Ganz Wien feiert Falco

Das Junge-Roemer-Festival ist seit Donnerstag auch in Wien voll im Gange

Dieser Tage hätte Falco seinen 60. Geburtstag gefeiert. Und weil er es nicht mehr kann, tut es ganz Wien für ihn – um ihm gerecht zu werden, gleich eine Woche lang. Mit Lectures, Diskussionsrunden, Film-Screening, Konzerten und Clubabenden. Das Festival eröffneten die Burgschauspieler Mavie Hörbiger und Philipp Hauss. Im exklusiven Ambiente des Wiener Ballhauses trugen sie die Songtexte Falcos vor. Weiter ging es dann im U4, dem Ort, an dem Falcos Weltkarriere seinen Anfang nahm. Das Resümee des Abends: Ein gelungener Auftakt, der Lust auf die kommenden Tage macht.

von Falco © Bild: Red Bull

Die ersten Tage der Falco-Woche sind bereits vorbei. Vom 23. bis 25. fand die Red Bull Music Academy im niederösterreichischen Schloss Pellendorf statt. Hier wurde Falcos Oevre von internationalen und nationalen Artists geremixt, gecovert und neu interpretiert. Wie die modernen Versionen seiner Lieder klingen, wird in den nächsten Tagen in der Grellen Forelle, im WUK sowie im FLUC zu hören sein. Das Urteil von Falco-Entdecker Markus Spiegel ist vielversprechend: "Wenn Falco noch leben würde, würde er genau so eine Musik machen."

Let’s decadance at all events

Seit Donnerstag ist das Junge Roemer Festival nun auch in Wien angekommen. Die glanzvolle Eröffnung fand im Wiener Ballhaus statt, ganz im Sinne von "Nobel geht die Welt zugrund’ ob dieser oder jener Stund – Let’s decadance at all events". Getanzt wurde zwar erst zu späterer Stunde im U4, die Songtexte gab es jedoch schon zuvor zu hören. Gelesen wurden sie von niemand Geringeren als den Burgschauspielern Mavie Hörbiger und Philipp Hauss. Wobei an dieser Stelle erwähnt werden muss, dass ein bisschen mehr Vorbereitung wohl nicht geschadet hätte, gerade, was die italienischsprachigen Textstellen in "Junge Roemer" anbelangt. Dennoch, die Idee einer Falco-Lesung ist großartig. Man bedenke nur, was Falco nach dem Flop seines zweiten Studoioalbums "Junge Roemer" meinte: "Ich hätte statt des Albums ein Buch veröffentlichen sollen."

Falco
© Red Bull

Falco, der Poet?

Zwischen den Liedtexten befanden sich auch Texte, die sich mit der Frage auseinandersetzten, ob Falco denn als Dichter gesehen werden kann. Die Antwort ist einfach: Ja, kann er. Der literarische Wert seiner Texte liegt unter anderem in seinen Sprachmischungen. Mit seinem berühmt-berüchtigten "Manhattan-Schöbrunner-Deutsch" galt er als Erneuerer der internationalen Sprachkunst. Auch, wenn Anglizismen heute vielleicht Gang und Gebe sind, damals bedeuteten sie den Anschluss an die Welt jenseits der Wiener Stadtgrenzen. Nicht umsonst wurde "Rock me Amadeus" zur Nummer Eins der amerikanischen Charts.

Vom imperialen Wien in seinen Untergrund

Als "Tempel eines neuen Zeitgeists", wo die behagliche Grundstimmung des Austropop durch die koksgefütterte Hysterie der Neon-Kids ersetzt wurde – so beschrieb "Die Zeit" einst die längst Kult gewordene Wiener Underground-Disco der 80er. Im U4 begann Falcos Weltkarriere und manch einer meint, es sei der Ort, wo Falco nie begraben wurde.

Falco
© Red Bull Minisex

Im U4 geigten die Goldfisch

Unter dem Junge-Roemer-Motto "Die Nacht gehört uns bis zum Morgen" wurde hier bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Patrick Pulsinger, ähnlich wie Falco selbst ein Pionier der österreichischen Techno-Szene, legte allerlei Tanzbares auf während die Linzer-Band "Flut" das Publikum gekonnt in die 80er Jahre zurückversetzte. Und das, obwohl ein Bandmitglied gestern gerade erst seinen 20. Geburtstag hatte. Mit den Worten "Lasst die Festspiele beginnen" eröffnete Flut-Leadsänger Johannes Paulusberger das Konzert. Spätestens bei ihrer Coverversion von Falcos "Flucht" herrschte eine unglaubliche Stimmung, die das ausverkaufte U4 fast zum Bersten brachte.

Falco
© Red Bull Modeselektor

Die "echten" 80er wurden aber von der New Wave Band Minisex auf die Bühne gebracht. Das Kontrastprogramm dazu boten die DJs Eberhard Forcher, Plastician, Functionist sowie das Berliner Techno-Duo Modeselektor. Doch egal wer gerade spielte – die ganze Nacht über hatte es mehr als ein Mal den Anschein, als ob Falcos Spirit immer noch irgendwo in der verrauchten Luft des U4 liegt.

Obwohl die Eröffnung an zwei Orten stattfand, die konträrer nicht sein könnten, machte es trotzdem Sinn, dass gerade diese gewählt wurden. Denn beide, das U4 wie auch das Ballhaus, personifizieren doch genau das, was Falco war: Ein Weltstar zwischen lokaler Verankerung und internationalem Glamour.

Falco
© Red Bull

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