Auch drei können völlig genügen

Der Ford Focus in vierter Auflage legt in allen Disziplinen zu. Nur nicht beim Benzinmotor. Dem wurde ein Zylinder stibitzt - was aber nicht auffällt.

von Motor - Auch drei können völlig genügen © Bild: Ford of Europe GmbH

In der Mittelklasse -oder vielleicht sollte man gleich Golf-Klasse sagen - rumort es. Der Namensgeber der Liga kam letztes Jahr überarbeitet in die Schauräume der Händler, dieses Jahr waren der Kia Ceed und erst jüngst die A-Klasse von Mercedes dran. Und jetzt der Ford Focus. Das, wie firmenintern immer beteuert wird, wichtigste Modell der Kölner (wird aber in Saarlouis gebaut) hinkte zuletzt immer ein wenig hinter der Konkurrenz her. Und genau deswegen ist bei der vierten Generation des Focus alles neu.

Die Länge wurde nur unwesentlich auf 4,39 Meter gestretcht, dafür der Radstand. Das wissen vor allem die Hinterbänkler zu schätzen, und der größere Kofferraum (bis 1.653 Liter Stauraum) gefällt der ganzen Familie.

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Gespart wurde hingegen bei der Zylinderzahl - alle Benziner verfügen nur mehr über drei, allerdings immer mit einem Turbolader als Beigabe. Auch der Motor unseres Testwagen ist mit den Segnungen modernen Downsizings ausgestattet und weist zudem einen knausrigen Liter Hubraum auf, allerdings mit 125 Pferdestärken. Reicht das für ansprechende Fahrleistungen und zumindest ein Miniquantum Fahrspass?

Die erste - positive -Überraschung stellt sich bereits nach den ersten paar Metern ein. Der Motor klingt nämlich so gar nicht nach drei Zylindern und schnattert auch nicht wie eine Schar Wildenten wie bei vielen Konkurrenzprodukten. Außerdem zieht er schon bei niedrigem Drehzahlniveau engagiert und gleichmäßig an, so dass einem beschleunigungstechnisch eigentlich nichts fehlt. Denn auch Überholen erhöht die Pulsfrequenz des Fahrers nicht, und die sechs manuellen Gänge lassen sich gut sortieren. Wenn der Motor nicht gefordert wird, meldet sich sogar noch ein Zylinder ab. Was man nicht merkt - auch an der Tankstelle insofern nicht, als der werksseitig versprochene Verbrauch von 4,8 Liter Super um gut zwei Krügerl übertroffen wird.

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Das Fahrwerk unseres Focus ST-Line stammt vom kleinen Bruder Fiesta in sportlichster Konfiguration und ist, um es kurz zumachen, hart (jedoch nicht überhart), aber herzlich. Das bringt auch ein äußerst herzhaftes Verhalten in Kurven mit: Man fliegt kaumaus einer heraus, auch weil in letzter Instanz das ESP darauf aufpasst, und hat auch beim Beschleunigen aus engen Kurven ordentlich Grip. Und wenn die zielgenaue Lenkung nicht so extrem weich wäre, selbst im Sportmodus, wäre es noch einmal so schön.

Dass die Armaturen noch echte Zeiger haben, stört uns nicht im Geringsten. Und die Armada an Assistenzsystemen zeigt, dass der Focus trotzdem ganz up to date ist.

Daten

Ford Focus 1.0 EcoBoost

Preis: € 24.380,- (ST-Line)
Motor: 3 Zylinder, Turbobenziner, 999 ccm
Leistung: 125 PS (92 kW)
Spitze: 200 km/h
0-100: 10,0 Sek.
Verbrauch: 6,2 l/100 km
Emission: 144 g CO2/km
Fazit: Beim neuen Focus hat Ford alles richtig gemacht: außen nachgeschärft, innen aufgeräumt, motorisch verbessert