Leben
Der Fluch der Mumie
Ela Angerers "Stilfragen": Wie die künstliche Haut die Welt verändern könnte
Endlich haben Wissenschaftler eine künstliche Haut entwickelt. Eine Silikonhaut, die zwölf Stunden lang täuschend echt wirken soll. Man klebt sie sich über Falten, Warzen und Tränensäcke und sieht damit schlagartig um Jahrzehnte jünger aus. Das ist natürlich ein Quantensprung für alle schlechten Menschen – also Lügner wie Schauspieler, Politiker und betrügende Ehefrauen: Sie müssen sich nicht mehr zur Ruhe setzen. Oder innere Qualitäten entwickeln, weil die äußeren nachlassen. Nein, der Nachspann lässt jetzt noch ewig auf sich warten: Arnold Schwarzenegger wird noch sieben weitere „Terminator“-Folgen drehen. Christiane Hörbiger springt in Salzburg wieder als Buhlschaft auf den Tisch. Die Queen klebt sich mit Silikon die Hängebäckchen ab und beendet alle Debatten, ob Sohn Charles an seinem 75er übernehmen soll.
Auch Angela Merkel könnte mit der zweiten Haut wieder so aussehen wie in der Tagesschau vor 25 Jahren, als es für Deutschland und ihre Partei noch ungeahnte Möglichkeiten gab. Gerhard Schröder übernimmt endlich wieder die SPD und holt sie aus der 18-Prozent-Ecke heraus. Frank Stronach wird neuer österreichischer Außenminister. Wir alle werden wieder auf Backfisch machen: Wozu sich in einen Push-up-BH zwängen, wenn man den Busen mit neuer Haut hochziehen kann? Wozu die ganzen Sit-ups, wenn sich das Sixpack doch auch aufkleben lässt?
Aber nicht vergessen: Nach zwölf Stunden läuten die Mitternachtsglocken. Dann bröckelt die ganze Fassade, also das Silikon. Ja, die falsche Haut, das ist „Das Cabinet des Dr. Caligari“ und „Der Friedhof der Kuscheltiere“: Noch jubeln Vertreter von Forschung und Pharmaindustrie. In Wirklichkeit haben sie die Tür zur Zombiegesellschaft meilenweit aufgerissen.