Spitzentöne
Vorgeburtstag für Werner Schneyder
Der Mann des Worts führt den "Dialog eines Lebens" mit sich selbst
Die Gesetze des Weihnachtsmarktes wollen es, dass der Satiriker Werner Schneyder seinem erst im Jänner anstehenden 80. Geburtstag schon jetzt ins Auge blicken muss. Das Vergnügen ist dabei ganz auf unserer Seite, denn zu diesem Anlass ist unter dem Titel "Gespräch unter zwei Augen" (Amalthea, 22 Euro) ein Band mit Erinnerungen und Reflexionen erschienen. Dass Schneyder diesen "Dialog eines Lebens" mit sich selbst führt, ist nachvollziehbar. Denn zwar kann heute sogar der Papst mit seinesgleichen Zwiesprache halten. Aber für dieses Buch einen Partner auf Augenhöhe zu finden, wäre für den Doyen der geschliffenen Übellaunigkeit schon ein Problem. Schneyder, der Kabarettgeschichte geschrieben hat, ist ein Mann des Worts. Er hat etwas zu sagen und nichts zu grölen. Die Pointen mit dem Vorschlaghammer zu ziselieren, um sie für bescheiden dimensionierte Gehirne zu bemessen, lehnt er ab. Die 24 Gespräche zu je einem Thema, von Politik, Ökonomie und Religion bis Essen, Trinken und Sport, sind große Wortkunst; die Abteilung "Literatur" mit der Schmähkanonade gegen Bernhard und Jelinek ärgert mich auf bestem Niveau (und das seit Jahren); und die Abteilung "Alter und Tod" berührt sogar. Am Geburtstag, dem 25. Jänner, ist er im Akademietheater wieder auf der Piste. Auch das sollte man sich zwecks Genuss und Belehrung vergönnen.