"Wird mein Leben
glücklich oder unglücklich?"

Wer möchte nicht sein Schicksal erfahren? Zukunftsdeutung ist vor allem zu Jahresbeginn besonders beliebt.

von Wahrsager-Kunst - "Wird mein Leben
glücklich oder unglücklich?" © Bild: Shutterstock/nullplus

Die Renaissance ist hoch im Kurs. Auf das dem Universalgenie Leonardo da Vinci gewidmete Jahr 2019 folgt das Raffael-Jahr 2020, das ganz im Zeichen des Meisters aus Urbino steht. Auch andere, weniger bekannte Aspekte dieser Blütezeit der europäischen Kultur werden derzeit unter die Lupe genommen, wie zum Beispiel die Wahrsagerei, die in der Renaissance Hochkonjunktur erlebte.

Wahrsager

Wer möchte nicht sein Schicksal erfahren? Zukunftsdeutung ist vor allem zu Jahresbeginn besonders beliebt. Die Praktiken des volkstümlichen Wahrsagens waren auch in der Renaissance überaus populär und reichten vom Handlesen über die numerologische Deutung des Geburtsdatums und des Namens, das Kartenlegen und Würfeln bis hin zum "Bibelstechen". Allgemein verbreitet, auch unter Gebildeten, war der Glaube an die Bedeutung von Warnträumen und äußeren Vorzeichen.

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"Wird mein Leben glücklich oder unglücklich?" Das ist die erste Frage, auf welche das Losbuch des Humanisten Lorenzo Spirito Gualtieri (1426-1496) eine Antwort verspricht. Der aus Perugia stammende Poet schrieb zur Zerstreuung einer Adelsfamilie seiner Heimatstadt eigenhändig ein Gesellschaftsspiel, Il Libro delle Sorti (Das Buch der Schicksale), das Fragen und Antworten zu Themen enthielt, mit denen man sich auch schon damals gerne beschäftigte: Glück, Ehe, Geburt eines Kindes, Todeszeitpunkt, Ausgang eines Krieges oder geschäftlicher Erfolg.

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Losbücher hatte es zwar schon früher gegeben. Lorenzo Spiritos "Buch der Schicksale"* war aber das erste gedruckte. Es wurde zum Bestseller: Bis 1700 erschienen 50 Auflagen in fünf Ländern; das war ein gutes Drittel aller in diesem Zeitraum gedruckten Losbücher. Die erste Handschrift des Buches ist heute in der Biblioteca Marciana in Venedig aufbewahrt.

Spiritos "Buch der Schicksale" ist jetzt erstmals in deutscher Nachdichtung im Folio Verlag erschienen. Ins Deutsche übersetzt wurde es vom Südtiroler Werner Menapace, der es aus dem Altitalienischen übersetzte. Das mit prächtigen Holzschnitten von umbrischen Malern aus dem Umfeld des Pietro Perugino und des jungen Raffael ausgestattete Würfellos- und Wahrsagebuch gibt auf 20 zentrale Lebensfragen 1.120 gereimte Antworten.

Themen wie Liebe und Tod

Um das Rad der Fortuna herum sind 20 vorgegebene Schicksalsfragen angeordnet. Fünf Schritte führen von der Frage zur Antwort. Beim dritten tritt der Zufall ins Spiel in Form dreier Würfel, die letztendlich das Ergebnis bestimmen. Die Antworten sind dreizeilig und in Versmaß gehalten. Der Übersetzer konnte sie kunstvoll und mit Witz in die deutsche Sprache übertragen.

Die 20 Fragen, auf die das Losbuch antwortet, geben einen einmaligen Einblick in das Leben in der Renaissance. Liebe und Tod sind zeitlos wichtige Lebensthemen, Fragen nach dem glücklichen Leben und das Thema der ehelichen Treue sind weiterhin aktuell. In einem Teil der Antworten auf die Fragen nach dem zu erwartenden Nachwuchs finden sich Prognosen, die auf die damalige hohe Kindersterblichkeit, sowie auf eine Geringschätzung weiblichen Nachwuchses hindeuten. Auch Kinderlosigkeit ist ein Thema, sowie das entschiedene Misstrauen gegenüber ärztlicher Heilkunst.

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Abgebildet sind 20 Sphären, die nach astrologischen Motiven benannt sind und von Holzschnittkünstler aufwendig verziert wurden. Noch unklar ist, an welchen Vorbildern sich Spirito orientierte. Angenommen wird, dass es nicht überlieferte handschriftliche Vorbilder gab, von denen er sich inspirieren ließ.

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