Was ändert sich bei der AUA?

Den Austrian Airlines setzen die Billig-Airlines wirtschaftlich massiv zu. Deshalb muss die Lufthansa-Tochter jetzt 90 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Doch was bedeutet das für die Passagiere der AUA?

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Mein Vorteil - Was ändert sich bei der AUA?

Nach sechs Jahren in den schwarzen Zahlen - mit Rekordgewinnen von 100 bzw. 90 Millionen Euro in den Jahren 2017 und 2018 - droht der AUA wieder der Absturz in die Verlustzone. Das Jahr 2019 war zwar als schwierig erwartet worden, doch mit so einem heftigen Gegenwind hatte die Lufthansa-Tochter nicht gerechnet. Neben Klimadiskussion, steigendem Kersosinpreis und Ticketsteuer macht der AUA seit der Air Berlin/Niki-Pleite vor allem der massive Angriff der Billig-Airlines am Luftfahrt-Drehkreuz Wien zu schaffen.

1 Werden die Billigairlines weiter angreifen?

Davon ist definitiv auszugehen. Ryanair-Chef Michael O'Leary, der Niki Laudas Laudamotion übernommen hat, kündigte vor Kurzem gar an, die Nummer eins am Hub Wien werden zu wollen. Er baut hier seine Flotte und Destinationen stark aus - und auch die ungarische Wizz Air expandiert. Dazu kommen noch u. a. Level, Easyjet oder Vueling, die ebenfalls nicht vorhaben, das Feld kampflos zu räumen.

2 Warum muss die AUA sparen?

Wegen der Kampfpreise der Low Cost Carrier muss auch die AUA mehr günstige Tickets anbieten, die meist nicht kostendeckend sind und die Erträge schmelzen lassen. Auch der bisherige Rekordgewinn von 100 Millionen Euro entspricht lediglich einer Umsatzrendite von vier Prozent. Und die ist zu wenig, damit die AUA Investitionsfähig bleibt und die notwendige Erneuerung der zwölf Jets umfassenden Langstreckenflotte finanzieren kann. Die kostet rund zwei Milliarden Euro.

3 Wie und wo wird die AUA zu Sparmaßnahmen greifen?

AUA-Chef Alexis von Hoensbroech, der im August 2018 angetreten ist, die AUA in neue wirtschaftliche Höhen zu führen, muss nun die Notbremse ziehen und sein bisheriges Effizienzsteigerungsprogramm #DriveTo25 deutlich nachschärfen: Rund 90 Millionen Euro müssen pro Jahr bei den unterschiedlichsten Kostenpositionen gespart werden; so werden bis zu 800 der insgesamt 7.000 Mitarbeiter abgebaut. Zudem wird die Dash-Kurzstreckenflotte durch im Betrieb günstigere Airbus-Machinen ersetzt.

4 Was bedeutet das für den Standort und die Passagiere?

Auch wenn Lieferanten der AUA die Sparmaßnahmen bei Preisverhandlungen zu spüren bekommen, sind Wettbewerb und steigendes Flugangebot für den Standort Wien grundsätzlich positiv. Auch die Passagiere profitieren vordergründig von mehr Destinationen und günstigen Preisen. Freilich sind Billigangebote mit ihren komplexen Tarifstufen und kostenpflichtigen Extras oft nur schwer zu durchschauen und im Endeffekt oft gar nicht so billig.

5 Werden die Ticketpreise künftig noch günstiger?

Viel billiger wird es kaum gehen, weil die Airlines im Verdrängungswettbewerb ohnehin auf bestimmten Strecken Geld verlieren. Es wird aber noch mehr Tickets zu Kampfpreisen geben: So beginnen Tickets bei Wizzair derzeit ab Wien bei 14,99 Euro, bei Laudamotion bei 20 Euro, die AUA startet jetzt wieder eine 39-Euro-Aktion.

6 Was unterscheidet die AUA noch von Low Cost Carriern?

Die AUA bietet als Premium-Airline im Gefüge von Lufthansa-Konzern und Star Alliance viele zusätzliche globale Strecken an, ist in der Tarifgestaltung transparenter und offeriert auf Kurzstrecken kostenlos Wasser und Snacks sowie auf Langstrecken Menüs und Alkohol. Aktuell forciert sie zubuchbare Qualitätsangebote wie Do&Co-Catering.

130 Destinationen fliegt die AUA auch weiterhin an. Einzelne Strecken ab den Bundesländern werden künftig zwar von der Mutter Lufthansa übernommen, für die Passagiere ändert sich dadurch aber so gut wie nichts

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 45/2019) erschienen.