4,6 U-Bahn-Kilometer mehr

Die U1-Strecke geht in die Verlängerung

Ab September fährt die U1 bis Oberlaa. 600 Millionen Euro werden in den 4,6 Kilometern langen Abschnitt investiert. Jetzt finden die Testfahrten statt.

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    Eine Fahrt mit der neuen U1 Strecke

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    Eine Fahrt mit der neuen U1 Strecke

Die U1-Strecke geht in die Verlängerung. Ab 2. September hat sie fünf Stationen mehr und fährt bis Oberlaa. Ein Blick unter die Erde, in die neuen Stationen und auf den Stand der Bauarbeiten. 600 Millionen Euro wurden hier investiert

Zu Fuß zieht sich die Strecke ein wenig. Die Gleise des neuen U1-Abschnitts führen von der derzeitigen Endstation Reumannplatz erst unterirdisch, weiter draußen dann auf Straßenniveau nach Süden und im Bogen bis zur Therme Wien in Oberlaa. Die Verlängerung misst 4,6 Kilometer und macht die U1 mit 19,2 Kilometern zur längsten U-Bahn-Linie Wiens. Es war eine der letzten Möglichkeiten, einen Teil der Strecke zu Fuß zurückzulegen, denn wenige Tage danach floss hier schon der Strom. Bei der Testfahrt ging's schon recht schnell dahin. In Einstellfahrten wird bei bis zu 80 Stundenkilometern getestet, ob die Signaltechnik funktioniert, wo der Zug mit welchem Tempo fahren kann und wo er abbremsen muss.

© News/Merridee Stein ab 2.September 2017

Bei den Tunnelvortriebsarbeiten zu Baubeginn vor fünf Jahren war es hier höllisch laut. Jeden Tag bohrten sich die Maschinen vier Meter tief in die Erde. Zum Leidwesen der Anrainer wurde rund um die Uhr gearbeitet, und unzählige Lkw-Fahrten waren notwendig, um den Aushub wegzuschaffen. Die Bergbauarbeiten sind längst abgeschlossen, die Gleisarbeiten auch, jetzt wird den fünf neuen Stationen der letzte Schliff verpasst. "Schön langsam ist alles, wo es sein soll", sagt Martin Kronberger von der Abteilung Planung, Bau und Projektmanagement zufrieden. "Letztes Mal sind hier überall noch die Kabel herumgelegen."

Feinschliff für Stationen

Kronberger ist für den Bauabschnitt vor und nach der Station Alaudagasse am Rande der Favoritenstraße zuständig, der unterirdisch verläuft. Die Station wird ein stark frequentierter Knotenpunkt mit mehreren zuführenden Buslinien. Derzeit wird am Innenausbau gearbeitet. Die Vorrichtungen für die Überwachungskameras hängen schon, Lautsprecher sind montiert, die Ticketautomaten noch nicht, Behälter für die Mistkübel stehen bereit. Sitzbänke, die Mittelwände mit Karten und Notrufeinrichtungen, die "Zugzielanzeigen" kommen in den nächsten Wochen. In dieser Station gibt es keine Rolltreppe, sie würde zu viel Platz brauchen. Drei 21 Personen fassende Aufzüge sollen den barrierefreien Zugang gewährleisten, und es gibt Treppen.

Tief unter der Erde, im Kollektorraum unter dem Bahnsteig, kommen alle Leitungen zusammen: die Kabelstränge der Nachrichtentechnik, die Abwasserleitungen für die Gullys am Bahnsteig, die dicken Rohre für die Entlüftung. Ein blaues Rohr an der Seite ist die sogenannte Trockenlöschleitung. Im Brandfall kann die Feuerwehr auf Straßenniveau von oben die Leitung mit Wasser befüllen und unter der Erde, wie bei einem Hydranten, Löschwasser zapfen, statt Schläuche durch alle Ebenen der Station legen zu müssen.

19,2 km

lang ist die U1-Strecke mit der Verlängerung nach Oberlaa und damit die längste U-Bahn- Linie Wiens. 50.000 Menschen wohnen entlang des neuen Teilstücks

Von der Station Alaudagasse geht es weiter nach Süden. 672 Meter misst der Bauabschnitt, 350 Meter die beiden eingleisigen Tunnelröhren. Hier wurden 120.000 Kubikmeter Aushub abtransportiert, 49.500 Kubikmeter Beton und 4.900 Tonnen Betonstahl verarbeitet.

Zwischen den Stationen Alaudagasse und Neulaa fährt die U-Bahn auf Straßenniveau, von Tieflage auf Niveaulage, sagen die Ingenieure. Und da kommen entlang der Gleise auch einige Graffi ti ans Tageslicht: "Die putzen wir noch, das bleibt nicht so", sagt Kronberger.

44 Monate waren für den 1.200 Meter langen Bauabschnitt Neulaa vorgesehen, und derzeit ist man genau im Plan. Die Station selbst sieht fast fertig aus, da werden schon die Überkopfanzeiger geputzt. Auch die Dachrevisionshalle dahinter ist fertig. Hier kann eine U-Bahn von oben, seitlich und unten geprüft und repariert werden, erzählt Martin Dunst von der Bauleitung. Er zeigt stolz alle technischen Einrichtungen, die Hallen, das Notstromaggregat: "Für mich ist das alles sehr aufregend." Draußen bei der Ada-Christen-Gasse türmt sich noch Erde, aber bald soll Grün in der neuen Parkanlage sprießen.

Der 600-Millionen-Bau

50.000 Menschen, die entlang der Trasse wohnen, werden ab September an die U-Bahn angeschlossen sein. "Sie werden", sagt die für die U-Bahn zuständige Stadträtin Ulli Sima, "dann in 15 Minuten bis zum Stephansplatz fahren. Das ist eine totale Aufwertung für den Bezirk." In den Spitzenzeiten werden 31 Züge gleichzeitig auf der U1-Strecke unterwegs sein, zur Morgenspitze in 2,5-Minuten-Intervallen, untertags in weniger als vier Minuten.

600 Millionen Euro wurden in die U1-Verlängerung investiert, die Wiener Linien rechnen mit einer Beschäftigungswirkung von 10.000 Arbeitsplätzen. Die Kosten teilen sich Bund und Stadt. Am 2. September wird die neue Strecke eröffnet.

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