So spart sich
Österreich arm

Durch die anhaltend niedrigen Zinsen laufen die österreichischen Sparer Gefahr, ihr Vermögen deutlich zu verringern. Sind Aktien eine Alternative?

von Anlageform - So spart sich
Österreich arm © Bild: Shutterstock

"Österreich spart sich arm", so der Titel einer Aussendung des Wiener Thinktanks Agenda Austria. Demnach wollen mehr als 6 von 10 Österreichern ihr Geld im kommenden Jahr aufs Sparbuch legen. Rund 244,5 Milliarden Euro des österreichischen Geldvermögens sind bereits so veranlagt.

Österreichs Sparbuch-Besitzer

Ist die These des "Armsparens" nicht dennoch ein wenig übertrieben? News hat nachgefragt und wollte wissen, warum investieren die Österreicher denn nicht lieber in Aktien, Fonds und Co. "Die Kombination aus Inflation und Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank hat Österreichs Sparbuch-Besitzer erneut ärmer gemacht. Unterm Strich verloren ihre Einlagen im Vorjahr 3,9 Milliarden Euro real an Wert“, sagt Agenda Austria-Ökonom Fabian Stephany.

© Agenda Austria

Wie sicher ist das Sparbuch als Anlageform? "Im europäischen Vergleich gehört Österreich zu jenen Ländern mit der geringsten Rendite auf Sparanlagen. Zwar sparen die Österreicher im internationalen Vergleich relativ viel Geld von ihrem Einkommen, legen es aber sehr konservativ – das heißt mit geringem Risiko – an. Die Anlageform Sparbuch bietet eine sichere Rendite, die allerdings nach Abzug der Inflation zu einem Wertverlust führt. Man kann sich also jedes Jahr weniger vom Ersparten leisten", erläutert Agenda Austria-Ökonom Hanno Lorenz.

Zinserhöhung in Sicht?

Trotz der EZB-Ankündigung mit Jahresende das Aufkaufen zusätzlicher Wertpapiere zu beenden, geht Lorenz davon aus, dass eine Anhebung des Leitzinses "noch länger auf sich warten lassen" wird.

Wenn das Sparbuch nicht rentabel ist, warum investieren dann nicht mehr Österreicher in Aktien? Nur 15 Prozent der Sparer wollen ihr Geld anlegen. Wie ist die Zurückhaltung bei Aktien und Wertpapieren zu erklären?. Hier gibt es, laut dem Ökonomen, mehrere Erklärungsansätze:

  • "Zum einen war die Entwicklung des österreichischen Aktienindex ATX keine Erfolgsgeschichte. Ältere Anleger dürften also mit nationalen Titeln schlechte Erfahrungen gemacht haben. Diese negative Erfahrung wird verallgemeinert. Dabei war die Entwicklung in anderen Ländern deutlich besser. Wer in deutsche, europäische oder globale Aktien längerfristig investiert hat, sollte in diesen Bereichen eine Wertsteigerung erzielt haben. Anleger sollten nach Möglichkeit international denken und sich breit aufstellen, also nicht alles in eine Einzelaktie investieren."
  • "Zudem werden Anlagen in Aktien von Politik und Interessenverbänden oft negativ gesehen. Eine strategische Investition am Aktienmarkt wird hierzulande als Spekulation abgetan. Eine positive Rendite wäre demnach also reines Glück. Dabei zeigen die Fakten, dass ein erfolgreiches Investment in Aktien nicht viel mit Glück zu tun hat."
  • "Nicht zuletzt gibt es in Österreich einen starken Sozialstaat, der auf der einen Seite gegen viele Risiken absichert; es also nicht notwendig ist, selbst viel Geld zurück zu legen. Gleichzeitig wird vom erwirtschafteten Arbeitseinkommen viel an den Staat abgetreten. Es bleibt also oftmals auch nicht viel übrig, um es langfristig zu investieren. Ebenso sind bei kleineren Beträgen die Transaktionskosten auf Wertpapiere deutlich höher als beim Sparbuch. In Kombination mit einer höheren Besteuerung macht das diese Form des Investments unattraktiv."

Hohe Gewinne bei geringem Risiko gibt es nicht

Wer in Aktien investiert, sollte sich bewusst sein, dass es auch ein Abwärtsrisiko gibt. Geld kann verloren gehen. "Typischerweise steigt das Risiko mit der Rendite. Hohe Gewinne bei geringem Risiko sollte also niemand erwarten", so der Ökonom. Hinzu kämet, dass bei Aktien eher langfristig gedacht werden sollte. "Wer also jedes Jahr auf sein Erspartes zurückgreifen will, um den Urlaub zu finanzieren, der sollte eher nicht in Aktien investieren."

Und wer unterstützt mich bei Aktien und Co.?

Wer sich letztendlich entschieden hat, in Aktien zu investieren, der stellt sich die Frage: Wer verwaltet meine Anlage? Heutzutage gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Etablierte Bankhäuser - aber auch Startups im Finanzbereich - haben digitale Anwendungen auf den Markt gebracht, die eine Anlage ohne menschlichen Kundenberater ermöglichen.

"Da finanzielle Angelegenheiten immer eine Frage des Vertrauens sind, müssen sich die digitalen Anlageberater noch behaupten. Je mehr unser Leben digitalisiert wird, zeigt sich, dass die Kombination aus menschlicher Beratung und Intuition mit elektronischen Hilfsmittel eine vielversprechende Strategie sein kann", fasst Lorenz zusammen.

Kommentare