Neue Helden braucht das Land

von
Tourismus - Neue Helden braucht das Land

Die heimische Tourismuswirtschaft war in den vergangenen Jahren nicht nur bei den Nächtigungs-und Umsatzzuwächsen ganz stark, sondern auch beim Jammern: zu wenig Ertrag, zu schlechte Rahmenbedingungen, zu geringe Wertschätzung seitens der Politik -überhaupt alles ganz schrecklich. Doch das ist jetzt anders: So guter Stimmung wie derzeit waren die Touristiker schon lange nicht -und das liegt nicht nur an den guten Buchungszahlen für die laufende Saison.

Seit die türkis-blaue Regierung am Ruder ist, keimt wieder Hoffnung. Viele Branchenvertreter sprechen gar von einer neuen Aufbruchstimmung. Das konnte man auch am Kongress der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) diese Woche in Wien feststellen. Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde am Eröffnungsabend wie ein Popstar empfangen; Selfies und Fotoshootings ohne Ende. Ein jeder wollte mit dem politischen Ausnahmetalent auf das Bild. Nur das aufgeregte Kreischen fehlte. Früher hatten die wichtigsten Politiker oft abgesagt; diesmal war der Heilsbringer persönlich erschienen. ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer ist voll des Lobs für Kanzler Kurz, der ein offenes Ohr für die Sorgen der Betriebe habe, sich Zeit nehme und immer höflich bleibe. Sie stellt ihn in eine Reihe mit Politikern wie Emmanuel Macron und spricht von einer neuen Art der Politik. Kein Wunder, dass die Hoteliers den Aussagen von Kanzler Kurz, wie er der für die Volkswirtschaft wichtigen Branche den Rücken stärken will, mucksmäuschenstill lauschten. Großer Applaus, als er ankündigte, dass die Mehrwertsteuer auf Beherbergung noch heuer von 13 auf zehn Prozent gesenkt werde.

Solche Verehrung ist Kurz freilich gewöhnt: Schon in den vergangenen Jahren als noch jüngerer Außenminister und während des Wahlkampfs war er ein begehrtes Fotoobjekt. Nun gibt es sogar eine vergoldete Silbermünze mit seinem Konterfei. Weshalb die SPÖ, die von derartigen Huldigungen momentan nur träumen kann, über ihren Justizsprecher Hannes Jarolim dazu sogar eine parlamentarische Anfrage einbrachte.

Politikberater Thomas Hofer rät dem Kanzler, der die anhaltende Begeisterung durchaus zu genießen scheint, jedoch, diesbezüglich etwas auf die Bremse zu steigen. Mit dem Hype steige auch die Erwartungshaltung seiner Fans; und die müsse auch befriedigt werden. Manna vom Himmel fallen lassen könne selbst Kurz nicht. Nicht umsonst sagt auch ÖHV-Präsidentin Reitterer, sie stehe zu ihren Vorschusslorbeeren, man werde die Umsetzung der Ankündigungen durch die Regierung aber genau beobachten.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: fritz.guenter@news.at