Oh du Fröhliche

Weihnachten - die emotionale Herausforderung

von Schneiders Rat - Oh du Fröhliche © Bild: Privat

Rund um Weihnachten erkenne ich in meiner Praxis alle Jahre wieder zwei völlig konträr denkende Glaubensgemeinschaften. Die Gruppe mit einer großen Familie im Hintergrund erzählt mir spätestens in dem Moment, in dem die erste Weihnachtsbeleuchtung uns gnadenlos daran erinnert, dass es (schon) wieder so weit ist, wie mühsam auch heuer wieder alles sein wird. Und die andere Gruppe, die der Singles, erzählt mir, wie furchtbar enttäuscht sie sind, dass sie noch immer keine Schwiegereltern haben oder auch Schwager und Schwägerin nebst vielen Kindern, die sie einladen und bekochen können. Beides völlig legitime Gedanken und Wünsche. Es ist nur so: Wir sind ganz selten mit dem zufrieden, was wir haben. Und wollen deshalb immer genau das andere. Die Singles wollen (freiwillig) Schwiegermütter bekochen und sie gemeinsam mit allen Kinder aus der Verwandtschaft einladen (wobei dieses Vorhaben meisten nur für ein einziges Fest anhält).

Alle anderen, die schon eine Schwiegermutter haben, wissen, dass das Essen ohnehin kritisiert wird und die Kinder dank ihrer antiautoritären Erziehung überhaupt keinen Respekt vor teuren technischen Gerätschaften und Designermöbelstücken haben. Und dass man dann nur einen einzigen Wunsch hegt: Können wir Weihnachten dieses Jahr bitte in einem Fast-Food-Restaurant feiern? Dort schmeckt es allen, und niemand kann etwas kaputt machen. Außerdem gibt es eine fixe Sperrstunde, und jeder kann sich ausrechnen, wann er spätestens wieder heim darf. Großartig! Aber so ist es nun einmal. Weihnachten ist für viele, um nicht zu sagen: für die meisten, eine echte emotionale Herausforderung. Deshalb mein Vorschlag: Wir müssen lernen, den Status quo so anzunehmen, wie er ist. Diejenigen von uns, die eine Schwiegermutter haben, können sie nämlich nicht einfach verschenken -nicht einmal zu Weihnachten. Und diejenigen, die keine haben und sich eine wüschen würden, können sich keine backen. Machen Sie also das Beste daraus. Und für den äußersten emotionalen Notfall gibt es rund um Weihnachten ja immerhin fast überall einen Becher Erste-Hilfe- Glühwein. Sozusagen als psychologische Akutmaßnahme.

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