Der König ist tot,
lang lebe der König!

Die Highlights des Junge-Roemer-Festivals und was von der Falco-Woche bleibt

Von Mavie Hörbiger bis Mavi Phoenix, Markus Spiegel bis Yung Hurn – sie alle haben Falco im Zuge der Red Bull Music Academy eine Woche lang auferstehen lassen. Egal ob sie seine Texte gelesen oder gerappt, seine Lieder geremixed oder analysiert haben, gezeigt haben sie vor allem eines: Den unglaublichen Facettenreichtum der Musiklegende.

von Falco - Der König ist tot,
lang lebe der König! © Bild: Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Anlässlich Falcos 60. Geburtstag machte die Red Bull Music Academy erstmals in Wien Halt. Unter dem Motto „Junge Roemer“ fanden sich zu Beginn der Woche 15 nationale und internationale Artists in einem alten Jagdschloss ein, um drei Tage lang Falcos Erbe neu zu interpretieren. Die Ergebnisse wurden von Donnerstag bis Sonntag auf großer Bühne präsentiert. Sie bewiesen, wie lebendig Falco auch 2017 noch klingt. Einige davon werden bis Mitte Februar als Kostprobe zur Verfügung gestellt.

Ein neuer Tanz schwingt Rhythmus in die Hüften der Stadt

Die „Festspiele“ eröffneten die Burgschauspieler Mavie Hörbiger und Philipp Haus mit einer Lesung von Falco-Songtexten im exklusiven Ambiente des Wiener Ballhauses. Von dort ging es in den Wiener Untergrund – in die längst zu Kult gewordene Underground Disco U4. Der Ort, wo die Weltkarriere des erfolgreichsten österreichischen Pop-Musikers seinen Anfang nahm. Ganz im Sinne des Titelliedes schwangen die „Jungen Roemer“ hier neuen Rhythmus in die Hüften der Stadt.

© Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Die Nacht gehört uns bis zum Morgen

Bis in die frühen Morgenstunden wurde auch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag getanzt. In der Grellen Forelle machte Carl Craig seinem Ruf als einer der weltweit einflussreichsten Techno-Produzenten alle Ehre während Mavie Phoenix, Salute und Fono auf der Second Stage die Boxen – und das Publikum – zum Beben brachten. Auch Just Blaze, ein Hip-Hop-Produzent der schon mit Stars wie Jay-Z, Kanye West, Eminem, Usher oder Snoop Dogg zusammenarbeitete, lies in der darauffolgenden Nacht die Beats und Bässe im Fluc ertönen.

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Das Kontrastprogramm dazu lieferte die Singer-Songwriter Combo Ernst Molden und Nino aus Wien Samstagabend im Casino Baumgarten. Ihr Auftritt zollte nicht nur Falco Tribut, sondern auch Musikergrößen wie Johnny Cash, David Bowie und Bob Dylan. Mit viel Gefühl und einer Prise Humor coverten sie Hits wie das „muesale Rauschgiftlied Ganz Wien“ sowie „Nachtflug“ – das Lied, das Falco seiner Lieblingsprostituierten widmete.

There is a night before each day

Ein absolutes Highlight neben den Konzerten und Clubbings war jedoch die Red Bull Academy Session mit Falcos Zeitgenossen. Falco-Entdecker und Produzent der ersten Platten Markus Spiegel, Bandkollege Thomas Rabitsch und Tourmanager Edek Bartz erzählten zwei Stunden lang von seinem großen Talent als Musiker, seinem Leben und seinem Hang zum Exzess. Letzteres brachte vor allem seinen Tourmanager an den Rand der Verzweiflung. „Auf der Japantour“, erinnert sich Bartz, „bestand meine Hauptaufgabe darin, Falco vom Trinken abzuhalten und ihn zu überreden, am Abend aufzutreten.“

»Meine Hauptaufgabe bestand darin, Falco vom Trinken abzuhalten und ihn zu überreden am Abend aufzutreten«

Auch Markus Spiegel weiß ähnliche Geschichten zu erzählen: „Kurz vor seinem großen Konzert am Donauinselfest sah es so aus, als ob er nicht auftreten könnte. Er war einfach komplett hinüber und ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Weil ich mir die Schmach jedoch nicht geben wollte, fuhr ich nach Hause und nahm einfach eine Schlaftablette. Ich weiß bis heute nicht wie er das damals dann doch geschafft hat.“

Für Skandale war Falco immer zu haben, Rabitsch erinnerte sich an ein Konzert in Salzburg, bei dem Tanztheater integriert wurde. Zum Skandallied „Jeanny“ wurde eine Tänzerin barbusig auf ein Kreuz gebunden. Und das am Domplatz. Der Bürgermeister hätte sie darauf hin vom Empfang wieder ausgeladen erzählt er.

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Junge Roemer tanzen anders als die anderen

Das Faszinierende an Falco ist ungeachtet all seiner Eskapaden, da sind sich seine Zeitgenossen einig, sein bis dato unübertroffenes Werk. Das Geheimnis seiner Musik sieht Spiegel in den textlichen Stilbrüchen. Rabitsch hingegen betont die spannenden Impulse, die von seinen Liedern ausgehen und von jungen Künstlern immer wieder neu entdeckt werden können.

Als „Neuentdecker“ gilt „Yung Hurn“, der als „Falco von heute“ gefeiert wird und im WUK den krönenden Abschluss des Festivals bildete. Viele meinen, er würde, wie auch Falco damals, den Zeitgeist der Jugend treffen. Andere wiederum lassen „Fickt die Polizei, ich hab nix dabei“ nicht so schnell als „Neuen Kommissar“ durchgehen. Aber junge Roemer tanzen schließlich anders als die anderen und auch Falco wurde zu Beginn seiner Karriere auch nicht von allen verstanden.

© Matthias Heschl/Red Bull Content Pool

Lass diese Reise niemals enden

Was also bleibt von sieben Tagen voller Falco? Es bleibt das Bild eines Künstlers, zwischen dem Glanz und Glamour der großen Welt und dem vierten Wiener Gemeindebezirk. Zwischen elegantem Ballhaus und heruntergekommenen U4. Ein Künstler, der sich über Stil- und Genregrenzen hinwegsetzte und über seinen Tod hinaus die österreichische Musikszene maßgeblich beeinflusst und inspiriert. Ein Künstler dessen Reise viel zu früh endete, aber dennoch niemals wirklich enden wird. Lang lebe der König.

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