Ganz wertfrei

Wahrnehmen, nicht werten

von Schneiders Rat - Ganz wertfrei © Bild: Privat

Das war kürzlich wieder einer dieser berühmten Sätze meiner Yogalehrerin. Einer der Sätze, die mich dann noch richtig lange beschäftigen. "Nicht werten." Geht das überhaupt? Im Zuge der Yogastunde habe ich darüber intensiv nachgedacht und mich selbst dabei entdeckt, permanent zu bewerten. Mich selbst und andere. In diesem Moment damals meine eigene Beweglichkeit betreffend. Und die der anderen. Wer ist in welcher Übung wie dehnbar, wer hat mehr Gleichgewicht etc. Fürchterlich! Auch den restlichen Tag über habe ich immer wieder festgestellt, dass ich in einer unendlichen "Ich werte andere"-Schlaufe drinnen bin. Es ist erschreckend, wie viele Gedanken man sich den ganzen Tag über andere Menschen machen kann, die man oftmals nicht einmal persönlich kennt. Sondern einfach nur auf der Straße, beim Einkaufen oder in der U-Bahn wahrnimmt. Und am schlimmsten ist das ewige Sich-selbst-Bewerten. Ist meine Arbeit auch wirklich gut genug? Hätte jemand anderer das nicht vielleicht besser gemacht? Ob mein Chef mich gleich wertschätzt wie meine Kollegin, die immer sehr akkurat arbeitet und der nie kleine Fehler passieren?

Eine gedankliche Endlosschleife. In dieser Schlaufe sind wir aber alle irgendwie gefangen. Was uns auf Dauer jedoch viel zu viel Energie kostet. Sinnlose Energie! Deshalb habe ich für meinen Teil jetzt entschieden, zu üben, stolz auf mich zu sein. Und endlich damit aufzuhören, zu überlegen, was ich nicht so gut kann. Oder andere vielleicht besser können. Da gibt es nämlich vieles. Das nützt aber weder mir etwas noch den anderen (abgesehen von denen, die etwas besonders gut können). Ich versuche meine Tage jetzt also so zu gestalten, meine eigenen Stärken zu erkennen und auch wertfrei wahrzunehmen. Und meine Umwelt einfach sein zu lassen. Ohne mich mit anderen zu vergleichen oder mir zu überlegen, dass manche Kleidungsstücke an anderen Personen in einer Nummer größer bestimmt viel schöner gewesen wären. Auch wenn das so ist. Es geht mich nichts an. Und wer weiß, was sich die andere Person im selben Moment gerade von mir denkt. Da ist es doch viel schöner, weniger zu denken und den Moment einfach wertfrei zu genießen.

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