Unzumutbare Arbeitsbedingungen? Textil-
diskonter KiK im Visier der Gewerkschaft

Betriebsräte besuchen 226 österreichische Filialen Aufklärungskampagne über Arbeitnehmerrechte

Zug um Zug nimmt sich die Gewerkschaft der Privatangestellten heimischer Handelsketten an, deren Beschäftigte zum Teil unter schlechten bis unzumutbaren Bedingungen arbeiten müssen - auf Billa, Schlecker und Lidl folgt nun der Textildiskonter KiK, eine Tochter des deutschen Tengelmann-Konzerns.

Die Verkäuferinnen müssten häufig alleine eine Filiale betreuen und könnten nicht einmal auf die Toilette gehen. Auch die vereinbarten Arbeitszeiten würden selten eingehalten oder finanziell abgegolten, bemängelte GPA-Vorsitzender Wolfgang Katzian. Die Überstundenpauschale müsse häufig für Kollektivvertragserhöhungen herhalten.

Bemühungen der KiK-Belegschaft, einen Betriebsrat zu installieren, sind den Angaben zufolge auf heftige Gegenwehr von der Geschäftsführung gestoßen. "Ich sitze nicht hier, um die Firma schlecht zu machen - es gibt überall im Handel Probleme. Aber ich bin der Meinung, dass ein Unternehmen in der Größenordnung von KiK einen Dialog zwischen Belegschaft und Geschäftsführung braucht, um die Aufgabenstellungen, die da sind, gemeinsam zu lösen", sagte der Kärntner KiK-Filialleiter Andreas Fillei. "Ich bin irrsinnig gerne bei dieser Firma beschäftigt, weiß aber nicht, ob ich das morgen noch bin, wenn ich hier sitze", merkte Fillei an, der vor Kurzem als Filialleiter von Villach nach Klagenfurt versetzt wurde.

Die GPA startet nun eine Aufklärungskampagne über die Rechte der Mitarbeiter in den einzelnen KiK-Filialen. In einer konzertierten Aktion besuchen 200 Betriebsräte aus anderen Betrieben, die in der Nähe der jeweiligen Filiale tätig sind, die 226 Geschäftsstellen des Billiganbieters in ganz Österreich. Die rund 1.500 Mitarbeiter des Unternehmens werden direkt vor Ort über Informationsmöglichkeiten aufgeklärt und erhalten Fragebögen über ihre Arbeitsbedingungen. Eine Ausweitung der Aktion auf Deutschland, die mit der dortigen Gewerkschaft Ver.di abgestimmt ist, ist angedacht.

Das erklärte Ziel der GPA: "Konkret fordere ich die Geschäftsführung auf, die Wahl eines Betriebsrates zu ermöglichen und in den Dialog mit der Gewerkschaft einzutreten", präzisierte der GPA-Chef sein Anliegen. Das Beispiel Billa zeige, dass auch andere Wege möglich seien, ortet Katzian Verbesserungen bei der Handelskette, die seit nunmehr drei Jahren im Blickpunkt der Gewerkschaft steht. Auch bei Schlecker, dessen Filialen vor einem Jahr GPA-Besuch erhielten, hätten sich die Arbeitsbedingungen bereits "spürbar verbessert", obgleich die Probleme dort noch nicht auf Dauer gelöst seien.

"Das ist eine Aktion für die Arbeitnehmer im Handel, die nicht gerade zu den bestverdienenden Menschen hier im Land gehören", verwies Katzian auf die mittlerweile 45.000 geringfügig Beschäftigten und eine immer größere Anzahl von Teilzeit-Beschäftigten. Die nächste Kollektivvertragsrunde für die rund 500.000 Angestellten im heimischen Handel und in verwandten Berufen startet am 19. Oktober.

(apa/red)