"Derrick"-Darsteller Horst Tappert ist tot:
Schauspieler starb im Alter von 85 Jahren

Spielte ein Vierteljahrhundert lang den Oberinspektor Zuletzt führte der Star eher zurückgezogenes Leben

"Derrick" ist tot: Horst Tappert, der von 1974 bis 1998 als Oberinspektor Stephan Derrick Hauptdarsteller in der populären Krimiserie "Derrick" war, starb bereits am Samstag im Alter von 85 Jahren in einer Münchner Klinik.

"Derrick"-Darsteller Horst Tappert ist tot:
Schauspieler starb im Alter von 85 Jahren

Ursula Tappert sagte der "Bunten", ihrem Mann sei es bis vor kurzem noch gut gegangen, er sei voller Zuversicht gewesen. Doch in den letzten Tagen habe sich sein Zustand zusehends verschlimmert. "Näheres zu seinem Krankheitsverlauf möchte ich nicht sagen", fuhr sie fort. "Es ist traurig, aber jetzt hat er seine Ruhe. Mein Mann hatte ein erfülltes Leben."

Bekannt in über 100 Ländern
"Derrick" lief in mehr als 100 Ländern im Fernsehen. Auch in China, wo er 500 Millionen Fernsehzuschauer vor den Bildschirm lockte, werden sie nun um den am Samstag Verstorbenen trauern. In 281 "Derrick"-Episoden spielte Tappert fürs ZDF den Vorzeigepolizisten mit guten Manieren und hoher Autorität. An seiner Seite verkörperte Fritz Wepper seinen Assistenten Harry Klein. Der zum geflügelten Wort gewordenen Satz "Harry, hol schon mal den Wagen" ging jedoch nie über "Derricks" Lippen. 24 Jahre wurde er nie befördert, erst in der letzten Folge zur europäischen Polizeibehörde Europol.

Tappert, der 1923 in Wuppertal-Elberfeld geboren wurde, startete seine Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg: Er bewarb sich als Buchhalter am Theater in Stendal. Doch Theaterdirektor Kurt Mühlhardt engagierte ihn als Schauspieler. Das Publikum schloss den mageren jungen Mann bald ins Herz. Nach Stendal spielte er in Köthen, Göttingen, Kassel, Bonn und Wuppertal, München und Zürich.

Später entdeckte Tappert, der seit 1957 mit seiner Frau Ursula verheiratet war, das Kino: Er spielte in Filmen wie "Die Trapp-Familie in Amerika", "Der Hund von Blackwood Castle" oder "Und Jimmy ging zum Regenbogen". Eine Paraderolle war der englische Chef-Posträuber in dem Fernseh-Dreiteiler "Die Gentlemen bitten zur Kasse".

Phänomen "Derrick"
Sein "Derrick" stellte dann nach einem eher zögerlichen Start im Oktober 1974 alles andere in Tapperts Leben in den Schatten. Die Serie um den aufrechten Moralisten, der mit stets sorgenvoller Miene und dem leicht überfordert wirkenden Assistenten Harry Klein im Schlepptau den Schauplatz des Verbrechens betritt, entwickelte sich im Lauf der Jahre zum internationalen Exportschlager.

Das Phänomen "Derrick" wurde überdies zum Gegenstand zahlreicher filmwissenschaftlicher und soziologischer Studien: Die oft als hölzern kritisierte Kameraführung, die lineare Erzählstruktur und minutenlange Dialoge trugen nach Expertenansicht zum Erfolg der Serie bei, weil sie den Held der Handlung zum berechenbaren Durchschnittsmenschen machten. "Derrick ist ein Fels in der neuen Unübersichtlichkeit, ein stiller Protest gegen Euro und Globalisierung", schrieb die "Neue Zürcher Zeitung".

Zurückgezogene letzte Jahre
Nach seinem Abschied von "Derrick" wirkte Tappert noch in den Filmen "Herz ohne Krone" und "Der Kardinal - Der Preis der Liebe". 2004 kehrte er als "Derrick" kurzfristig zurück - allerdings in einem Zeichentrickfilm fürs Kino mit den Stimmen von Tappert und Wepper. Zu großen Auftritten hatte der langgediente TV-Kommissar keine Lust mehr. "Ich habe wahnsinnig viel gearbeitet und freue mich darauf, endlich einmal ausspannen zu können", sagte er bei seinem endgültigen Rückzug. Schon zu seinem 80. Geburtstag hatte Tappert mit dem Altern gehadert. "Der Teufel will es, dass ich so alt werde. Ich bin dem ausgeliefert", sagte er damals.

Im Mai 2008 hatte Tappert der "Bunten" zu seinem 85. Geburtstag sein letztes Interview gegeben. "Ich lebe sehr zurückgezogen", sagte er damals. "Mag sein, dass ich mich seltsam anstelle, aber ich schätze die Ruhe mit meiner Frau. Kontakt mit alten Kollegen pflege ich auch nicht mehr, die meisten sind ohnehin schon tot. Ich will noch einige Zeit da sein."

(apa/red)