"Männer haben Angst
vor starken Frauen"

Acht Frauen erzählen, wie sie über den Frauentag denken

Heute wird der Internationale Weltfrauentag gefeiert. Doch braucht es diesen überhaupt noch? News hat nachgefragt. Acht Frauen, acht Antworten, acht Geschichten.

von Frauentag - "Männer haben Angst
vor starken Frauen" © Bild: shutterstock

Der 8. März ist der "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden". Einst von Sozialistinnen ins Leben gerufen, um auf den Kampf von Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht aufmerksam zu machen, scheint es, als hätte er in Zeiten von #Metoo und wiedererstarkendem Feminismus wieder an Relevanz gewonnen. Der Frauentag trifft jedoch nicht bei allen auf Begeisterung. Die Feministin Alice Schwarzer etwa hält ihn für absolut überflüssig:

»Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer«

"Schaffen wir ihn also endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März. Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer". Doch was sagen andere Frauen dazu? Welche Geschichten erzählen sie? News fragte Studienanfängerinnen, Working-Moms und Pensionistinnen, wie wichtig ihnen der Frauentag ist, mit welchen Herausforderungen sie sich in ihrem Leben konfrontiert sehen und was gut daran ist, eine Frau zu sein. Die Antworten sind so verschieden wie die Frauen selbst. In einem waren sich jedoch alle einig.

© Bereitgestellt/Privat Eva, 18, Studentin Lehramt Geografie, Ernährung und Konsum

Eva: "Ich bin stolz darauf, eine Frau zu sein"

"Zugegeben, der Frauentag geht in meinem Alltag leider immer etwas unter", meint die erst 18-jährige Studentin. Dennoch sei ihr bewusst, dass ohne die Bewegung der Sozialistinnen viele Frauenrechte, die heute gang und gäbe sind, nicht existieren würden. "Allein aus Erzählungen weiß ich, dass der Weg zur Gleichberechtigung sehr schwer war – und immer noch nicht zu Ende ist." In einem stimmt sie auch mit Alice Schwarzer überein: "Ich erhoffe mir in Zukunft nicht nur einen Frauentag im Jahr feiern zu können, sondern dass das ganze Jahr beiden Geschlechtern gewidmet ist."

»Eine Frau kann sich vom Mann erobern lassen«

Auf ihrer Universität sei Gleichberechtigung bereits die Norm: "Man merkt heutzutage eigentlich gar nichts mehr davon, dass Frauen eigentlich erst seit einem relativ geringen Zeitraum studieren dürfen." Ein Großteil der Professoren und Professorinnen versuchen, gendergerechte Ausdrucksweise zu verwenden. Auch in der Liebe seien die Geschlechter ihrer Meinung nach gleichgestellt. Beide müssten mit denselben Herausforderungen umgehen, "wobei eine Frau meist die passivere Rolle einnimmt und sich sozusagen vom Mann erobern lassen kann". Das sei auch ein bisschen das Gute daran, eine Frau zu sein: "Man kann seinen weiblichen Charme ausspielen und sich so mit weniger Aufwand durch schwierige Situationen boxen. Summa summarum kann ich nur sagen, dass ich sehr stolz darauf bin, eine Frau sein zu dürfen."

© Bereitgestellt/Privat Marion, 26, Kongressorganisatorin

Marion: "Wir Frauen haben Waffen"

"Ich weiß erst seit knapp drei Jahren, dass es den Frauentag überhaupt gibt. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass dieser erst in den letzten Jahren durch die Medien präsenter geworden ist. Womöglich auch deshalb, weil es immer noch Situationen im Leben einer Frau gibt, in denen wir klar benachteiligt sind", sagt die 26-Jährige und verweist dabei auf die (Un-)Gleichstellung von Frauen im Berufsleben. Deshalb sei ihr der Frauentag auch wichtig: "Frauen müssen einfach die gleichen Chancen bekommen."

»Wir sind das stärkere Geschlecht «

"Bis heute verdienen Frauen nicht gleich viel wie Männer in der gleichen Position. Außerdem gibt es immer noch zu wenige Frauen in Führungspositionen. Dabei finde ich, dass vor allem wir Frauen das Zeug dazu haben." Eine Frau würde schließlich nicht nur Kinder auf die Welt bringen, sondern auch sich selbst, die Familie, ihren Mann, den Haushalt sowie ihr Berufsleben managen. Gerade in männerdominierten Branchen müssten sich Frauen aber viel mehr beweisen, findet die Kongressorganisatorin. "Ich denke, wir könnten öfters unverschämter sein und uns vor allem viel mehr trauen. Wir Frauen haben Waffen und die müssen wir auch einsetzen."

»Männer finden starke Frauen attraktiv, aber ich denke, sie haben auch ein wenig Angst vor uns. «

In der Liebe hätte sie öfters das Gefühl, dass sich Männer zu schwach finden: "Viele Frauen treten Männern gegenüber heutzutage sehr selbstbewusst und stark auf. Ich denke, damit nehmen wir ihnen hin und wieder ihre Männlichkeit und vermitteln zu oft, dass wir sie nicht brauchen. Männer finden starke Frauen attraktiv, aber ich denke, sie haben auch ein wenig Angst vor uns. Angst, uns nicht das geben zu können, nach dem wir uns sehnen. Nämlich Geborgenheit und Sicherheit."

»In Wahrheit sind wir das stärkere Geschlecht. Und es reicht, wenn wir es wissen.«

Was sie gut daran findet, eine Frau zu sein: "Unser Leben ist aufregender und vielfältiger. Einfach, weil wir uns mehr wandeln. In Wahrheit sind wir das stärkere Geschlecht. Und es reicht, wenn wir es wissen."

© Bereitgestellt/Privat Felicia, 70, Pensionistin

Felicia: "Der Frauentag hat für mich keine Bedeutung"

"Der Frauentag hat für mich keine Bedeutung. Wichtig ist, dass Frauen gerecht entlohnt und behandelt werden. Ob mit oder ohne Frauentag", meint die Pensionistin. Sie selbst wurde im Berufsleben immer fair behandelt, im familiären Bereich blieb die Hausarbeit ebenso wie die Kinderbetreuung jedoch ihr alleine überlassen. "Diesen großen Bereich musste ich neben meinem Halbtagsjob managen." Wie fast jede zweite erwerbstätige Frau in Österreich arbeitete sie auch Teilzeit. Und wie geht es ihr als Frau in der Partnerschaft? "Hier sehe ich mich manchmal mit der Herausforderung konfrontiert, meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse durchzusetzen."

»Frauen dürfen Emotionen zeigen«

Frauen hätten ihrer Meinung nach eher ein Auge für die Schönheiten der Natur. Und: "Frauen dürfen sich hübsch machen und ihre Emotionen zeigen."

© Bereitgestellt/Privat Verena, 37, Journalistin

Verena: "Der berühmt-berüchtigte Spagat zwischen Familie und Beruf"

Auch wenn der 37-Jährigen der Frauentag persönlich "komplett unwichtig" ist, empfindet sie ihn dennoch als enorm wichtig, da an diesem Tag Frauenanliegen in den Fokus gerückt werden. Als Frau im Berufsleben sieht sie sich mit der Herausforderung konfrontiert, mehr wie ein Mann auftreten zu müssen – vor allem beim Thema Gehaltsverhandlung oder beim Netzwerken. "Hierbei habe ich oft das Gefühl, mit typisch weiblichen Eigenschaften wie Harmoniebedürftigkeit oder Zurückhaltung den Kürzeren zu ziehen."

»Als Mutter ist es mir wichtig, meinen beiden Söhnen Respekt und Achtung gegenüber Frauen zu vermitteln«

Im Familienleben gilt es für sie zuallererst, den berühmt-berüchtigten Spagat zwischen Kindern, Haushalt und Beruf zu schaffen: "Ich erwarte täglich, dass es soweit ist. Und bis dahin gibt es eben diese stressigen Tage mit Fertiggerichten, einer nicht ganz so sauberen Badewanne und Projekten, für die ich um 22.00 Uhr noch vor dem Laptop sitze." Abgesehen davon sei es ihr als Mutter wichtig, ihren beiden Söhnen Respekt und Achtung gegenüber Frauen zu vermitteln. Und in der Liebe? Da bestand die Herausforderung für die Journalistin darin, den richtigen Mann für das "einfache" Lieben zu finden. Das ist ihr aber gelungen: "Ich glaube, ich hatte wohl einfach Glück."

»Das Beste daran eine Frau zu sein, ist für mich die Tatsache, dass ich Kinder gebären kann und nicht nur daneben sitzen muss, wenn das größte Wunder der Menschheit von statten geht.«

Das Beste daran, eine Frau zu sein, ist für sie die Tatsache, Kinder gebären zu können: "Das Geschenk, so etwas Großartiges erleben zu dürfen, ist für mich unschätzbar. Stattdessen nur angsterfüllt, schweißgebadet und Händchen tätschelnd als Mann daneben sitzen zu müssen, wenn das größte Wunder der Menschheit von statten geht ... nein, da bin ich trotz all dem körperlichen Schmerz lieber komplett live dabei." Wichtig sei ihr aber zu betonen, dass jede Frau, die - freiwillig oder nicht - kein Kind gebärt, zu 100 Prozent so viel Frau ist wie eine (leibliche) Mutter.

© Bereitgestellt/Privat Nataša, 35, Desinfektionsassistentin am Universitätsklinikum Salzburg

Nataša: "Wir feiern den Frauentag ganz groß"

"Der Frauentag hat für mich eine große und besondere Bedeutung. Da ich ursprünglich aus Serbien komme und dieser Tag dort ganz groß gefeiert wird, halten meine Familie und ich natürlich an dieser Tradition fest." In Serbien, so erzählt die 35-Jährige, sei der Frauentag zugleich auch Muttertag. Frauen würden von ihren Männern, Freunden und Kollegen Blumen sowie Geschenke bekommen.

»Man darf niemals vergessen, sich Zeit für sich zu nehmen, sonst schafft man diese Belastung auf Dauer nicht «

Die Herausforderung eine Frau zu sein, bestehe auch für die dreifache Mutter in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In der heutigen Zeit hätte man gar keine Wahl mehr zwischen Kindern und Karriere. "Wenn du einen halbwegs 'normalen' Lebensstandard aufrecht erhalten willst, musst du als Frau arbeiten, denn deine Familie ist auch auf dein Einkommen angewiesen", meint die Desinfektionsassistentin. Und weiter: "Man darf niemals vergessen, sich Zeit für sich zu nehmen, sonst schafft man diese Belastung auf Dauer nicht."

Als Frau kann man alles schaffen

Trotz aller Mühseligkeiten, sei sie stolz darauf, eine Frau zu sein: "Meine Familie ist eine Familie von Frauen - ich bin Mutter von drei Mädels, meine Mama war alleinerziehend und meine Schwiegermutter hat mit Hilfe ihrer Eltern sogar sieben Kinder ohne Vater groß gezogen. Als Frau kann man alles schaffen. Eigentlich sind Frauen für mich das starke Geschlecht."

© Bereitgestellt/Privat Elisabeth, 85, Pensionistin

Elisabeth: "Ich brauche aber keine Rabattaktionen, um mich stärker zu fühlen"

Für die Pensionistin ist kein Tag, an dem das Frausein gefeiert wird, ein vergeudeter. Dennoch ist der Frauentag ihrer Meinung nach nicht viel mehr als eine nette Geste. "Ich brauche aber keine Rabattaktionen in der Parfümerie, um mich stärker zu fühlen, im Gegenteil. Gleichberechtigung statt Marketing, das wär’s", meint die 85-Jährige. Dabei hätte sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Vor allem in ihrer Jugend hätte sie sich oft benachteiligt und unsicher gefühlt: "Die Brüder durften studieren, ausgehen. Mein Korsett war da weitaus enger geschnürt und ich stand meistens in der zweiten Reihe, auch später." So war es etwa klar, dass ihr Mann Karriere macht und sie sich um die Kinder kümmere.

»Eine von Frauen beherrschte Welt wäre friedlicher. Davon bin ich überzeugt«

Ihren Töchtern hätte sie deshalb vermittelt, stark und auch unbequem zu sein, Dinge in Frage zu stellen und unabhängig zu sein: "Wir sind ein sturer Haufen und das liebe ich. Sie geben das auch an meine Enkelinnen weiter und darauf bin ich stolz." Frauen, findet sie, seien das eigentlich stärkere Geschlecht. "Das sah man zu Kriegszeiten genauso wie heute – wir haben nur nicht den Drang es jedem unter die Nase zu reiben". Und: Eine von Frauen beherrschte Welt wäre friedlicher. Davon sei sie überzeugt.

© Bereitgestellt/Privat Barbara, 35, Angestellte, Lebens- und Sozialberaterin

Barbara: "Die Wertschätzung gegenüber Frauen sollte eine Grundhaltung sein"

Die Lebens- und Sozialberaterin beurteilt den Frauentag ähnlich wie auch etwa den Muttertag oder Valentinstag: "Die Wertschätzung gegenüber Frauen, Müttern, Liebespartnern (und allen Menschen gleichermaßen) sollte eine Grundhaltung sein und nichts, was an einem Tag im Jahr besonders hervorgehoben und dann doch nicht gelebt wird." Dennoch finde sie es gut, wenn dieser Tag als Anlass genommen wird, um auf frauenspezifische Themen aufmerksam zu machen.

»Ich liebe die Vielfalt und die Möglichkeiten, die ich als Frau habe«

Als Frau bestehen Herausforderungen für sie insbesondere darin, den vielfältigen Aufgaben und Rollen gerecht zu werden ohne dabei die eigenen Bedürfnisse außen vor zu lassen – oder im "täglichen Chaos" unterzugehen. Dennoch ist sie gerne eine Frau: "Ich liebe die Vielfalt und die Möglichkeiten, die ich als Frau habe, ob im Leben mit den Kindern, im Berufsleben, bei der Kleidung etc. Ich liebe es dem Leben so nahe zu sein – bei der Geburt der Kinder, im vielfältigen Austausch mit anderen Menschen, in einer vernetzenden Rolle innerhalb der Familie und bei der schrittweisen Verwirklichung meiner Visionen."

Rosa: "Wir wären unbesiegbar"

Durch den Frauentag fühlt sich die 16-Jährige weder geschätzter noch in irgendeiner Weise ermutigter. Im Gegenteil: "Es fühlt sich fast eher so an, als hätte irgendein hohes Tier gesagt 'Geben wir denen halt zumindest einen Tag im März, vielleicht geben sie dann eine Ruh'. Danke dafür", meint sie zynisch. Sie selbst fühlt sich dank ihrer Eltern, die sie sehr unterstützen, gleichberechtigt. "Ich habe eigentlich das Gefühl, die gleichen Chancen zu haben wie meine männlichen Mitschüler oder mein Bruder." Bewusst ist ihr aber auch, wie viel Aufklärungsarbeit es noch zu leisten gibt – gerade, wenn man über die Grenzen Österreichs hinausblickt. Gleichzeitig sieht sie bei ihrer Mutter, dass sich diese im Job immer "doppelt bemühen" muss und um Ansehen kämpft. "Ich weiß gar nicht, ob ihr das auffällt. Bei meinem Papa ist der Respekt irgendwie von vornherein gegeben."

»Wir ermutigen uns gegenseitig. Da braucht es eigentlich gar keine Männer mehr «

Sie selbst hätte für sich aber nie die Frage gestellt, ob sie nicht lieber als Junge auf die Welt gekommen wäre. "Ich habe allein in meiner Familie so viele starke Frauen, die Motivation und auch Vorbild sind." Rückhalt findet sie auch bei ihren Freundinnen: "Wir ermutigen uns gegenseitig. Da braucht es eigentlich gar keine Männer mehr." Wichtig wäre es, so glaubt sie, dass sich vor allem Frauen gegenseitig mehr unterstützen und sich Erfolg, Liebe und Freunde gönnen. "Wir schalten uns, glaube ich, gerne gegenseitig aus. Dabei wären wir unbesiegbar. Eigentlich."

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