Open House
für alle

Zum vierten Mal bittet Open House Wien in architektonisch spannende Häuser. An zwei Tagen werden sie für Besucher und Besucherinnen geöffnet

von Wien - Open House
für alle
© Bild: lennart horst

Oft geht man durch die Stadt, ohne richtig hinzuschauen. Und dann gibt es Momente, wo wir auf eine alte Fassade, ein modernes Gebäude oder eine Perspektive aufmerksam werden und etwas Neues sehen. "Perspektivenwechsel" nennt der Verein "Open House Wien" die Möglichkeit, genauer hinzuschauen: Am 9. und 10. September werden 65 architektonisch außergewöhnliche Gebäude für jedermann zugänglich gemacht, kostenlos und mit Freiwilligen, die durch die Gebäude begleiten.

© Dieter Henkel Die neue ÖAMTC-Zentrale in der Baumgasse in Wien-Landstraße bietet spannende Perspektiven von allen Seiten

Die Architektin Iris Kaltenegger hatte die Idee aus London mitgebracht, wo das Open-House-Format seit 25 Jahren erfolgreich ist und Nachahmer in 35 Städten weltweit gefunden hat. In Wien nutzten in den letzten drei Jahren jeweils rund 30.000 Menschen die Gelegenheit, öffentliche Gebäude, Privatwohnungen und -häuser, Bildungseinrichtungen, Gewerbe- und Industriebauten und Büros zu besichtigen. Open House Worldwide, sagt Kaltenegger, erreicht an die 750.000 Menschen. "Das Besondere ist, dass wir Architektur in Originalgröße zeigen, dass man hineingehen und selbst sehen kann, wie die Architektur ist."

Highlights

Die Gebäude wurden von einem "Weisenrat" ausgewählt. Sie sind entweder historisch von Bedeutung oder modern und richtungweisend. Das älteste Gebäude ist die ehemalige Böhmische Hofkanzlei am Judenplatz, ein Bau von Johann Bernhard Fischer von Erlach aus dem 18. Jahrhundert (Samstag von 10-17 Uhr geöffnet). Eines der beliebtesten Gebäude bisher ist die Österreichische Postsparkasse, der Otto-Wagner-Bau am Georg-Coch-Platz.

Die Architektin Ulla Unzeitig empfiehlt diesmal auch das Philips-Haus an der Triester Straße in Favoriten. Als es entstand, war die vorgespannte Stahlbetonkonstruktion außergewöhnlich. Heuer kann man es noch einmal begehen, ehe das ehemalige Bürohaus in ein Wohnhaus umgebaut wird. Weitere Highlights sind zum Beispiel das Odeon-Theater in der Leopoldstadt, früher einmal Börse für landwirtschaftliche Produkte, oder der imposante Industriebau des Umspannwerks in Favoriten. Diesmal widmen die Expertinnen und Experten einen Schwerpunkt den Freiräumen, die so etwas wie die Schmiere einer Stadt darstellen, sagt Iris Kaltenegger. Der Rudolf-Bednar-Park im 2. Bezirk oder der Hannah-Arendt-Park in der Seestadt zeigen, wie Freiflächen in der Stadt gestaltet werden. Es gibt auch drei Trails, also Routen, die den Themen "Green", "History" und "Contemporary", also dem Zeitgenössischen mit den neuesten Bauten Wiens gewidmet sind.

Wie wohnen andere?

Bei BesucherInnen besonders beliebt sind neue Zentren und Wohnhäuser wie die Seestadt Aspern. Neben dem Hannah-Arendt-Park ist zum Beispiel das Green House, das energieeffi ziente Studierendenheim, sehenswert, in dem Musikräume, Fitnessraum, Dachterrasse und Wohneinheiten zugänglich sein werden. Im Baugruppenprojekt Seestern Aspern führen zum Teil Bewohnerinnen wie Catharina Ehrenreich durch Gemeinschaftsküche und Terrasse, Werkstatt, Gemeinschaftsraum, auf das Dach mit "Kaminzimmer" und Sauna. Ehrenreich ist eine von rund 200 Volunteers, also Freiwilligen, die durch das Haus und einzelne Wohnungen führen. Ehrenreich sagt: "Ich führe zum dritten Mal selbst durch Gebäude. Ich finde es sehr spannend. Es ist ein tolles Gefühl und macht mich stolz, anderen die Stadt zu zeigen." Letztes Jahr wanderten 600 Interessierte durch ihr Haus. Sie waren dabei, berichtet Ehrenreich, rücksichtsvoll und vorsichtig.

© Max Kropitz BesucherInnen können selbst sehen und spüren, wie das Leben in diesem Haus in der Heuberggasse in Hernals ist. Die Architekten werden anwesend sein

In einigen Gebäuden werden eigene Kinderführungen angeboten, die im Vorjahr sehr erfolgreich waren. Bei ausgewiesenen Fachführungen sind ArchitektInnen, LandschaftsplanerInnen und BauexpertInnen anwesend. Auch einige Gebäude in Niederösterreich sind für Interessierte geöffnet.

Im Internet sind Gebäude und Plätze und die Öffnungszeiten zu finden. Eigene Stadtpläne liegen unter anderem im Stadtinformationszentrum Wien, im Architekturzentrum oder der Hauptbücherei auf. Zu den Besichtigungen muss man sich nicht anmelden. Einfach hinkommen und schauen. Es kostet nichts. www.openhouse-wien.at

Open House Wien
65 spannende Gebäude sind am 9. und 10. September zu besichtigen - ohne Anmeldung