Van der Bellens bei der Bundespräsidentenwahl, die Kanzlerschaft von Kurz oder Frankreich als Fußball-Weltmeister 2000.

Tabu sind Prognosen betreffend Krankheiten, und bekehren will sie niemanden. Vom Durchschnittsbürger bis zum Wirtschaftskapitän pilgern ohnehin reichlich Kunden zu ihr, sodass sie mit 76 noch arbeite wie vor 30 Jahren, sagt sie.

»Im Alter siehst du aus, wie du als Junger gesündigt hast«

Und über die eigene Zukunft: "Ich hab alles erledigt. Ich kann abtreten." Dann lacht sie ihr Jungmädchenlachen. Betont, dass sie froh ist, gesund zu sein, und erzählt stolz vom Ossie-Clark-Kleid von vor 45 Jahren, das immer noch perfekt sitzt wie damals. "Im Alter siehst du aus, wie du als Junger gesündigt hast!"

Neues Buch
Ihre Kindheit am Land, ihre Ehen und die Karriere als Astrologin: Mit Autor Clemens Trischler schrieb Gerda Rogers ihre Biografie "Ein Leben mit den Sternen" (Goldegg Verlag)

Im Video: Sternstunden für Politiker

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